Mit der Fusion kam die Schließung

MORBACH. Wer hat noch Erinnerungen an die Morbacher Molkerei? Das hatten wirTV -Leser gefragt. Hier nun ein Blick in die Geschichte der Molkerei - samt den Erinnerungen unserer Leser.

Milch spielte für den Lebensunterhalt unserer bäuerlichen Vorfahren immer eine wichtige Rolle. Auf Grund der schlechten Absatzlage der Milcherzeugnisse taten sich schon vor etwas mehr als 100 Jahren Bauern in unseren Dörfern zusammen und gründeten die ersten Sammelmolkereien, um die Milch besser vermarkten zu können.Große Sorge um Lage der Bauern

Die erste Molkereigenossenschaft in Morbach wurde am 7. Februar 1897 gegründet. Gegenstand des Unternehmens war die Milchverwertung auf gemeinschaftliche Rechnung und Gefahr. In jene Zeit fallen auch die Gründungen von Molkereigenossenschaften in Hundheim, Longkamp und Wederath. Wegen einer schlechten Infrastruktur hatten diese Betriebe nicht den erhofften Erfolg und mussten bereits nach einigen Jahren schließen. Als Initiator der zweiten Molkereigenossenschaft in Morbach gilt der damalige Amtsbürgermeister Stahlberg, der mit großer Sorge die Lage der Bauern verfolgte, deren Erzeugnisse immer schlechter bezahlt wurden und deren Existenz bedroht war. Nach vielen Bemühungen wurde 1930 die zweite Molkereigenossenschaft gegründet und ein Molkereigebäude in der Bahnhofstraße 67, später Feuerwehrgerätehaus, heute Vorzelte Dutzig, gebaut. Mit 196 Mitgliedern aus 30 Dörfern nahm der Betrieb im Juli 1931 seine Arbeit auf. Zu ihnen gehörten: Bischofsdhron, Burgen, Elzerath, Emmeroth, Gonzerath, Gornhausen, Gutenthal, Haag, Heinzerath, Hinzerath, Hoxel, Hundheim, Hunolstein, Ilsbach, Kommen, Longkamp, Merscheid, Monzelfeld, Morbach, Morscheid, Mülheim, Odert, Pilmeroth, Rapperath, Riedenburg, Veldenz, Wederath, Weiperath, Wenigerath und Wolzburg. Die ganze Dynamik des Aufschwungs der ersten Jahre kommt in den Geschäftsberichten deutlich zum Ausdruck. Bei einem Litergewicht von 1,032 Kilogramm betrug die Milchanlieferung im ersten Geschäftsjahr 690 042 Kilogramm, was einer Tagesmenge von etwa 3855 Kilogramm entsprach. Ein Jahr später waren es bereits 3188,938 Kilogramm. Die höchste Anlieferung wurde 1941 mit 4 334 826 Kilogramm verzeichnet. Auch die Anzahl der Genossen stieg weiter an und betrug 1935 bereits 1190 Mitglieder.Erst Pferdefuhrwerke, später Lastwagen

Die Milch wurde in Zehn-, 15- oder 20-Liter-Kannen, anfangs mit Pferdefuhrwerken und später mit Lastkraftwagen, angeliefert. Bei jeder Lieferung wurde der Fettgehalt bestimmt, denn er war für die Milchgeldauszahlung ausschlaggebend. Er betrug je nach Fütterung und Viehrasse in der Regel 2,5 bis fünf Prozent. Bei einem durchschnittlichen Fettgehalt von 3,5 Prozent wurden den Bauern um 1950 etwa 25 Pfennig je Liter Milch ausgezahlt. Produziert wurden Deutsche Markenbutter, Quark, Trinkmilch, Kakao und Buttermilch. Weiterhin stellte man Limburger Käse, Romadur, Joghurt und Schlagsahne her. Abnehmer der Produkte waren Milchgeschäfte in Bernkastel-Kues und Zeltingen, Lebensmittelgeschäfte im Kreis Bernkastel und Schulen. Großabnehmer waren Milchgroßhändler in Saarbrücken und die REMO (Rheinische Molkereiprodukte) in Koblenz. Ab Mitte der 60er Jahre konnte trotz großer Anstrengungen der Milchgeldauszahlungspreis gegenüber der konkurrierenden großen Molkerei in Thalfang nicht mehr erwirtschaftet werden, und es drohten Höfe, die Großlieferanten waren, abzuwandern. In Folge dessen kam es 1969 zur Fusion mit der Molkereigenossenschaft Thalfang am Erbeskopf. Wegen Rationalisierungsmaßnahmen erfolgte überraschenderweise noch im gleichen Jahr die Schließung der Morbacher Molkerei.

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