Nur in Notfällen geöffnet

MORBACH/THALFANG. (ff) Im Hunsrück und Hochwald war die Beteiligung am bundesweiten Protesttag der Ärzte recht unterschiedlich. Während in Morbach alle Praxen am Protest teilnahmen, protestierten in Thalfang die Ärzte teilweise, nur in Hermeskeil verliefen die Sprechstunden normal.

Mit der bundesweiten Aktion setzen die Ärzte sich dafür ein, dass mit der seit Jahren anhaltenden kontinuierlichen Verschlechterung der medizinischen Versorgung, und der zunehmenden Beschneidung der ärztlichen Behandlungsfreiheit endlich Einhalt geboten wird. Dr. Folker Musial aus Morbach bringt das Problem der Ärzte schnell auf den Punkt. "Zu viel Bürokratie, zu wenig Verdienst", sagt der Mediziner. Fast ein Drittel seiner Zeit gehe für die Bürokratie verloren. "Wenn man alle Formulare nebeneinander legt, ergibt das eine Strecke mit einer Länge von 50 Metern", erklärt der Allgemeinmediziner. Auf Dauer sei das nicht mehr zu bewältigen und gehe zu Lasten der Patienten. Musial fordert einen radikalen Systemwechsel. "Wir sind jetzt schon genug reglementiert durch Verordnungen." Eine große Gefahr sieht Internist Dr. Hugo Bader für der optimalen Versorgung der ländlichen Bevölkerung. "Hausbesuche sind aus Kostengründen kaum noch möglich", sagt Bader. Der Allgemeinmediziner Tobias Kühne kritisiert das Abrechnungssystem EBM 2000 plus. "Es sollte eine Revolution darstellen, und hat genau das Gegenteil bewirkt - die Katastrophe", bilanziert Kühne. Er schlägt eine feste und faire Gebührenordnung vor, um die wirtschaftliche Basis der Arztpraxen zu sichern. Eine für den 1. April anstehende neue Arzneimittelverordnung sehen die Morbacher Mediziner als weiteren Flop. Organisiert von der Ärzte-Interessengemeinschaft Hunsrück-Hochwald, hatten die Morbacher Arztpraxen nur für den Notfall geöffnet. Sehr unterschiedlich beteiligten sich die Thalfanger Ärzte am bundesweiten Protesttag. "Wir fahren eine abgespeckte Sprechstunde", sagt Dr. Michael Worm. "Die Kosten-Nutzung-Rechnung geht nicht mehr auf", bemängelt der Allgemeinmediziner. Als neuerliches Hindernis sieht er die kommende Verordnung. "Ich denke, dass wir auf unsere Probleme aufmerksam machen konnten", hofft Worm, und bedankt sich für das Verständnis der Patienten. Die Hermeskeiler Arztpraxen beteiligten sich nicht aktiv am Protesttag. "Wir sind noch nicht organisiert, und holen den Protesttag im Februar nach", kündigt Dr. Johannes Stange an.

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