Ferienbeginn im Chaos versunken

THALFANG. Man nehme eine alte Schulverordnung, packe dazu neue Beförderungsvereinbarungen, und schon ist das Chaos perfekt. Ein gefährlicher Mix, der jedoch wieder die trifft, die dafür am wenigsten können - die Kinder.

Leere Kassen zwingen zum Sparen. Dass dies für öffentliche Haushalte ebenso gilt wie für private, ist den Bürgern klar. Daher steht das Verständnis für die Integration der Schülerbeförderung in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) außer Frage. Ist dieses Kostenbewusstsein doch schon wegen rückläufiger Geburtenzahlen angebracht und spätestens seit 1999 in etlichen Kreisen des Landes Realität. Nicht mehr nachvollziehbar ist jedoch für viele die zeitweilige Unvereinbarkeit von Schulschluss- und Beförderungszeiten, die vor allem zum Ferienstart für gefährliche Zustände auf den Schulparkplätzen sorgt."Chaotisch - ich warte nur drauf, dass es mal scheppert", erinnert sich Barbara Müller an das Durcheinander von Fahrzeugen sowie kreuz und quer laufender Kinder am letzten Schultag in Thalfang. Die Deuselbacherin hatte an der Grundschule einen Nachbarsjungen abgeholt, der wie alle rheinland-pfälzischen Schüler an diesem Tag bereits um 11.20 Uhr Schulschluss hatte.Busse fahren am letzten Schultag fast leer

Denn so sieht es das Schulgesetz am letzten Unterrichtstag vor den Ferien vor. Zu Zeiten separater Schülerbeförderung war das auch kein Problem. Heute dagegen schon. "Dass man extra hierhin fahren muss, um die Schulkinder abzuholen", irritierte daher nicht nur die Nachbarin. Zumal die Busse zu den regulären Zeiten dennoch fuhren - allerdings fast leer. Die seit diesem Schuljahr akute Situation lässt auch nach Ansicht von Sylvia Stadtfeld zu wünschen übrig. Entweder sollten die Busse besser koordiniert werden, oder die Schulzeiten müssten verändert werden, findet die Gräfendhroner Mutter.Selbst Kinder wundern sich. Erst müsse man früh nach Hause. "Dann hat man den ganzen Tag nix zu tun", meint die zwölf Jahre alte Diana. Madlen, zehn, gab zu bedenken, viele Mütter könnten ja nicht kommen, um ihre Kinder abzuholen.Klaudia Ludwig, Vorsitzende des Elternbeirates der Grundschule Thalfang, drängt daher auf eine Änderung. "Es geht um die Sicherheit der Kinder, die nicht mehr gewährleistet ist". Ganz zu schweigen von einer Kontrolle, wer mit wem fahren darf, wenn 180 Grundschüler plus 200 Schüler der Regionalen Schule binnen weniger Minuten abgeholt werden. Denn die regulären Busse um 12.05 Uhr würden nur wenige abwarten.Der Umweltaspekt eines solchen Schultourismus gerät da schon fast in den Hintergrund. Ebenso wie die unnötigen Kosten, weil, so die Elternsprecherin, Schulgesetz und RMV sich widersprechen, "aber beides paradoxerweise der öffentlichen Hand untersteht und letztendlich von unseren Steuergeldern getragen wird".Unverständnis gibt es auch auf Seiten der Schulen. Die Verkehrssicherheit der Kinder sei nicht mehr zu gewährleisten, stellt Grundschulleiter Wilfried Kranzdorf fest. Die Betreuung der nicht abgeholten Kinder sei zwar kein Problem. Dennoch findet Kranzdorf es unbefriedigend, dass Thalfanger Schüler gehen können, andere aber bleiben müssen. Daher sieht er nur zwei Alternativen: "Entweder kommen die Busse früher, oder wir machen bis fünf vor 12 Schule."Doch genau das lässt die Schulverordnung nicht zu. Warum, weiß allerdings keiner so recht zu sagen. Nach Ansicht von Maria Bernard von der Kreisverwaltung kann dies nur die Trierer Schulbehörde beantworten."Wir würden es begrüßen, wenn es möglich wäre, die Beförderung sicher zu stellen", betont die ÖPNV-Fachfrau. In Trier ist die Problematik bekannt. "Es gibt Kreise, die keine Zwischenfahrten machen, wenn die Schule früher endet", weiß Klaus-Günter Süssmann von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). Anträge von Schulen, den Unterricht erst nach der sechsten Stunde enden zu lassen und die Plus-Stunden mit freien Tagen auszugleichen, hätten jedoch abgelehnt werden müssen: "Dem kann man nicht entsprechen, weil das gegen die Schulordnung verstößt." Warum an dieser jedoch nicht zu rütteln zu sein scheint, versteht aber selbst im eigenen Haus nicht jeder. Die Regelung sei schon etwas älter und stamme aus der Zeit, als Schüler noch separat befördert wurden, räumt Heinz Schemann, Referatsleiter Schulrecht, ein.Heute hätten dagegen Kreise wie Bernkastel-Wittlich, im Vorjahr Bitburg-Prüm, die Schülerbeförderung geöffnet für den Linienverkehr. Das Problem der Schulen, auf den ÖPNV angewiesen zu sein, liegt daher für ihn auf der Hand. Selbst Norbert Gietzen, Niederlassungsleiter der Rhein-Mosel Verkehrsgesellschaft (RMV) in Trier, hat sich bereits über das Festhalten an der Verordnung gewundert: "Auf der anderen Seite beklagt man ausfallende Unterrichtszeiten und hier hat man eine Regelung, die noch aus Urzeiten ist."

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