Viele sind gekommen, aber der zu Ehrende hat gefehlt, wie beinahe erwartet: Am Sonntag ist die Traumschleife Jakob-Maria-Mierscheid-Weg zwischen Heinzerath, Elzerath und Gonzerath und einem Abstecher nach Merscheid offiziell eröffnet worden. Ab sofort können sich Wanderer auf einem 12,4 Kilometer langen Rundkurs an 14 Stationen ein Bild von den wichtigsten Lebensstationen des fiktiven Morbacher Bundestagsabgeordneten machen.

Tafeln informieren beispielsweise über das Mierscheid-Gesetz, nach dem die Wahlergebnisse der SPD in Verbindung stehen mit der Menge der deutschen Rohstahlerzeugung, über die Bewerbung Morbachs als Olympiastadt und über die Liebe Mierscheids zu seiner verstorbenen Frau Helene. An den Stationen stehen zudem besondere Bänke, wie die Liebesbank an der grauen Lei oder eine schrägstehende Bank am Eingangstor in Gonzerath. Sie soll das deutsche Nord-Süd-Gefälle ausgleichen. Einstiegstore in den Rundkurs stehen in Heinzerath, Gonzerath und Merscheid.

200 Besucher, darunter auch politische Prominenz aus Bundestag und Landtag, sind bei der Eröffnung der Traumschleife einen 4,5 Kilometer langen Abschnitt des Weges gewandert. Der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal erinnert dabei unter anderem an die Bolzen, die Mierscheid stets gewissenhaft geprüft habe, an die Olympiabewerbung Morbachs, das dann aber gegen Sydney unterlag sowie an die Jakob-Maria-Mierscheid-Passage, die in Bonn einst Regierungsgebäude miteinander verbinden sollte.

Die Traumschleife sei ein weiteres Standbein Morbachs zum Ausbau des touristischen Angebots. Insgesamt hat die Gemeinde 38.000 Euro in den Jakob-Maria-Mierscheid-Weg investiert. 18.000 Euro kommen aus dem EU-Leaderprogramm. Die Zertifizierung soll im Frühjahr 2015 angegangen werden. Und wieso hat es von der Geburtstagsfeier Mierscheids im März 2013, bei der bereits ein Eingangstor für die Traumschleife und eine Bank gezeigt wurden, bis zur Eröffnung des Weges so lange gedauert? Hackethal begründet dies mit der Detailliebe, die in den Darstellungen an den Stationen stecke und die viel Zeit gebraucht habe. "Da steckt viel Feinsinn dahinter", sagt er.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) haben zur Eröffnung Grußworte gesandt. Und Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) schreibt: "Du und Deine politische Arbeit sind über jeden Zweifel so erhaben wie Morbach über das Moseltal." Damit teilt die politische Prominenz die Einschätzung des Morbacher Bürgermeisters: "Der Weg ist eine humorvolle politische Darstellung und damit Politik einmal anders."Extra: Jakob Maria Mierscheid

Der Abgeordnete Jakob Maria Mierscheid ist 1979 von zwei Bundestagsabgeordneten erfunden worden. Er spielt die Figur des Hinterbänklers, der durch seine humorvollen Einlagen die Abgeordneten gelegentlich an das wahre Leben erinnert. Mierscheid gehört der SPD an, ist von Beruf Schneider und kommt aus Morbach. Er ist in zahlreichen Schriften aufgeführt und erscheint auch in den Abgeordnetenlisten des Deutschen Bundestags.