"Hier geht es um unseren Nationalpark"

Kempfeld/Neuhütten/Thalfang · Der geplante Nationalpark im Idarwald-Hochwald bewegt die Menschen. Das wurde am Donnerstagabend bei der Vorstellung der Bürger-Ergebnisse deutlich: Etwa 250 Zuhörer kamen nach Kempfeld (Kreis Birkenfeld), um sich gemeinsam mit Umweltministerin Ulrike Höfken die Vorschläge der Bürgerarbeitskreise zur möglichen Gestalt des geplanten Schutzgebiets anzuhören.

Kempfeld/Neuhütten/Thalfang. "Wir wollen auch künftig an der Entwicklung des Nationalparks als Bürger beteiligt werden", betonte Ulla Kolling. Die Neuhüttenerin hat am Donnerstagabend im Namen der Aktiven aus sechs Arbeitskreisen in der Grundschule Kempfeld eine Petition an Umweltministerin Ulrike Höfken übergeben. Die Grünen-Politikerin wird die Ergebnisse und Forderungen der gut 200 Frauen und Männer aus der Region mit nach Mainz nehmen.
"Diese Form der frühen Bürgerbeteiligung ist bislang einmalig. Wir müssen den Schutzgedanken und die Regionalentwicklung bei diesem Projekt Nationalpark miteinander verbinden. Die heute präsentierten Ergebnisse werden wir beim weiteren Prozess ernst nehmen", betonte Höfken.
Dabei hat die Ministerin zahlreiche kritische Punkte mit an die Hand bekommen, die die Arbeitskreise offen aussprachen. "Wir haben Sorge, dass hier zum Beispiel die Forstverwaltung einfach nur in eine Nationalparkverwaltung umbenannt wird und unsere Ziele gar nicht beachtet werden", heißt es in der Petition. Außerdem habe man Angst davor, dass nach der Veranstaltung am Donnerstag die weitere Beteiligung der Bürger durch breite Teile der Kommunalpolitik nicht mehr erwünscht ist.
Priorität: Erhalt der Natur


An zehn Dialogabenden und in sechs Arbeitskreisen wurden im Detail acht Themen genau auseinandergenommen: Wie sieht es beispielsweise beim Schutz der Natur aus? Die Beteiligten waren sich einig, dass zum einen der geplante Park nicht an den Grenzen der Gemeinden enden und dass er zum anderen für jeden zugänglich sein soll. Das heißt: Es soll einen Nationalpark mit möglichst wenigen Einschränkungen und Verboten geben.
Oberstes Gebot ist aus Sicht der Bürger in einem Nationalpark der Erhalt der Natur ohne große Eingriffe. Vor allem die Themen Holz und Windenergie sorgten für große Diskussionen und teils für Beifall bei den Zuhörern: Man wolle den Wald mit seiner Natur wie Holz und Pilzen zum Sammeln weiter nutzen. Aber: "Es besteht die Sorge, dass hier etwa ein Sammeltourismus kommen könne." Gleiche Bedingungen in allen Gemeinden beim Brennholzverkauf war ein weiterer Punkt.
"Unser Premium hier ist die Natur. Wenn sie durch Windräder verschandelt wird, ist dies ein nachhaltiges Problem für alle", hieß es aus den Reihen des Publikums. "Die Gemeinden, die glauben, durch Windräder ihren Haushalt zu sanieren, die irren. Der Stellenwert der Orte wird verlieren, niemand will dort leben, wo neben ihm statt Vögel Windräder sind."
Das Alleinstellungsmerkmal und eine hohe Identifikation mit der Heimat war Grundlage im Bereich Tourismus. Hier wünscht man sich, dass neben der geschichtlichen Ebene örtliche Besonderheiten wie etwa Edelsteine künftig mehr beworben werden. "Dafür muss eine gute Infrastruktur mit einer tragbaren Vernetzung geschaffen werden." Auch der Birkenfelder Landrat Matthias Schneider setzt auf das Wir-Gefühl: "Hier geht es um unseren Nationalpark."
Das Thema Natur hat Erich Thösen aus Talling dazu veranlasst, nach Kempfeld zu kommen. "Ich habe schon einige Veranstaltungen besucht und stehe dem Nationalpark positiv-kritisch gegenüber. Was mit fehlt ist, dass bisher nie konkret gesagt wurde, wie das detailliert alles umgesetzt werden soll." Werner Breit aus Bäsch sagt dazu: "Es fehlen genauere Informationen über das Vorhaben. Warum kann man als Alternative nicht den vorhandenen Naturpark weiterentwickeln?"
Wie sich das Unternehmen Nationalpark weiter gestaltet können alle, die an diesem Thema interessiert sind, im Internet unter www.nationalpark-rlp.de verfolgen. Unter dieser Adresse finden sich auch sämtliche Ergebnisse der Bürgerarbeitskreise.
Zum weiteren Zeitplan bei der Verwirklichung des Nationalparks sagte Höfken, die Landesregierung plane voraussichtlich bis zum Sommer die Entwicklung eines Gesamtkonzeptes.

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