Gefürchtet, umstritten – dennoch unvergessen

WEIPERATH. (urs) Im Rahmen von "Kulturhauptstadt Luxemburg/Großregion" beschäftigt sich das Hunsrücker Holzmuseum mit dem Räuberhauptmann Schinderhannes und dessen Spießgesellen. Rund 100 Gäste besuchten die Eröffnung der Ausstellung "Denn im Wald, da sind die Räuber..."

Sie sind nicht nur Banditen gewesen, sondern teils eiskalte Mörder, die Männer, die um 1800 im Hunsrück und drum herum ihr Unwesen getrieben haben. Doch der Räuberhauptmann Schinderhannes und seine Spießgesellen spiegeln auch die Epoche wider, in die sie hineingeboren wurden. Als historische Gestalten kommen sie nun trotz aller Schrecken, die sie verbreitet haben, zu ungeahnten Ehren.Räuber waren geprägt von der Franzosenzeit

Das Weiperather Holzmuseum widmet sich im Rahmen von "Luxemburg und Großregion, Kulturhauptstadt Europas 2007" den umstrittenen Repräsentanten der Region.

"Es ist ein richtiges deutsch-französisches Thema", begründet Museumsleiter Michael Pinter die Geburtsstunde der Sonderausstellung "Denn im Wald, da sind die Räuber …" Denn die Hochwälder Räuber sind "Kinder" der Franzosenzeit, der Ära der Besetzung des Hunsrücks durch Frankreich und des Widerstands gegen die fremde Obrigkeit.

Vielleicht wäre Jacob Porn ja sonst gar nicht auf die schiefe Bahn geraten. Zu anderen Zeiten hätte der von einer Mühle im Krennerichtal bei Prosterath stammende Müller und spätere Pferdehändler vielleicht sein Auskommen gehabt. Doch so sei er "chancenlos gewesen, den Rand der Gesellschaft jemals zu verlassen", kommentiert Helmut Schuh, selbst gebürtiger Prosterather, dessen Lebensweg.

Auch Johann Müller, genannt Butla, war die Räuberkarriere im Hochwald wohl nicht in die Wiege gelegt. Die Hochzeit des 19-Jährigen hatte der Bischofsdhroner Pfarrer noch als die von "ehrbaren jungen Leuten" dokumentiert, so der heute in dem Ort lebende Klaus Thömmes.

Doch als fahrender Händler war auch sein Schicksal besiegelt. Ebenso wie das des Hüttgeswasener Holzfällers Peter Petri, des wegen seiner Unberechenbarkeit gefürchteten mörderischen Schwarzen Peters. "Die sozialen Umstände haben Menschen hervorgebracht, die uns faszinieren, obwohl sie uns erschrecken", distanziert sich der Deuselbacher Jürgen Adam von jedweder Romantik.

Bis Ende März nächsten Jahres können Besucher im Holzmuseum den Schicksalen der Räuber nachspüren. Neben Holzreliefs der Bildhauerei Mettler ist zudem eine Sammlung von "Schwarzer Peter"-Kartenspielen zu sehen, die Peter Petri entwickelt haben soll.

Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes ist aber skeptisch, ob Brautpaare das Schinderhannes-Skelett als Trauzeugen akzeptieren. Das Ja-Wort könnte vielleicht doch ein wenig beeinträchtig werden. Respekt zollt er der Leistung, "die Kulturhauptstadt nach Weiperath zu holen".

Daher freut ihn, dass der Versuch, einen Sponsor zu finden für die Reproduktion eines dann käuflich zu erwerbenden historischen Kartenspiels, "zu 99 Prozent" geglückt" scheint.

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