Mit Panoramablick über den Hunsrück

ETGERT. Von diesem Ort aus hat man alles im Blick: Etgert ist einer der kleinsten Orte in der Verbandsgemeinde Thalfang.

Festhalten: Die Fahrt nach Etgert oder - in Platt - "Etschärt" ist zunächst was für Liebhaber von Ruckelpisten. Die etwa einen Kilometer lange Anfahrtsstraße zum Hunsrückort ist in einem schlechten Zustand. Und fährt man zu schnell, droht die unsanfte Landung in einer der Wiesen, die sich zwischen dem Ort und der Hunsrückhöhenstraße erstrecken.Idyllischer Ort mit Panoramablick

Doch wem das Wort "abgelegen" in den Sinn kommt, liegt falsch: Etgert ist geradezu ein idyllischer Ort. Natur pur mit einer reichen Artenvielfalt und dicken Eichen dominiert das Umfeld des Dorfes . Und wer die weite Aussicht mag, wird von hier aus mit einem Panoramablick auf den Hunsrück mit Erbeskopf belohnt. "Mit Fernglas kann ich im Winter sogar die Skifahrer am Hang beobachten", sagt Ortsbürgermeister Herbert Weirich mit kaum wahrnehmbaren Humor in der Stimme. Etgert ist trotz seiner zwei landwirtschaftlichen Gehöfte eine Wohngemeinde, 30 Prozent der Bevölkerung sind über 60 Jahre alt. Die Berufstätigen arbeiten in Thalfang oder Deuselbach, einige pendeln bis nach Trier. Gaststätten, Läden oder Kindergärten sucht man vergebens - dies alles findet man stattdessen im vier Kilometer entfernten Thalfang oder in Hermeskeil. "Der fehlende Nachwuchs ist ein Problem", sagt Weirig, viel neugebaut etwa werde nicht. Die, die hier wohnen, lieben ihr Dorf: So leistet sich Etgert trotz seiner Größe ein eigenes Gemeindehaus, welches in diesem Jahr eine neue Heizung erhalten wird. Das Haus wird rege genutzt, sonntags trifft sich eine Männerrunde im "Dorfstubenverein" zum geselligen Beisammensein. Und einmal im Jahr feiert man hier den "Getrudentag", an dem die Haushaltsvorstände von einem der ihren kulinarisch verwöhnt werden. Im Mai wiederum geht es raus, dann organisieren die Frauen der "Lustigen Runde" eine Wanderung mit Grillfest, an der fast das gesamte Dorf teilnimmt. Gemeinsam pflegt man auch die Grünanlagen am Gemeindehaus oder säubert eigenhändig die Gemarkung von Müll. Auch Ruhebedürftige kommen nach Etgert, drei Ferienwohnungen stehen im Ort zur Verfügung. Es seien vor allem Wanderfreunde, die von hier aus ihre Exkursionen starten, sagt Weirig. Beim Ortstermin läuft dem Reporter denn auch gleich eine Familie aus den Niederlanden in die Arme. Verstecken muss sich das Dorf nicht: Die Kanalisation ist erneuert, die Hauptstraße neu asphaltiert und mit Bürgersteigen versehen. Anwohner haben die Fassaden ihrer Häuser erneuert. Und in der Dorfmitte thront seit zwanzig Jahren eine Brunnenanlage auf einem schmucken Platz, der kürzlich neu gestaltet wurde. Zwar betont der Ortsbürgermeister immer wieder, man sei bescheiden und zeige nicht nach außen, was im Dorf realisiert werde. Etwas Stolz schwingt doch in seiner Stimme mit als er sagt: "Hier ist alles in Ordnung."

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