Morbacher investieren in Hochwasserschutz

Für mehr als 700 000 Euro baut die Gemeinde Morbach in den nächsten Jahren Hochwasserrückhaltebecken zwischen der Ruine Baldenau und Rapperath. Zwei von fünf sind bereits in Betrieb. Ihre erste Bewährungsprobe während des Hochwassers vor drei Wochen haben die Becken bestanden.

Rapperath. Nur noch ein paar wenige Pfützen sind nach dem jüngsten Hochwasser vor rund drei Wochen in den beiden Rückhaltebecken an der Dhron am Ortsrand von Rapperath zu sehen. Die Becken, auch Polder genannt, sind seit Oktober in Betrieb. Bei Hochwasser regulieren sie die Wassermenge, die flussabwärts Richtung Ortslage fließt (siehe Extra).

Die beiden Polder sind Teil eines Hochwasserschutzprojekts, in das die Gemeinde Morbach mehrere Hunderttausend Euro investiert. Geplant sind insgesamt fünf Rückhaltebecken entlang der Dhron zwischen der Ruine Baldenau und Rapperath - mit einem Fassungsvermögen von 140 000 Kubikmetern.

"Das Wasser hält man möglichst dort zurück, wo es entsteht", begründet Jürgen Schabbach, Leiter der Gemeindewerke Morbach, die Hochwasserschutzanlagen im Hunsrück. Die Flusstäler seien für solche Rückhalteflächen zu eng und zu dicht bebaut. Bei starken Niederschlägen litten zudem auch die Morbacher unter Hochwasser. 2006 stand die Ortsmitte unter Wasser. In Rapperath forderten die Bürger jahrelang einen effektiveren Schutz. Dort fließt die Dhron mitten durch den Ort. "Bei Hochwasser laufen den Anwohnern regelmäßig die Keller voll", sagt Ortsvorsteher Egon Schabbach.

Ihren ersten Test haben die Polder bestanden. Das jüngste Hochwasser habe jedoch ein weitaus geringeres Ausmaß gehabt als erwartet, sagt Johannes Buschbaum von den Gemeindewerken. Die Rapperather könnten dennoch künftig auch größeren Wassermassen gelassen entgegensehen: "Die Becken sind auf ein hundertjähriges Hochwasser ausgerichtet." Selbst bei einem solchen Ereignis ließen sie nur eine für den Ort unbedenkliche Wassermenge durch. Allerdings seien noch etwa drei bis vier Hochwasser notwendig, um eine Feinjustierung der Wehre vorzunehmen.

Die Rapperather sind laut Egon Schabbach schon jetzt "sehr froh über das Bauwerk". Den Ort zu entlasten, sei das primäre Ziel des Hochwasserschutzes gewesen, sagt Jürgen Schabbach. Dass das Projekt auch Gemeinden flussabwärts zugutekomme, sei "ein positiver Nebeneffekt". Wegen solcher Auswirkungen über Morbach hinaus übernimmt das Land 80 Prozent der Investitionskosten von rund 3,59 Millionen Euro. Nachgewiesen ist eine Entlastung der Orte flussabwärts bis Papiermühle. Für die Moselgemeinden, vermutet Johannes Buschbaum, sind die Morbacher Anlagen lediglich "ein Tropfen auf den heißen Stein". Für eine spürbare Entlastung müsse es Becken an weitaus mehr Zuflüssen der Mosel geben. In Neumagen-Dhron, wo die Dhron in die Mosel mündet, war laut Verbandsgemeindeverwaltung "eine Entlastung während des aktuellen Hochwassers nicht spürbar". Man erhoffe sich jedoch, "dass Ereignisse wie 1993 zumindest abgemildert werden können". Die Gemeinde wünsche sich weitere Polder flussabwärts zwischen Papiermühle und Dhron.

Das Morbacher Projekt wird noch in diesem Jahr fortgesetzt. Baubeginn für zwei weitere Polder ist vermutlich im Sommer. Im aktuellen Haushalt sind dafür 760 500 Euro vorgesehen - 535 500 Euro für ein Becken am Erbach, 225 000 Euro für eines nördlich von Bischofsdhron.

ExtraSo funktionieren die Rückhaltebecken: Die Rückhaltebecken in Rapperath liegen am Fluss Dhron, der direkt durch sie hindurchfließt. Der Hauptzweck der Becken, auch Polder genannt: Sie regulieren die Abflussmenge des Flusswassers bei Hochwasser. Das geschieht über ein Loch im Polderrand, das mit einem verstellbaren Wehr verschlossen werden kann. Das Wehr lässt nur so viel Wasser durch, wie der weitere Flusslauf schadlos verkraften kann. Diese Wassermenge hat ein Ingenieurbüro berechnet. Fließt bei Hochwasser mehr als die berechnete Menge an Wasser nach, wird das überschüssige Wasser im Polder zurückgehalten und staut sich dort auf den Wiesen. Wenn der Wasserzufluss aus der Dhron den eingestellten Wert unterschreitet, läuft das Becken langsam wieder leer. Weil die Rapperather Polder nur bei Hochwasser und starkem Regen gefüllt sind, können sie weiter landwirtschaftlich genutzt werden. Deutschlandweit sind rund 25 000 solcher Rückhaltebecken in Betrieb. (cweb)

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