"Die will hier keiner haben"

GONZERATH. Einen Tag nach dem NPD-Landesparteitag kann man die Geschehnisse des Vortags in Gonzerath nur noch erahnen. Doch das Thema ist in aller Munde, wie eine Umfrage im Ort ergab. Viele fürchten um den Ruf des Dorfes.

Montagmittag in Gonzerath. Es regnet. Die Straßen sind leer. Dass sich hier am Sonntag Vertreter der rechtsradikalen NPD trafen, darauf weist kaum noch etwas hin. Einsam hängt ein Plakat "Stop Nazis" mit einem durchgestrichenen NPD-Schriftzug an einem Gerüst. Der erste Recherche-Versuch in einer Wirtschaft: Zumindest am Sonntagabend seien die Geschehnisse noch nicht das Gesprächsthema am Tresen gewesen, sagt Gastwirt Peter Schimper. Sein persönlicher Eindruck: Die NPD sei bei der Bevölkerung nicht erwünscht. Ein Eindruck, der sich bei einer Umfrage vor dem örtlichen Supermarkt bestätigt. "Ich bin empört, dass es so etwas gibt", macht eine Frau aus Longkamp ihrem Ärger Luft. Dass die NPD ihren Landesparteitag quasi vor ihrer Haustür abhält, "das hat mir nicht gefallen", sagt die Gonzeratherin Irene Schneider. "Für mich ist das schrecklich. Ich habe Angst vor denen", sagt eine Einheimische, die namentlich nicht genannt werden will. "Die will hier keiner haben", macht Anja Klingel, ebenfalls Gonzeratherin, keinen Hehl aus ihrer Meinung. Anders als viele andere Einwohner, die wohl weggeblieben seien, um den Rechtsradikalen keine Plattform zu bieten, war sie am Sonntag vor Ort gewesen, um ihren Protest auszudrücken. Sollten sich ähnliche Veranstaltungen wiederholen, ist die couragierte Frau sich sicher, dass auch die Gonzerather Vereine und der Ortsbeirat gegen die Rechtsradikalen demonstrieren würden. "Wir sind ein sehr tolerantes Dorf. Bei uns leben auch viele Nicht-Deutsche", sagt Supermarkts-Chef Frank Klein. Aber: "Wenn die sich hier festsetzen wollen, bin ich dagegen." Versicherungsvertreter Jan Thömmes fürchtet um den Ruf der Ortsgemeinde. Bei seinen Kunden sei der Parteitag am Montag Gesprächsthema gewesen. Auch auf dem Sportplatz in Peterswald, wo die Gonzerather am Wochenende gespielt hatten, seien die Kicker gefragt worden: "Was ist denn bei Euch los?" Sein Vater Dietmar Thömmes, Ortsvorsteher in Gonzerath, ist nicht froh darüber, dass sich "solche Leute hier angesiedelt haben". Damit meint er wohl Sascha Wagner, am Sonntag zu einem von drei Landes-Vize-Chefs gewählt. Für Thömmes ist klar: "Wir lassen uns nicht in die braune Ecke drängen." Auch der SPD-Kreisparteirat meldet sich zu Wort. Er beschloss eine Resolution gegen Rechtsradikale. "Wenn am ersten Adventssonntag ein Landesparteitag der NPD in Gonzerath stattfindet, so ist dies ein Beispiel dafür, wie flächendeckend die NPD nicht nur mit Schulhof-CDs agiert." Der SPD-Kreisvorsitzende Dieter Burgard fordert einen harten Kurs gegen rechtsextreme Umtriebe.

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