Kölner Künstler verlegt Stolpersteine in Thalfang

Vor eineinhalb Jahren wurde erstmals öffentlich diskutiert, ob auch in Thalfang nach dem Vorbild des kleinen Nachbarortes Talling sogenannte Stolpersteine verlegt werden sollen. Noch in diesem Jahr wird der Vorschlag des evangelischen Pfarrers Winfrid Krause Realität.

 Der Künstler Gunter Demnig, hier bei einer Verlegung von Stolpersteinen 2009 in Greimerath, kommt im Oktober nach Thalfang. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Der Künstler Gunter Demnig, hier bei einer Verlegung von Stolpersteinen 2009 in Greimerath, kommt im Oktober nach Thalfang. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Thalfang. Im Juni vergangenen Jahres wurde in der Thalfanger Friedhofstraße, in der einst die jüdische Synagoge stand, eine Gedenktafel aufgestellt. Noch in diesem Jahr setzt der Arbeitskreis "Juden in Thalfang" ein weiteres Projekt um. Am 16. Oktober lässt er in Thalfanger Bürgersteigen 21 sogenannte Stolpersteine anbringen. Sie sollen an das Schicksal von jüdischen Opfern des Nationalsozialismus erinnern, die verschleppt und ermordet wurden.

Es handelt sich um Betonsteine, auf deren Oberseite eine beschriftete Messingplatte angebracht ist. Auf jedem Stein steht "Hier wohnte " Es folgen die Lebensdaten der Opfer. Der Künstler Gunter Demnig reist selbst an und verlegt die Gedenksteine.

Der Arbeitskreis will die Erinnerung an die Schicksale der jüdischen Bürger in Thalfang wachhalten. "Sämtliche Kosten für das neue Vorhaben haben Paten übernommen", freut sich Pfarrer Winfrid Krause, einer der Initiatoren des Arbeitskreises. Jeder Stein kostet 95 Euro. Die Paten werden die Stolpersteine auch regelmäßig säubern. Geplant ist zudem eine Dokumentation über das Schicksal der Juden in Thalfang. Sie geht teilweise aus der Recherche für das Stolperstein-Projekt hervor.

Eifrig trägt Heimatforscher Elmar Ittenbach Informationen zusammen. "Fast jeden Tag stoße ich auf neue Fakten", staunt er selbst. Im Kreisjahrbuch und dem "Schellemann" des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald hat er bereits zwei Aufsätze zum Thema Juden in Thalfang veröffentlicht.

Auch Schüler befassen sich mit jüdischen Schicksalen



Ende des Jahres soll eine Broschüre die Arbeit des Arbeitskreises zusammenfassen. Darin wird auch die Verlegung der Stolpersteine dokumentiert.

"Die Liste mit den 21 Opfern ist komplett", da ist Ittenbach sicher. Der Heimatforscher arbeitet auch mit zwei Klassen der Erbeskopf-Realschule plus zusammen, die sich mit dem Schicksal der Juden in Thalfang und der Reichspogromnacht befassen. Am Montag, 16. Mai, trifft sich der Arbeitskreis um 19.30 Uhr erneut im Evangelischen Gemeindehaus in Thalfang. An diesem Abend wird ein Dokumentarfilm über die Arbeit des Kölner Künstlers Gunter Demnig zu sehen sein, der die Stolpersteine als sein Lebenswerk betrachtet.

Drei Fragen an ... den Künstler Gunter Demnig

Thalfang. Mehr als 27 000 Stolpersteine hat der Kölner Künstler Gunter Demnig seit dem jahr 2000 verlegt. Der TV sprach mit ihm über seine Motivation und Erfahrungen.

Warum sind die "Stolpersteine" zu Ihrem Lebenswerk geworden?

Gunter Demnig: Die Nachfrage ist enorm. Die Stolpersteine sind zu einer sozialen Skulptur geworden, die Menschen zusammenbringt. Das kann ein Künstler in einem Atelier nicht erleben.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihrer Aktion gemacht?

Demnig: Egal wo ich bin, in bislang zehn Ländern und 612 Orten allein in Deutschland, gibt es Schulterklopfen. Es fließen aber auch Tränen. Die Leute sagen mir: Gut, dass ein Deutscher so etwas macht.

Ist ein Ende der Aktion in Sicht?

Demnig: Nein, aber wir sind bundesweit ein großes Team. Nach mir wird diese Arbeit mit Sicherheit fortgesetzt.

Informationen im Internet: www.stolpersteine.com (doth)

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