Umwelt Mit Strom durch den Nationalpark

Hermeskeil/Thalfang/Morbach/Birkenfeld · Mit dem Projekt Zenapa, das von der EU gefördert wird, sollen Schutzgebiete gefördert werden, um CO2-neutral zu werden. Dafür stehen 17 Millionen Euro für einen Zeitraum von acht Jahren bereit. Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald gehört dazu.

Mit einem kultigen Landrover-Oldtimer durch den Nationalpark Hunsrück-Hochwald fahren? Kein Problem, aber nicht mit Diesel-, sondern bitteschön mit Elektroantrieb. Das ist im Nationalpark Hunsrück-Hochwald möglich. Auch wenn das eher als Touristenattraktion gedacht ist, hat dieses Angebot einen ernsten Hintergrund, denn es geht um die Reduzierung von Treibhausgasen.

Das ist das Ziel eines Projekts mit dem klangvollen Namen „Zenapa“. Die Abkürzung steht für „Zero Emmission Nature Protection Areas“. In diesen Gebieten soll der Anteil der CO2-Emission langfristig auf Null gesenkt werden. Das Vorhaben zielt daher auf Großschutzgebiete ab, zu denen zum Beispiel Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservate zählen. In Deutschland und Luxemburg gibt es elf solcher Gebiete. In der Region beteiligen sich der Nationalpark Hunsrück-Hochwald und der Naturpark Müllerthal in Luxemburg daran.

Insgesamt steht ein Budget von 17 Millionen Euro über eine Projektlaufzeit von acht Jahren für Zenapa zur Verfügung, acht Millionen kommen von der Europäischen Union. Damit soll das Klimaschutzziel Deutschlands schneller erreicht werden, denn die elf Gebiete mit einer Fläche von insgesamt 3,7 Millionen Hektar produzieren derzeit noch 50 Millionen Tonnen CO2. Für Sören Sturm, Abteilungsleiter im Nationalparkamt in Birkenfeld, ist das ein wichtiger Schritt: „Erstmals können mit diesem Projekt Umwelt- und Naturschutz miteinander verbunden werden.“

Christina Morlo ist seit September vergangenen Jahres Projektleiterin für Zenapa im Büro des Nationalparks in Birkenfeld. Sie stammt aus Saarbrücken und hat am Umwelt-Campus Birkenfeld den Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen/Umweltplanung gemacht. Aktuell nimmt sie am Master-Studium Business Administration and Engineering teil. Bereits während des Studiums war sie als wissenschaftliche Hilfskraft beim Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) tätig. Sie ist zentrale Ansprechpartnerin für das Projekt.

Die Entstehung des Projekts Das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfAS) hatte im Jahr 2015 das Nationalparkamt Hunsrück-Hochwald angefragt, an einem Projekt teilzunehmen, das die Themen Klimaschutz, Biodiversität und Bioökonomie miteinander verknüpfen soll. Häufig stehen sich zum Beispiel Klimaschutz und Biodiversität gegenüber, etwa beim Bau von Windkraftanlagen, die einen Eingriff in die Natur darstellen. Diese Problematik ist daher ein Thema des Projekts. Das Nationalparkamt ging auf das Angebot ein, da die Biodiversität, also die Erhaltung von Artenvielfalt, ein zentrales Thema des Nationalparks ist, die nachhaltige Regionalentwicklung aber ebenso ein gesetzlicher Auftrag des Nationalparkamtes ist. Es geht also auch  darum, die Energiewende in Einklang mit dem Natur-, Arten- und Klimaschutz zu bringen.

Die Teilnehmer Das vom Umweltcampus in Birkenfeld aus gesteuerte Projekt läuft in elf Gebieten in Deutschland und Luxemburg: Nationalpark Müritz, Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, Naturpark Barnim, Geopark Porphyrland, Naturschutzprojekt Hohe Schrecke, Naturpark Bergisches Land, UNESCO Geopark Vulkaneifel, Verbandsgemeinde Rhaunen, Naturpark Mëllerdall, Nationalpark Hunsrück-Hochwald, Biosphärenreservat Pfälzerwald und Biosphärenreservat Bliesgau.

Vom Gesamtbudget in Höhe von 17 Millionen Euro stehen dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald 2,3 Millionen Euro zur Verfügung. Zenapa wird zum einen mit rund  acht Millionen  Euro von der EU gefördert, der Rest wird aus Eigenmitteln der Partner sowie von Ko-Finanzierern getragen. Ko-Finanzierer des Projektes sind die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz, OIE AG, KSB AG sowie der Berliner Senat, wie Christina Morlo erläutert.

Die Vorgehensweise Das Projekt zielt daher auf die CO2-Neutralität in den Großschutzgebieten sowie in den umliegenden Regionen ab. Das Akronym Zenapa  steht für „Zero Emission Nature Protection Areas“: Naturschutzgebiete mit Null Emissionen. Im Rahmen des Projektes wird ein Masterplan erstellt, der die Erstellung von Energie- und Treibhausgasbilanzen vorsieht. Dieser Masterplan ist noch in der Erstellungsphase, so Morlo.

Praktische Beispiele Um die CO2- Werte zu senken, sieht das Programm ein ganzes Bündel von Vorhaben vor. Dazu zählt es zum Beispiel, Anreize für strategische Biodiversitäts- und Klimaschutzkonzepte für Kommunen zu schaffen. Strom und Wärme sollen  auf der Basis Erneuerbarer Energie geschaffen werden, dazu zählt auch die Ausstattung mit LED-Beleuchtung, die Wärmedämmung auf Basis natürlicher Dämmstoffe oder der Bau von klimafreundlichen Gebäuden mit natürlichen Baustoffen, klimafreundliche Mobilität.

 Sieht nicht so aus, ist aber ein Elektromobil: Fahrt mit dem umgebauten Landrover im Nationalpark.

Sieht nicht so aus, ist aber ein Elektromobil: Fahrt mit dem umgebauten Landrover im Nationalpark.

Foto: Nationalpark

Stimmen Josef Adams ist in der Thalfanger Verwaltung für die Wirtschaftsförderung zuständig. Für ihn ist das Zenapa-Programm ein positives Projekt. Adams: „Das wird sich insgesamt positiv auf die Verbandsgemeinde auswirken. Klimaschutz und Enegieeffizienz sind bei uns schon immer wichtige Themen. Thalfang ist Luftkurort. Schon seit 2010 werden 70 Prozent der in Thalfang verbrauchten Energie für Strom und Wärme  auch dort  erzeugt, wobei der Autoverkehr davon ausgenommen ist. Mit dem Programm steht Geld  für einen weiteren Ausbau umweltverträglicher Infrastruktur bereit.“ Michael Hülpes, Bürgermeister der VG  Hermeskeil, sagt: „Wir haben noch keine konkreten Projekte im Bereich Zenapa. Wir sind aber bei einem Projekt der Energieagentur Trier beteiligt, mit dem eine Datenbasis der Verbrauchskosten von Liegenschaften der Gemeinde erstellt werden soll.“ Solch eine Datenbank sei hilfreich, wenn es um die Erneuerung von Heizsystemen oder Isoliermaßnahmen in Gebäuden gehe. Mit Zenapa erhofft sich Hülpes unter anderem, die Mobilität im Nationalpark auf Elektroantrieb umzustellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort