In der neuen Heimat Ställe ausmisten

Malborn · Bauernhof oder Fabrik? Der 19-jährige Flüchtling Daniel Gebrekidan aus Eritrea will beides probieren. Fast Elf Monate war er auf der Flucht. Jetzt arbeitet er auf dem Stockhäuser Hof bei Malborn.

 Daniel Gebrekidan arbeitet im Kuhstall. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Daniel Gebrekidan arbeitet im Kuhstall. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Malborn. Kühe füttern, melken, Ställe ausmisten: Das ist die Arbeit des 19-jährigen Flüchtlings Daniel Gebrekidan aus Eritrea. An fünf Tagen pro Woche fährt er mit seinem Fahrrad bei Wind und Wetter von seiner Malborner Wohnung, in der er mit vier weiteren Landsleuten lebt, zum Stockhäuser Hof, der zwischen Malborn und Hermeskeil liegt.
Dort absolviert Gebrekidan seit Dezember 2015 eine Einstiegsqualifizierung. "Das ist für die Leute gedacht, die noch keine Ausbildung machen können wegen eines fehlenden Schulabschlusses oder mangelnder Sprachkenntnisse", sagt Landwirt Ulrich Mayer.
Zustande gekommen ist der Kontakt über den Malborner Berthold Lang, der in der Flüchtlingsinitiative Thalfang aktiv ist. Zwei weitere Eritreer der Wohngruppe beginnen in Kürze ebenfalls eine entsprechende Qualifizierung bei einem örtlichen Bauunternehmen, sagt er. Für die weiteren sucht Lang noch nach Möglichkeiten, diese bei einem Unternehmen unterzubringen.
Zu Gebrekidans Aufgaben auf dem Stockhäuser Hof gehören neben der Versorgung der Tiere alle Arbeiten, die auf einem landwirtschaftlichen Hof anfallen. Zudem besucht der Eritreer dreimal pro Woche nach den morgens anfallenden Aufgaben in dem landwirtschaftlichen Betrieb den Sprachunterricht in Hermeskeil. Mayer ist zufrieden mit seinem Mitarbeiter. Das einzige Manko: Gebrekidan hat keinen Führerschein und kann deshalb die landwirtschaftlichen Maschinen wie Traktoren nicht fahren.
Heimat 2014 verlassen


Die Qualifizierung auf dem Stockhäuser Hof ist Gebrekidans erste Arbeitsstelle überhaupt. In Eritrea hat er lediglich die Schule besucht.
Sein Land hat der orthodoxe Christ im November 2014 verlassen und ist auf seiner elfmonatigen Reise über München und Trier nach Malborn gekommen. Über seine weitere Vergangenheit und die Gründe seiner Flucht spricht er nicht.
Doch hat er Vorstellungen für seine Zukunft: Landwirt sei nicht sein Traumberuf, mutmaßt Mayer vom Stockhäuser Hof. "Ich möchte in einer Fabrik arbeiten und schauen, wie das ist", sagt der Eritreer. Zudem möchte der orthodoxe Christ lieber in der Stadt anstatt auf einem kleinen Dorf wie Malborn zu leben. Er hofft, dort auf mehr Landsleute zu treffen. Gebrekidan möchte gerne in Deutschland bleiben. Warum? "Deutschland ist besser." Was ist besser? Gebrekidan: "In unserer Heimat ist nichts besser." cst
Extra

Viele Flüchtlinge wollen gerne mithelfen und sich in die Gemeinschaft in unsererm Land einbringen. Das ist aber gar nicht so einfach. Denn oft sind ihre Berufe, die sie in ihrer Heimat ausgeübt haben, in Deutschland gar nicht anerkannt. Viele der Flüchtlinge haben es bei ihrer Flucht auch nicht geschafft, ihre Zeugnisse oder Diplome noch einzupacken, also jene Dokumente auf denen steht in welchem Beruf sie in ihrer Heimat gearbeitet haben. Andere wiederum haben noch keine Ausbildung, sie haben sich direkt nach der Schule auf den Weg nach Deutschland gemacht. So wie auch Daniel der jetzt auf dem Hof arbeitet. Aber dafür gibt es jetzt ein spezielles Programm, damit diese Menschen auch in ihrem neuen Gastland eine Ausbildung machen können. So können sie sich dann eine eigene Existenz aufbauen und sich in Deutschland integrieren. hpl

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