Gesellschaft Mehr als gesunde Kost

Reinsfeld · Der Kochbus macht Halt in der Kita Reinsfeld. Kinder bereiten das Essen selbst zu und lernen viel dabei.

 So ist es richtig: Der Umgang mit dem scharfen Messer wurde den Kindern vorher gezeigt.

So ist es richtig: Der Umgang mit dem scharfen Messer wurde den Kindern vorher gezeigt.

Foto: Herbert Thormeyer

Kleine Hände schnippeln mit scharfen Messern Gemüse. Das Team vom Kochbus der Landesinitiative „Rheinland-Pfalz isst besser“ und die Erzieher der Kita Reinsfeld zeigten ihnen zuvor, wie die Kinder das richtig machen, um sich nicht zu verletzen. „Heute gibt es Gemüsepfanne mit Nudeln, Quinoasalat und Obstsalat als Nachspeise“, schürt der Teamchef im Kochbus, Michael Becker, die Vorfreude. Die Kita St. Remigius hat ein großes Ziel. „Wir wollen Ernährungskita mit einem Zertifikat werden, das vom Ministerium verliehen wird,“ sagt Leiterin  Stephanie Herres-Ambrosius. Der Tag mit dem Kochbus ist dabei ein wichtiger Schritt. Erzieherin Tina Thömmes leitet das Projekt und forderte deshalb den Bus beim Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten an. Der Betrieb des Busses mit dem Kochteam, das im Jahr bis zu 70 Einsätze in Kitas und Schulen fährt, ist gut angelegtes Geld. Die Sprecherin des Ministeriums, Franziska Richter, nennt dafür ein Argument: „Ernährungsbedingte Krankheiten verursachen etwa ein Drittel der jährlichen Kosten unseres Gesundheitssystems.“

Normalerweise darf niemand außer der Köchin in die Küche der Kita, auch nicht die 16 Erzieherinnen. „Da gibt es strenge Hygienevorschriften“, begründet die Leiterin. Doch jetzt bereiten die Kinder selbst alles zu. Die Produkte dafür kommen ausschließlich aus der Region. „Wir arbeiten regional, saisonal und nachhaltig“, sagt Kochbuschef Becker.

Doch zum gesunden Essen gehört mehr als gesunde Zutaten. Auf zwei Jahre ist das Projekt Ernährungskita angelegt – theoretisch wie praktisch. Mit Symbolen einer Ernährungspyramide begreifen die Kinder schnell, was gesund und was nicht gesund ist. „Dabei hilft, wenn die Zuckerwürfel gestapelt werden, die in so manchem Produkt drin sind“, erklärt Thömmes.

Der örtliche Naturladen, die Metzgerei und die Bäckerei sind die Bezugsquellen. Die Kinder besuchen auch Bauernhöfe. Die Zutaten fürs Frühstück werden mal selbst eingekauft und zubereitet. Ganz wichtig ist die Essatmosphäre in einem abgetrennten Bereich, wo niemand durchläuft. Kindergerechtes Geschirr und Besteck wurde von der Kita angeschafft.

„Die Kinder stimmen ab, was sie essen wollen und beurteilen hinterher auch, ob es geschmeckt hat“, sagt die Leiterin. Die Kinder werden behandelt wie kleine Gäste in einem Restaurant.

Nicht nur die Kinder werden sensibilisiert, sie geben ihr neu erworbenes Wissen auch an die Eltern weiter. Gesundes Essen soll ein ganz selbstverständliches Ritual werden.

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