Mit einer Fantasygeschichte zum Weltrekord

Morbach/Lehmen · Mit 82 Lesungen quer durch Deutschland hat der Morbacher Stefan Gemmel einen neuen Weltrekord für die schnellste Lesereise der Welt aufgestellt. Besonderen Eindruck haben auf den Buchautor neben seinem Heimatauftritt, Veranstaltungen mit Obdachlosen und Inhaftierten einer Jugendstrafanstalt hinterlassen.

 Olaf Kuchenbecker (rechts) überreicht nach der letzten Lesung der Weltrekord-Tour eine vorläufige Anerkennungsurkunde an Buchautor Stefan Gemmel und Lesereise-Organisatorin Eva Pfitzner. Foto: Jonas Pfitzner

Olaf Kuchenbecker (rechts) überreicht nach der letzten Lesung der Weltrekord-Tour eine vorläufige Anerkennungsurkunde an Buchautor Stefan Gemmel und Lesereise-Organisatorin Eva Pfitzner. Foto: Jonas Pfitzner

Foto: Christoph Strouvelle (cst), Jonas Pfitzer ("TV-Upload Strouvelle"

Morbach/Lehmen. Die Stimme ist immer noch angeschlagen, doch bei dem Morbacher Buchautor Stefan Gemmel überwiegt die Freude: Mit seiner 13-tägigen Lesereise durch ganz Deutschland, bei der er 82 Lesungen in Schulen, Bibliotheken, Buchhandlungen und fahrenden Zügen gehalten hat, hat er einen Weltrekord für die schnellste Lesereise der Welt aufgestellt (der TV berichtete).
Am kommenden Freitag wird Gemmel auf der Frankfurter Buchmesse die offizielle Anerkennungsurkunde vom Rekordinstitut in Deutschland überreicht bekommen. Bereits nach der letzten Lesung der Rekordreise in Berlin hat er eine vorläufige Urkunde von Olaf Kuchenbecker vom Rekordinstitut erhalten.
Es ist das zweite Mal, dass der Buchautor einen Weltrekord aufgestellt hat: Bereits 2012 hatte er in Koblenz mit zwei Lesungen vor mehr als 10 000 Kindern eine neue Bestmarke gesetzt. Der erste Weltrekord sei wegen der vielen Menschen der Knaller gewesen, sagt Gemmel. Der zweite habe sich dagegen gar nicht so angefühlt.
Trotzdem zieht der 45-Jährige ein positives Resümee seiner 13-tägigen Reise, die Eva Pfitzner vom Leserattenservice in Koblenz glänzend organisiert habe. Bis zu achtmal täglich hat Gemmel eine Stunde lang aus seinem aktuellen Buch "Im Zeichen der Zauberkugel" vorgelesen, zuzüglich der bis zu vier Stunden dauernden Autofahrten. "Wir waren nicht einmal zu spät gewesen", sagt er. Auch die Maßnahme, mehr Lesungen als notwendig zu vereinbaren, habe sich als kluger Schachzug erwiesen, denn zwei Veranstaltungen waren kurzfristig abgesagt worden. Von den vielen Lesungen sind dem Buchautor einige besonders in Erinnerung geblieben. Darunter der Auftritt in der nach ihm benannten Stefan-Gemmel-Bibliothek in der Morbacher Integrierten Gesamtschule, bei der auch Gemmels Vater anwesend war.
Die Schüler hatten dem Autor bei seinem Heimatauftritt Wegweiser mit Glückwünschen auf bunten Blättern gemalt. "Man hat Stefan angesehen, dass er ohne Ende fertig war", sagt Schulleiter Stefan Philippi. Trotzdem habe er alles gegeben, sodass die Erwartungen der rund 70 Schüler, die am späten Abend noch dabei waren, erfüllt worden sind, auch, wenn der "ein oder andere auch mal weggenickt ist", sagt Philippi.
Doch auch die Veranstaltungen vor eher ungewöhnlichem Publikum haben Gemmel fasziniert. Dazu gehört eine Lesung vor Obdachlosen am Berliner Bahnhof Zoo. Nach der Lesung hatte er sich noch mit einigen unterhalten und so einen Blick in eine ihm unbekannte Welt werfen können. Einer der "Zookinder", wie diese sich selbst nennen, habe sich direkt vor ihn gesetzt und sei während der einstündigen Lesung geradezu in die Geschichte eingetaucht. "Nachher hat er sich mit Handschlag bei mir bedankt. Er sagte, es habe ihm in seinem ganzen Leben noch nie jemand etwas vorgelesen." Und auch die Lesung in der Jugendhaftanstalt Neustrelitz habe sowohl bei dem Autor als auch bei den Inhaftierten einen großen Eindruck hinterlassen. Dort hat Gemmel auch Auszüge aus einem Buch, das von straffälligen Jugendlichen handelt und im kommenden Jahr erscheinen soll, vorgelesen und Zustimmung von den Insassen erhalten.
Zeit zur Erholung hat der neue Weltrekordinhaber nach seiner anstrengenden Reise nur wenig. Abgabetermine für Bücher stehen an. Die Stimme, die er bereits am ersten Tag bei einer Veranstaltung mit 400 Kindern wegen einer ausgefallenen Verstärkeranlage überbeanspruchen musste, klingt trotz einigen Erholungstagen mit "einer Woche Klappe halten" immer noch etwas rau. Würden Gemmel und seine Organisatorin nochmal eine Lesereise machen? "Wir nicht", sagt Pfitzner. Aber die beiden freuen sich auf jeden, der Gemmels Rekorde überbieten will, sagt sie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort