Immer weniger Hausärzte in den ländlichen Regionen

Birkenfeld · Den klassischen Landarzt, der 24 Stunden am Tag für seine Patienten da ist, wird es wohl nur noch in Fernsehserien geben. Im Kreis Birkenfeld liegt die Versorgung mit medizinischen Leistungen noch im Durchschnitt.

Birkenfeld. Innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre rechnet Dr. Rudolf Schwarz, Obmann der Kreisärzteschaft, mit Versorgungslücken: "Die wohnortnahe Versorgung wird kollabieren." Im Jahr 2020 wird es nach Berechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz im Kreis Birkenfeld ein Drittel weniger Hausärzte geben. Nachfolger sind nicht in Sicht. Und wenn die Politik die Rahmenbedingungen nicht ändert, wird das auch so bleiben, obwohl es aus Sicht von Obmann Schwarz durchaus attraktiv ist, Hausarzt auf dem Land zu sein. "Die Nähe und Vertrautheit zum Patienten ist etwas sehr Schönes. Hinzu kommt die Lebensqualität hier", sagt Dr. Schwarz.
Besonders angespannt ist laut Versorgungsatlas der KV die Situation schon heute in den Verbandsgemeinden Herrstein und Baumholder. Dort müssen die Hausärzte mehr als 120 Prozent des Landesdurchschnitts von 1345 Einwohnern pro Arzt behandeln.
In Baumholder praktizieren fünf Hausärzte, drei davon sind um die 60 Jahre alt, bei ihnen stehen in den nächsten Jahren Praxisübergaben an. Einer davon ist Dr. Peter Kiderle (60). Er werde zwar sehr oft gefragt, wann er aufhöre. Doch das ist für ihn keine Option. Er lebt nach der Devise "Lieber locker weitermachen als aufhören."
"Wir müssen damit rechnen, dass wir unsere Praxen nicht verkaufen können", sagt Dr. Schwarz. Auch die KV kommt zu dem wenig ermutigenden Ergebnis: "Die wohnortnahe Versorgung in den ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz ist unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht gesichert." Und da die Mehrzahl der Medizinstudenten weiblich ist, werden familienfreundliche Angebote immer wichtiger.
Eine neue Form der ambulanten Versorgung könnten medizinische Versorgungszentren sein, bei denen angestellte Ärzte verschiedener Fachrichtungen unter einem Dach praktizieren. Dieses Modell stößt bei der angehenden Ärztegeneration wegen der Möglichkeit, Teilzeitstellen zu finden, auf Gegenliebe. Allerdings weniger bei den Patienten, die fürchten, ihren Hausarzt als Ansprechpartner und Vertrauensperson zu verlieren und von ständig wechselnden Ärzten behandelt zu werden.
Am Klinikum Idar-Oberstein befindet sich ein medizinisches Versorgungszentrum in Gründung, erklärt Klinik-Geschäftsführer Christoph Bendick. "Wir wollen nicht, wir müssen das machen, weil immer mehr Ärzte in den kommenden Jahren für ihre Praxen keine Nachfolger mehr finden." red

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