Wirtschaft In Horath stehen die Räder still

Horath · Die IG Metall ruft zum Warnstreik bei Drahtwerken auf – die Tarifverhandlungen sind ins Stocken geraten.

 Rund 70 Beschäftigte haben in Horath einen Warnstreik gemacht.

Rund 70 Beschäftigte haben in Horath einen Warnstreik gemacht.

Foto: TV/Hans-Peter Linz

Regen peitscht über die Straße, es sind knapp fünf Grad Celsius: Kein Spazierengehwetter in Horath am Donnerstagnachmittag. Das hält dennoch rund 70 Beschäftigte der Horather Drahtwerke nicht davon ab, einen Warnstreik zu machen und sich vor den Toren des Werks zu versammeln.

Patrick Georg von der IG Metall leitet den Warnstreik: „Hier steht die komplette Produktion still. Wir machen einen Warnstreik für zwei Stunden, damit die nächste Verhandlungsrunde wieder in Gang kommt. Wenn dann nichts passiert, gibt es in Trier einen Streik.“

Wie die IG Metall mitteilt, besteht an allen Standorten der Henningsdorfer Elektrostahlwerke, die zum Riva-Konzern gehören, eine Tarifbindung. Nur an den Betriebsstätten Horath und Trier bestehe sie bis heute nicht, weshalb die Mitarbeiter streiken und eine Anerkennung der geltenden Tarifverträge fordern. Das würde bei manchen Arbeitsverträgen bis zu 30 Prozent mehr Lohn bedeuten.

Das Drahtwerk hat eine lange Tradition in dem rund 420 Einwohner zählenden Ort. Es wurde nach einer Insolvenz vom Langstahlproduzenten Riva Stahl übernommen und hat an den Standorten Trier und Horath rund 140 Beschäftigte.

Manche sind schon seit vielen Jahren dabei. So zum Beispiel der Betriebsratsvorsitzende Georg Rentmeister: „Ich bin seit 40 Jahren hier beschäftigt und hätte mir nicht träumen lassen, dass wir mal streiken müssen. Wir fühlen uns allein gelassen. Es geht nicht nur ums Geld, sondern auch um die Struktur.“ Da in der Region Trier praktisch Vollbeschäftigung herrsche, würde dort gearbeitet, wo die höchsten Löhne gezahlt werden. Da sei es wichtig, mitzuhalten. Wie Rentmeister erläutert, gingen viele in den nächsten Jahren in Rente. Da sei es wichtig, auch junge Leute mit attraktiven Löhnen nach Horath zu locken. Arbeit gebe es nach seiner Ansicht genug. Patrick Georg von der IG Metall ist mit der Beteiligung zufrieden: „Wir sehen, dass die Belegschaft in Horath kampfbereit ist. Wir sind außerdem dankbar, dass die Verbandsgemeinde und die Ortsgemeinde uns unterstützen und die Straßensperrung ermöglicht haben.“ Die Riva-Unternehmensgruppe hat auf TV-Nachfrage keine Stellungnahme zum Streik abgegeben.

Inzwischen beschäftigt sich sogar eine Studentin an der Universität des Saarlands mit der Thematik. Für ihre Masterarbeit hat sie einen Fragebogen entwickelt, mit dem sie die Akzeptanz der Aktion in der Bevölkerung untersuchen will. Mitmachen kann jeder. Hier geht es zum Fragebogen.

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