Museum tritt Stellmacher-Erbe an

WEIPERATH/GONZERATH. Nach einer über 100-jährigen Tradition bereitet sich die Gonzerather Stellmacher-Werkstatt Eiserloh auf einen Umzug vor. Das komplette Interieur wird im Weiperather Holzmuseum wieder originalgetreu aufgebaut.

 Dem Architekten Peter Schmitt zeigt Benno Berneck (rechts) die Urkunde seines Großonkels, der mehr als 50 Jahre lang den Beruf eines Stellmachers ausübte.Foto: Ursula Schmieder

Dem Architekten Peter Schmitt zeigt Benno Berneck (rechts) die Urkunde seines Großonkels, der mehr als 50 Jahre lang den Beruf eines Stellmachers ausübte.Foto: Ursula Schmieder

Ein Haus, ein schönes Möbelstück, der ein oder andere Geldbetrag das sind so die üblichen Dinge, die ein junger Mann von seinem Opa vermacht bekommt. Benno Berneck trat dagegen ein etwas ungewöhnlicheres Erbe an. Denn Großvater Fritz Eiserloh hatte dem gelernten Zimmermann eine komplett eingerichtete Stellmacher-Werkstatt mit Werkbank, Bandsäge und Drechselbank hinterlassen. Voll funktionsfähig und zudem mit pfiffigen, selbst ausgetüftelten Zusatzmechanismen ausgestattet. Doch er selbst fand für die Maschinen immer weniger Verwendung, wollte sie andererseits aber nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Daher traf Berneck die Entscheidung, das großväterliche Erbe dem Weiperather Holzmuseum zu vermachen. Schon öfter hätte er die Rede mit Michael Pinter gehabt. Wurmbehandlung ist geplant

Nur hatten zuvor die Kosten für die erforderliche Wurmbehandlung im Raum gestanden, wie sich der ehrenamtliche Museumsleiter erinnert. Inzwischen ist dieses Problem gelöst. In diesen Tagen soll eine Heißluftsanierung den möglichen Wurmbefall des historischen Mobiliars stoppen. Wie Peter Schmitt erklärt, werden dafür Schläuche in die alte Werkstatt gelegt, die angeschlossen an ein Aggregat den Raum zwei bis drei Stunden lang auf mehr als 80 Grad aufheizen. Bereits nach einer guten Stunde soll alles Leben in dem alten Holz abgetötet sein. Ein Glücksgriff ist nach Aussage des Morbacher Architekten die ausführende Firma aus Leiwen, die diese Arbeit kostenlos für das Museum übernimmt. Er selbst zeichnet für die Planung des Abbaus in Gonzerath sowie den Einbau im künftigen Domizil verantwortlich. Eine detaillierte Inventarisierung soll den originalgetreuen Wiederaufbau gewährleisten. Danach wird die Werkstatt ihren festen Platz auf der ehemaligen Tenne des heutigen Museums finden, wo quasi ein Raum im Raum geschaffen wird. Allerdings ist erst im kommenden Jahr damit zu rechnen. Die Stellmacherei Eiserloh hat in Gonzerath eine lange Tradition. Über 100 Jahre entstanden dort Fußbodendielen, Türen und Scheunentore. Ebenso Holzschubkarren, Handwagen, Schaufelstiele und Axthefte. An seinen Großvater Fritz, der im Alter von 79 Jahren starb, kann der Enkel sich noch gut erinnern. Ebenso daran, dass dieser sich "aus der Werkstatt raus ins Bett gelegt" hatte und schon wenige Tage später tot war. Währenddessen Vater und Großvater Landwirte gewesen waren, hatte ein unverheirateter Onkel den Handwerksberuf erlernt. 1931 war der Stellmachermeister Matthias Eiserloh für seine 50-jährige Berufstätigkeit ausgezeichnet worden. Dass auch er noch im hohen Alter in der Werkstatt anzutreffen gewesen war, versteht sich von selbst. Allerdings hatte diese sich früher überwiegend in einem abgetrennten Teil des Hauses befunden und nicht in dem separaten Raum. "Die Drechselbank stand im Flur", weiß Bernecks Mutter Brigitte noch wie heute. Sie erinnert sich: "Da kamen die Späne die Treppe runter." Aber das hätte man eben nicht anders gekannt. Ein vernachlässigtes Dasein

In der nachfolgenden Generation fristete die Werkstatt ein eher etwas vernachlässigtes Dasein. Der Vater, Holzfacharbeiter im Wald, habe zwar noch ein bisschen Brennholz geschnitten oder mal Axthefte gemacht, weiß Benno. Doch ansonsten gab es für einen Stellmacher im Dorf einfach nicht mehr genug zu tun.

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