Großer Bahnhof für historische Geige

Nach 200 Jahren entfaltet die Geige, die einst der Hunolsteiner Lehrer und Küster Medardus Knoop spielte, erst ihr ganzes Potenzial. Konzertmeister Alfred Lutz, Ur-Ur-Urenkel von Knoop, überzeugte das einheimische wie saarländische Publikum.

 Alfred Lutz spielt die Walholzgeige. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Alfred Lutz spielt die Walholzgeige. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Hunolstein. (doth) Ein Konzert wie ein Familientreffen. Der Ur- Ur-Urenkel von Medardus Knoop, der als Lehrer und Küster die Geige mangels Orgel in der Walholzkirche spielte, Alfred Lutz, hat als Konzertmeister des WDR-Symphonieorchesters nicht nur das Talent geerbt, sondern auch die Geige mit dazu.

Unter den 120 Musikfreunden in den Kirchenbänken befanden sich zahlreiche Saarländer, denn die Verwandtschaft war einst dorthin ausgewandert. Einer von ihnen, Heiner Bonnaire aus Bilsdorf, erinnerte noch einmal an die lange Zeitreise des Instrumentes.

Medardus habe die Geige als Lehrer zum Unterricht gebraucht. Er lebte von 1755 bis 1820 in Hunolstein. In seine Fußstapfen trat Sohn Johann. In dritter Generation ging Johann-Peter Knoop als Lehrer mit der Geige ins saarländische Bilsdorf. Seine Tochter Barbara heiratete 1901 dort den Bergmann Jakob Bonnaire. Die Geige wurde an deren Sohn, Peter Bonnaire, vererbt, der ebenfalls Küster und Bergmann war. Seit dessen Tod im Jahre 1967 ist Heiner Bonnaire Geigenbesitzer. Das Instrument hing 40 Jahre in einem bedauernswerten Zustand an der Wand. 2008 nahm Bonnaire Kontakt zu Alfred Lutz auf.

Der ist Konzertmeister beim Rundfunksymphonieorchester des Westdeutschen Rundfunks (WDR) und übergab das Instrument zur Restaurierung an seinen Freund und Geigenbaumeister Gerhard Balus. Dieser verhalf der Violine zu neu

Musikalisch wurde die Reise mit Werken aus zwei Jahrhunderten nachgebildet. Lutz lobte das Werk von Geigenbaumeister Gerhard Balus: "Er hat die Geige eigentlich erst richtig fertig gebaut."

Wie gut das gelungen ist, zeigte er mit großem Klang in der kleinen Kirche gemeinsam mit dem Cellisten Christian Ebersbach, der Pianistin Ruriko Goto-Lutz und dem Pianisten Richard Ebersbach. "Es ist ein wenig zu viel Nachhall in diesem Raum, aber sonst klingt die Geige gut", urteilte Balus, der sich dieses Konzert ebenfalls nicht entgehen ließ.

"Ich habe diese Geige nicht gekannt. Dieser Raum ist so toll für diese Musik", freute sich Zuhörerin Marianne Schweigerer.

Zu jedem Stück erklärte Konzertmeister Lutz die Hintergründe und Feinheiten der Komposition. Der Musik hörten alle andächtig zu. Manche schlossen die Augen, niemand räusperte sich.

Ein Höhepunkt war das Werk "Ferdinand" von Alan Ridout (1934-1996) für Geige und Sprechstimme. Diesen Part übernahm Michael Pinter vom Hunsrückverein. Beschrieben wird darin ein junger Stier aus Spanien, der so gar nicht den Erwartungen von Matadoren entsprechen will. Pinter überzeugte in Mimik und Gestik, während Lutz auf der Geige die jeweilige Situation musikalisch darstellte.

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