Polizei warnt: Mehr Unfälle mit Wild

Morbach · Die Zahl der Wildunfälle ist im Hunsrück im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Die Brunftzeit ist zwar nun vorbei, doch die Polizei warnt auch für die kommenden Monate vor einer erhöhten Kollisionsgefahr.

Morbach. Eigentlich wollte die Morbacher Polizei die Autofahrer im Herbst genauso wie im Frühjahr wieder mit Geschwindigkeitskontrollen für das Thema Wildunfälle sensibilisieren. Doch krankheitsbedingt müssen diese Kontrollen, die für die Polizei das einzige Mittel zur Vorbeugung sind, ausfallen.
Dennoch ist es der Polizei bei diesem Thema besonders wichtig vorzubeugen. Denn an 40 Prozent aller Unfälle im Bereich der Morbacher Inspektion ist Wild beteiligt. Konkret: 265 Mal krachten Tier und Auto im vergangenen Jahr zusammen.
Und die Gefahr wächst. Polizeibeamter Gregor Steffes: "Die Zahl der Wildunfälle ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. In diesem Jahr gab es bis September 196 Unfälle, im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum 185." Klar ist auch: Wer trotz Wildwechselwarnung zu schnell fährt - laut Rechtsprechung können weniger als 70 Kilometer pro Stunde schon zu viel sein -, hat keine Chance, wenn ihm ein Tier vors Auto läuft.
Woher die Steigerung der Unfallzahlen in diesem Jahr kommt, ist unklar. Steffes hat keine wesentlichen Änderungen beim Verkehr beobachtet. Er vermutet die Gründe beim Wild. Kreisjagdmeister Hans-Günter Vanck schließt aus, dass eine erhöhte Tierzahl die Ursache ist. Die Abschusszahlen seien konstant und damit wohl auch die nicht exakt bestimmbare Zahl der Rehe, sagt er. Rehe sind die Tiere, die am häufigsten in Unfälle verwickelt sind. Sie stellen laut Steffes 80 Prozent der vierbeinigen Unfallopfer.
Vanck vermutet, dass die Unfallgefahr in diesem Jahr deshalb größer war, weil die Tiere für die Nahrungssuche besonders viel unterwegs waren. Derzeit locke der Raps die Tiere auf die Felder. Jedoch habe auch der Wald, der ursprüngliche Lebensraum der Rehe, durch die Eichel- und Bucheckermast viel zu bieten.
Ob Wald oder Feld: Zu Unfällen mit Wild könne es überall kommen, warnt Steffes. Er stellt fest: "Früher wurde nur vor Wild im Wald gewarnt." Mittlerweile gebe es auch Rehe, die sich an das Leben auf den Feldern angepasst hätten.
Im Bereich der Inspektion Morbach hat die Polizei fünf Gefahrenstellen für Wildunfälle ausgemacht, vor denen mit Schildern gewarnt wird: die B 327 zwischen Bäsch und Hilscheid sowie zwischen Hinzerath und Hochscheid, die B 269 zwischen Gonzerath und Morbach im Bereich Entenpfuhl, die L 164 zwischen Bäsch und dem Erbeskopf und die K 80 zwischen Morbach und Haag.
Die meisten Kollisionen mit Wild ereignen sich laut Steffes in der Zeit der Revierkämpfe von April bis Juni und von Oktober bis Januar. Im Oktober findet die Brunft statt, in der die Männchen ihre Mitbewerber vertreiben. Danach fällt die Dämmerung, in der die Tiere besonders aktiv sind, in der Regel mit den Verkehrsspitzenzeiten zusammen.Extra

Die Polizei empfiehlt an Wildwechselstellen: Runter vom Gas: Tempo 70 kann schon zu schnell sein. So hieß es in einem Gerichtsurteil. Augen auf: Straßenränder sollten nach Augen, die nachts im Scheinwerferlicht blinken, abgesucht werden. Einem Tier, das die Straße quert, folgen oft weitere. Schnell reagieren: Bei Wild auf der Straße: Vollbremsung und Lenkrad festhalten. Dem Tier auszuweichen birgt häufig das größere Risiko. Das Auto kann im Gegenverkehr, im Graben oder an einem Baum landen. Unfallort absichern: Ist es zu einem Zusammenstoß mit einem Tier gekommen: Warnblinker an, Warnweste anziehen und Warndreieck aufstellen. Falls möglich, sollte man das Tier auf die Seite ziehen und die Polizei verständigen. Sie stellt bei Bedarf eine Wildunfall-Bescheinigung für die Versicherung aus. mai/uhe

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