Natur Ein Paradies für Wildkatzen

Hoppstädten-Weiersbach/Thalfang · Mehr als 100 verschiedene Exemplare der Wildkatze sind bei einer Untersuchung im Nationalpark Hunsrück-Hochwald festgestellt worden. Damit ist die Region ein wichtiger Lebensraum für das Wappentier des Nationalparks.

 die Wildkatze  ist das Wappentier des Nationalparks Hunsrück-Hochwald.

die Wildkatze  ist das Wappentier des Nationalparks Hunsrück-Hochwald.

Foto: nlphh.de/Konrad Funk

Nur wenige Menschen haben das Glück, eine Wildkatze in freier Wildbahn zu sehen. Denn das Tier ist in Deutschland mit rund 6000 Exemplaren sehr selten. Dazu sind die Tiere sehr scheu und nachtaktiv. Im Hunsrück ist die Wildkatze heimisch. Grund genug für die Macher des Nationalparks Hunsrück-Hochwald, die Wildkatze als Wappentier auszuwählen. Doch wie viele Wildkatzen leben tatsächlich im Nationalpark? Eine entsprechende Untersuchung in den ersten drei Monaten des Jahres 2017 hat ergeben: „Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist ein Hotspot für Wildkatzen“, sagen die Verantwortlichen des Nationalparkamtes. Das heißt, dass es sich dabei um ein Gebiet mit herausragender Bedeutung für die Wildkatze handelt (der TV berichtete kurz).

102 verschiedene Individuen seien bei dem Monitoring identifiziert worden, sagt Cornelia Ebert vom Institut für Immunologie und Genetik. „Das sind mehr, als wir erwartet haben“, sagt sie. Zum Vergleich: In ganz Sachsen ist lediglich ein Exemplar nachgewiesen worden. 68 der Tiere sind Kuder, so heißen die männlichen Exemplare, 32 sind weibliche Tiere. Bei zweien ließ sich das Geschlecht nicht feststellen. Woher kommt diese große Differenz zwischen den beiden Geschlechtern? Ebert vermutet, dass dies mit dem größeren Aktionsraum der Kuder zusammenhängt. Bei drei Tieren habe man eine Kreuzung aus Hauskatze und Wildkatze festgestellt.

Wenn man berücksichtige, dass auch Wildkatzen von außerhalb im Nationalpark umherstreifen, könne man schätzen, dass etwa 65 Wildkatzen im Nationalparkgebiet leben, sagt sie. Damit handele es sich um eine Wildkatzenpopulation mit hoher Dichte.

Herausgefunden habe man diese Ergebnisse mit einer Lockstockmethode, sagt Annina Prüssing, Wildtierökologin im Nationalparkamt. 270 angeraute Pfosten, die aus Dachlatten hergestellt worden sind, sind dafür in dem 100 Quadratkilometer großen Gebiet aufgestellt und mit Baldrian begestrichen worden. Der Geruch locke die Katzen während der Paarungszeit von Januar bis März an, erklärt Prüssing. Wenn die Katzen an den Stöcken entlangstreichen, hinterlassen sie dort Haare, die die Ranger in regelmäßigen Abständen einsammeln. Die mehr als 600 Haarproben werden anschließend im Institut für Immunologie und Genetik untersucht.

Der Nationalpark liege im Zentrum des Lebensraums der westdeutschen Population der Wildkatze, sagt Charlotte Reutter vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Der Kern des Lebensraums liege in Eifel, Hunsrück, Pfälzer Wald und Saarland. „Das zeigt die herausragende Bedeutung, die dieses Gebiet mit seiner Brückenfunktion für die Art und seinen Erhalt darstellt“, sagt sie mit Bezug auf den Nationalpark mit dem unzerschnittenen Wald und seinen Lichtungen und Wiesen. Es sei sogar möglich, dass es sich beim Bestand in der Nationalparkregion um eine Quellpopulation handelt, von der aus Tiere in andere Regionen abwandern.

„Die Ergebnisse bestätigen, dass wir mit der Wildkatze als Logo richtig lagen“, sagt Harald Egidi, Leiter des Nationalparkamts. Derzeit laufe ein zweites Monitoring, mit dem die Ergebnisse des Vorjahres kontrolliert werden sollen.

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