Hunsrückbahn: Bund der Steuerzahler kritisiert Pläne

Thalfang/Morbach · Nach der Rettung des Flughafens Hahn könne man die Idee einer Zugverbindung beerdigen, findet Rainer Brüderle vom Steuerzahlerbund. Darüber ärgern sich die Befürworter der Bahn im Hunsrück.

Thalfang/Morbach Erhard Pitzius, Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland und Mitglied in der IG Nationalparkbahn Hunsrück-Hochwald, wehrt sich gegen die jüngste Mitteilung des Bundes der Steuerzahler Rheinland-Pfalz. "Man sollte die Bahn nicht vom Flughafen Hahn abhängig machen. Das hat nichts miteinander zu tun", findet Erhard Pitzius. In der Mitteilung des Steuerzahlerbunds fordert dessen Vorsitzender, der ehemalige rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Rainer Brüderle, die geplante Reaktivierung der Hunsrückbahn aufzugeben. Die Reaktivierung fordern Verkehrsverbände und Vertreter der Kommunen seit mehreren Jahren, um die Infrastruktur der Region zu stärken und die Nationalparkregion für den Tourismus attraktiver zu machen.
Anlass der Forderung des Bundes der Steuerzahler ist der Verkauf des Flughafens Hahn an den chinesischen Konzern HNA, den die Europäische Kommission diese Woche abgesegnet hat (der TV berichtete). Das sei eine Chance, den Hahn zukünftig mit weniger Steuergeld zu betreiben, findet Brüderle. Mittelfristiges Ziel müsse aber ein beihilfefreier Flugbetrieb sein. Der Steuerzahlerbund erneuere aber auch seine Forderung, die geplante Reaktivierung der Hunsrückbahn aufzugeben.
"Jetzt, wo Brüssel dem Hahn-Verkauf endlich grünes Licht gegeben hat, kann der Neustart des Flughafens unter privater Führung beginnen. Wir wünschen HNA dabei viel Erfolg", sagt Brüderle. "Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass der verkaufte Flughafen sofort ohne millionenschwere Beihilfen des Landes auskommt. Allerdings ist klar, dass nach Jahren der Misswirtschaft auch von HNA keine Wunder zu erwarten sind. Mittelfristiges Ziel des Landes muss aber ein Flughafen sein, der ohne Staatsgeld auskommt - egal, ob es die EU vorschreibt oder nicht."
Den Hahn-Verkauf an HNA sieht der Steuerzahlerbund demnach als Anlass für die Koalitionsregierung in Mainz, die geplante Reaktivierung der Hunsrückbahn endlich zu beerdigen. "Seit rund 20 Jahren wird in der Landespolitik über die Reaktivierung der Hunsrückbahn geredet. Mehr als sechs Millionen Euro an Planungskosten wurden dafür bereits verausgabt", erklärt Brüderle. "Doch eher geht der Flughafen Berlin in Betrieb als dass ein Zug von Mainz zum Hahn rollt. Es ist endlich an der Zeit, dieses längst überholte Projekt zu beerdigen und dafür kein neues Steuergeld zu verbrennen", fordert Brüderle.
Das sieht man aber im Hunsrück und Hochwald anders. Dort wird das Projekt bei weitem nicht als "überholt" betrachtet. "Das Thema hat überhaupt nichts mit der Hunsrückbahn zu tun. Die Hunsrückbahn wäre ein Bindeglied für die Landkreise, um den Personenverkehr, den Güterverkehr und auch das touristische Angebot zu verbessern", sagt Pitzius. Geradezu absurd findet er daher die Forderung des Bundes der Steuerzahler: "Wenn sie jetzt fordern, die Hunsrückbahn aufzugeben, dann vernichten sie Steuergelder, die vor Jahren für den Bau der Gleise gezahlt worden sind. Wenn die Gleise einmal weg sind, kommen sie nie mehr wieder. Das wäre eine völlig falsche Entscheidung!". Das Land habe das Thema aber auch lange verschleppt, findet Pitzius.Extra: DIE HUNSRÜCKBAHN


Für die Reaktivierung der Hunsrückbahn liegt seit 2015 ein Masterplan vor, der die Einrichtung neuer Buslinien und Zugverbindungen vorsieht. Dazu wurde im Rahmen der Gründung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald der Bahnhof in Idar-Oberstein erneuert. Auch die Landkreise unterstützen das Projekt. Auf der Bahntrasse, die durch Hochwald und Hunsrück auf der Achse Hermeskeil-Türkismühle führt, fahren seit 2012 keine Züge mehr. Die Gleise zwischen Morbach und Hermeskeil sind seit 1998 ebenfalls stillgelegt.

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