Immer für die Menschen da

Morscheid-Riedenburg · Der Ortsvorsteher von Morscheid-Riedenburg, Erwin Schrenk, hört mit 82 Jahren auf. Ein Wunsch bleibt ihm unerfüllt.

 Erwin Schrenk will die Balkansenioren weiter betreuen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Erwin Schrenk will die Balkansenioren weiter betreuen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth) ("TV-Upload Thormeyer"

Morscheid-Riedenburg Auf ein bewegtes Leben in der Kommunalpolitik, viel Mitarbeit in Gremien und Vereinen kann der 82-jährige Erwin Schrenk zurückblicken. Im März sind Neuwahlen. Der Ortsvorsteher von Morscheid-Riedenburg übergibt seinem Nachfolger im Mai ein Dorf, das sich gut entwickelt hat. "Ich war immer sozial eingestellt", sagt Erwin Schrenk. Diese Einstellung habe er von seinem Vater Peter geerbt. "Er war Schiedsmann und auch Vertrauensmann beim Amtsgericht", erklärt der Träger der Ehrennadel des Landes im TV-Gespräch.
Im März wird ein neuer Ortsvorsteher oder Ortsvorsteherin für seinen Heimatort gewählt. "Ich wollte das machen, solange es mir Spaß macht. Aber jetzt wird es so allmählich anstrengend", begründet der gelernte Maurermeister seinen Entschluss, im Mai aufzuhören.
Der Wunsch, auf kommunaler Ebene mitzubestimmen, reifte als er Mitglied in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) wurde, die 1962 einen Ortsverein gründete. "Da wurden 150 Leute Mitglied", erinnert er sich. Ob er denn nicht Lust hätte, etwas für die Allgemeinheit zu tun, fragten ihn der damalige Ortsvorsteher Jakob Schmitz und Pastor Johannes Penth. Schrenks Vater Peter hatte gerade mit 71 Jahren sein Mandat im örtlichen Gemeinderat niedergelegt, und mit 29 Jahren trat der Sohn in dessen Fußstapfen.
Viel Lob zollt er heute noch seinen Ratskollegen: "Das waren alles Leute, die mit beiden Beinen im Leben standen, bei denen galt: Ein Mann, ein Wort." Heute müsse man doch alles haarklein niederschreiben, um nur ja später beweisen zu können, was man gesagt hat.
Von Beginn an waren die Bürger mit den Entscheidungen nicht immer einverstanden: "Wir haben damals die Müllabfuhr eingeführt. Vorher landete alles auf der Müllkippe." Das Problem sei ja gewesen, dass die Müllabfuhr jetzt etwas kostete. Das brachte Widerstände.
Im Morbacher Gemeinderat hat Schrenk sechs Bürgermeister erlebt. Seit 1979 gehörte er den Freien Wählern Morbach (FWM) an. Wie kämpferisch Schrenk war, erfuhr Bürgermeister Erwin Lieser am 16. Mai 1989 in der denkwürdigen Sitzung, in der es um die Änderung der Entgeltsatzung zur Abwasserbeseitigung ging, deren Ausfertigung er anzweifelte. "Der Disput war heftig, aber bei der Wahl 1989 kamen wir von vier auf sieben Sitze", freut er sich heute noch, denn: "Die Leute merkten, dass ich auf ihrer Seite bin."
2004 hat der Vollblut-Kommunalpolitiker schon einmal aufgehört. Doch bei der Wahl 2009 wurde kein Ortsvorsteher gefunden. "Ein Jahr lang gab es eine Vakanz, eine echte Katastrophe", fand er damals wie heute und stieg wieder ein.
"Ich habe immer für die Leute gekämpft", so lautet seine Devise. Auch bei der Wahl 2014 wurde kein Nachfolger gefunden.
Die Gestaltung von Morscheid-Riedenburg trägt seine Handschrift: Bürgersteige wurden angelegt, Hanglagen neu bepflanzt, 2014 erreichte Morscheid-Riedenburg einen zweiten Platz auf Kreisebene beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft", ein Höhepunkt war die 800-Jahrfeier im vergangenen Jahr.
Ganz aufhören kann Schrenk aber nicht: Die Betreuung der Balkansenioren will er weiter beibehalten und die Mitgliedschaft in zehn Vereinen. Die Brauchtumspflege liegt ihm sehr am Herzen. Ein Erfolg blieb ihm jedoch versagt: "Seit 20 Jahren kämpfe ich um die Zusammenlegung der drei Balkan-Dörfer Morscheid-Riedenburg, Hoxel und Wolzburg zu einem Ortsbezirk."

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