Ein Pfarrer ohne Gemeinde

Anders als bei der katholischen gibt es bei der evangelischen Kirche mehr Bewerber als Pfarrstellen. Deswegen kann sich auch Markus Herzberg, der zuletzt die Vertretung für den beurlaubten Pfarrer der Kirchengemeinde Wirschweiler-Allenbach-Sensweiler übernommen hatte, vorerst kaum Hoffnungen darauf machen, den von ihm geliebten Beruf ausüben zu können.

 Pfarrer Markus Herzberg aus Schauren hat kaum Chancen, seinen Traumberuf Pfarrer auszuüben. Foto: Hosser

Pfarrer Markus Herzberg aus Schauren hat kaum Chancen, seinen Traumberuf Pfarrer auszuüben. Foto: Hosser

Schauren/Wirschweiler. Markus Herzberg ist gerne Pfarrer. In der Kirchengemeinde Wirschweiler-Allenbach-Sensweiler machte er seine Sache so gut, dass viele ihn gern dort behalten hätten. Ihm aber war von vornherein klar, dass diese Aufgabe befristet sein würde. Die Stelle gilt als besetzt, solange das Verfahren zwischen dem beurlaubten Amtsinhaber Oliver Schmidt und der Rheinischen Landeskirche noch schwebt.

Weil Markus Herzberg zurzeit ein Praktikum macht, hat jetzt Pfarrer Peter Winter die Vertretung in der benachbarten Kirchengemeinde übernommen. Selbst wenn diese Stelle demnächst frei werden sollte, hätte Herzberg kaum Chancen, ins Pfarrhaus von Wirschweiler einzuziehen: Seine Noten aus dem 1. und 2. Examen sind nicht gut genug. Sie fließen in ein Punktesystem ein, nach dem die Landeskirche in einem seit diesem Jahr eingeführten Verfahren zentral jene Kandidaten auswählt, die sich auf freie Stellen in Kirchengemeinden bewerben dürfen.

Dem gebürtigen Duisburger hilft es letztlich auch nicht, dass er für seine Arbeit sowohl in der Kirchengemeinde Schauren-Kempfeld-Bruchweiler, der er als Pfarrer zur Anstellung (z. A.) zugeteilt ist, als auch in Wirschweiler-Allenbach-Sensweiler von allen Seiten viel Anerkennung bekommt. "Das freut mich aber, und es bestätigt mich, diesen Weg weiter zu gehen, zu dem ich mich berufen fühle." Wahrscheinlich spüren die Menschen, dass es ernst gemeint ist, wenn er sagt: "Für mich ist das nicht einfach nur ein Job. Ich bin mit Herz und Seele Pfarrer und liebe diesen Beruf."

Auch Bewerbungen in Österreich brachten nichts



Er hält es "für unchristlich, dass es vor allem von der Note abhängt, ob ich diesen Beruf auch ausüben darf". Nach dem Abitur war er zunächst nicht ganz sicher, ob er nicht doch besser Medizin studieren sollte. Doch während des Zivildienstes wurde ihm dann klar, dass es ihm mehr lag, den Patienten am Bettrand zuzuhören, statt sie im OP-Saal zu behandeln.

Daran hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Mehr denn je ist er überzeugt, "dass diese Entscheidung richtig war" - trotz der unbefriedigenden Situation, in der er sich jetzt befindet.

Als er sein Studium begann, wurden in der evangelischen Kirche noch Pfarrer gesucht. Durch die vielen Austritte und die dadurch angespannte Finanzlage hat sich das massiv verändert. Markus Herzberg, der mit Ordination und Anstellungsfähigkeit auch formal alle Voraussetzungen erfüllt, um Pfarrer zu werden, hat sich sogar in Österreich beworben - vergeblich: Auch dort gibt es mehr Bewerber als Stellen.

Sowohl seinem Vikariat in einer städtischen Gemeinde in Nordrhein-Westfalen als auch seiner Zeit in den beiden dörflich geprägten Kirchengemeinden im Hunsrück kann er - so unterschiedlich diese Einsätze auch waren - viel Positives abgewinnen: So blickt der 31-Jährige auf etliche Begegnungen, Erfahrungen und Erlebnisse zurück, "die mich reich gemacht haben".

Sein Vertrag mit der Landeskirche läuft am 31. März 2009 aus. Dann endet auch unwiderruflich seine Zeit in Schauren, wo er eine Wohnung gemietet hat. Vorher aber hat er am 1. Oktober ein dreimonatiges Praktikum bei einer Unternehmensberatung begonnen, wo er im Personalbereich unter anderem für Teamentwicklung und Konfliktberatung zuständig ist.

Von der Kirche erhält Herzberg dafür Sonderurlaub, wobei sie die Hälfte seiner Bezüge weiter zahlt. Sie will jungen Pfarrern so andere berufliche Perspektiven ermöglichen. Der Unterschied zu seiner bisherigen Tätigkeit sei nicht so groß, wie mancher glauben mag, sagt Herzberg: "Es geht hier wie dort darum, Menschen in Prozessen zu begleiten. Lieber wäre mir aber, wenn ich eine Gemeinde betreuen könnte. Denn im Herzen werde ich immer Pfarrer bleiben."

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