Immer weiter vom Wohnort weg

BIRKENFELD/MORBACH/THALFANG. (kas) Zum Jahreswechsel gab es einen Wechsel an der Spitze des Vermessungs- und Katasteramts Birkenfeld: Der bisherige Chef Franz Minarski übernahm die Behördenleitung in Alzey. In der Schneewiesenstraße in Birkenfeld tritt Nikolaus Olejnizak die Nachfolge an.

"Warum machst du das?" Diese Frage wurde Franz Minarski immer wieder gestellt. Das kann der bisherige Leiter des Vermessungs- und Katasteramts Birkenfeld gut nachvollziehen: "Andere konnten in ihrem Berufsleben näher an den Wohnort heranrücken - ich entfernte mich eher immer weiter." Dennoch ist er voller Enthusiasmus nach Alzey gegangen: Dort übernahm er die Leitung eines der größten der 20 Katasterämter in Rheinland-Pfalz. Für das Grundvermögen von fast 500 000 Einwohnern in den Landkreisen Alzey-Worms und Mainz-Bingen sowie in den kreisfreien Städten Mainz und Worms ist der 56-Jährige nun zuständig, und er hat etwa 100 Bedienstete unter seinen Fittichen. "Ich wurde gedrängt, mich um diesen Posten zu bewerben", verrät der gebürtige Trierer. Sogar Innenminister Karl Peter Bruch sprach ihn an. Zwar ist der Wechsel für den Beamten die "einzige Chance, noch die Besoldungsstufe A 16 zu erreichen". Aber der höhere Aufwand für eine Wohnung in Rheinhessen sorgt dafür, dass sich der Sprung finanziell kaum auszahlt. Zudem ist ungewiss, wann die Beförderung vollzogen wird. "Die neue Aufgabe reizt mich inhaltlich", nennt der Vermessungsdirektor als wichtigsten Grund: Im Gegensatz zu seinen früheren Tätigkeiten muss er nicht zusätzlich die Verantwortung für einen Fachbereich - in Birkenfeld zunächst "Datenführung und Kundenservice" und im letzten Jahr "Bodenmanagement"- tragen. Somit kann er sich voll und ganz den Führungsaufgaben widmen. "Alles, was wir tun, jede neue Organisationsform, sollte die Zufriedenheit des Kunden als Kristallisationspunkt haben" - diese Maxime schärfte er seinen 60 Mitarbeitern in Birkenfeld ein. Das dortige Amt ist auch für die Einheitsgemeinde Morbach sowie die Verbandsgemeinden Thalfang und Hermeskeil zuständig. Deshalb reiche es ihm nicht aus, dass Daten von seiner Dienststelle an die Kommunen fließen. Vielmehr müssten diese in die Lage versetzt werden, das Material weiterzuverarbeiten und zu nutzen. So zählt er das "Kommunale Geo-Forum" im März auf dem Umwelt-Campus zu den Höhepunkten der acht Jahre in der kleinen Kreisstadt - neben dem von ihm initiierten "Tag der offenen Tür" der Behörden 2001 und der Baulandumlegung "Haesgeswiesen" in Birkenfeld -, "weil wir noch einen Fuß in die Tür bekamen". Zuvor leitete er die Katasterämter Saarburg (1994-95) und Wittlich (1995-97). Parallel dazu unterstützte er am Wochenende und am Abend seine Ehefrau, die das Weinhaus Minarski in Trier führt, mit seiner Leidenschaft, dem Kochen anspruchsvoller Menüs. "In Zukunft fehle ich natürlich in der Küche", bedauert der Vater von Ruth (29), deren Freund Christoph die Lücke schließen könnte, Astrid (26) und René (23). Ferner wirkt der begeisterte Tennisspieler seit 20 Jahrzehnten im Gemeinderat von Gutweiler (Verbandsgemeinde Ruwer) mit - zunächst für eine Wählergruppe, seit der Kommunalwahl 2004 für die SPD. Nahe stand er den Sozialdemokraten immer, aber nicht einmal seinem Schwager, dem verstorbenen ADD-Präsidenten Heinrich Studentkowski, gelang es, ihn zu bekehren. Erst nach der Jahrtausendwende beschäftigte er sich intensiv mit einem Parteieintritt. Dazu trug seine Kandidatur um das Amt des hauptamtlichen Beigeordneten der Verbandsgemeinde Konz bei. Von SPD, FWG und Grünen ins Rennen geschickt, unterlag er nach zweimaligem Patt im dritten Wahlgang. "In einer solchen Funktion ist ein guter Draht zur Landesregierung unverzichtbar", glaubt der Mann, dem Kompetenz, Verhandlungsgeschick und Kontaktfreudigkeit bescheinigt werden. Als Vorsitzender des Gutachterausschusses sah er einen Vorteil darin, auch die Sicht der Kommunalpolitiker zu kennen. Den Gemeinderäten empfiehlt er, durch Bodenordnung Bauplätze in den Ortskernen statt auf der "grünen Wiese" zu schaffen. Außer der Revitalisierung sprechen finanzielle Gründe dafür. Hohe Wertschätzung genießt Minarski als Referent im fachbezogenen Verwaltungsseminar der Vermessungsreferendare aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Sein Spezialgebiet ist das Wasserrecht - er hofft, in den nächsten Jahren genug Zeit zu finden, um darüber ein Buch zu schreiben.

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