Gesundheit Hilfe, Humor und ein bisschen Heimweh

Thalfang · Mit Personal aus Rumänien wollen die Verantwortlichen  des Seniorenheims Charlottenhöhe dem Pflegenotstand begegnen.Davon profitieren beide Seiten.

 Elena Moale, Alina Tãbîrtoiu und Leongina Radut aus Rumänien verstärken das Team im Seniorenheim Charlottenhöhe. 

Elena Moale, Alina Tãbîrtoiu und Leongina Radut aus Rumänien verstärken das Team im Seniorenheim Charlottenhöhe. 

Foto: TV/Hans-Peter Linz

„Wir kommen zwar aus der Nähe von Transilvanien, aber wir beißen nicht“, sagt Elena Moale und muss dabei schmunzeln. Denn sie und zwei weitere Kolleginnen stammen aus der Region Oltenia in Rumänien. Seit mehreren Monaten arbeiten die drei jungen Frauen im Seniorenheim Charlottenhöhe in Thalfang. Sie haben durchaus Sinn für Humor – und sind   bei den Senioren bereits beliebt.  „Wenn die Mädchen kommen, dann geht für uns ein Licht auf. Wir geben sie nicht mehr her“, sagt Seniorin Walburga Petri. Und Luzia Adams stimmt zu: „Wir sind sehr froh mit den Mädchen. Die können schon sehr gut Deutsch sprechen!“

Wie kommen nun die drei Rumäninnen Alina Tãbîrtoiu, Elena Moale und Leongina Radet in den Hochwald nach Thalfang? Das Projekt, ausländischen Fachkräften in Deutschland eine Perspektive zu bieten, entstand aus dem Mangel an Fachkräften in Deutschland. „Seit vielen Jahren schon haben wir interessante Kontakte und Mitarbeiter aus Polen“, sagt Christoph Loré, Geschäftsführer der Gemeinnützige Gesellschaft für ambulante und stationäre Altenhilfe (GFA) mbH. Im Jahr 2014 habe die GFA erstmals die Fühler nach Rumänien ausgestreckt, erinnert er sich.  Trägerweit werden derzeit 14 rumänische Mitarbeiterinnen beschäftigt, alle mit dem langfristigen Ziel, als Fachkraft in Deutschland anerkannt zu werden.

Die Kräfte werden über die Personalagentur LWP (Leben-Wohnen-Pflegen) mit Sitz im saarländischen Marpingen nach Deutschland vermittelt. Inhaber David Recktenwald hat gute Kontakte nach Rumänien und dort auch ein Büro.

Recktenwald sagt: „Wir werben  in Rumänien  und bieten einen Kurs an. Von 30 Bewerberinnen haben es neun geschafft. Die Kurse sind für die Damen kostenlos, sie müssen sich aber verpflichten, im Fall einer Aufnahme mindestens ein Jahr für ihren neuen Arbeitgeber zu arbeiten.“ Die Bewerberinnen hätten meistens Abitur und eine Krankenpflegerinnenausbildung. „Wir helfen bei Behördengängen, bieten Deutschkurse an und stellen die Kontakte her,“ erklärt der Personalvermittler.

„Für uns war es klar ersichtlich, dass es sich lohnt, mit einer Agentur zusammenzuarbeiten, die vor Ort Kontakte hat und aktiv ist“, sagt Geschäftsführer Christoph Loré. Daniela Eis, Leiterin des Heims in Thalfang, bestätigt die guten Erfahrungen: „Die soziale Komponente wird bei der Personalvermittlung auch bedacht. Unsere Kollegen unterstützen die  neuen Kräfte aus Rumänien. Wir brauchen eine gute Sprachfähigkeit. Der Pflegekräftemarkt in Deutschland ist leergefegt.“

Alina Tãbîrtoiu ist zum Beispiel seit Mai 2017 in Thalfang und hatte lediglich einen dreimonatigen Deutschkurs in Rumänien besucht. Mittlerweile spricht sie fließend Deutsch: „In Rumänien gibt es nicht viele Arbeitsplätze, und deshalb habe ich mich beworben. Ich hatte bereits eine Ausbildung als Krankenpflegerin in Rumänien.“ „Alina Tãbîrtoiu ist ein schönes  Beispiel dafür, dass es klappen kann“, sagt Daniela Eis. In Rumänien  gibt es  kaum Arbeitsplätze und Altenpflege, wie sie in Deutschland bekannt ist, existiert dort nicht. Für eine Anerkennung in Deutschland fehlte ihr noch die B2-Sprachprüfung, die sie nach einem dreimonatigen Sprachkurs bestanden hat.

 B2 bedeutet, sich flüssig verständigen und komplexe Inhalte verstehen zu können. Die 24-Jährige  teilt sich inzwischen mit ihren beiden Kolleginnen eine Wohnung in Thalfang. Ihre Kollegin Leongina Radet ist 21 Jahre alt: „Es ist anders hier, Karneval war zum Beispiel ganz neu für mich. Ich will aber hier bleiben und eine Familie gründen. Mein Freund ist noch in Rumänien, wo er als Lehrer arbeitet.“ Sie beeindruckt in Deutschland besonders die Sauberkeit: „Es ist sehr sauber hier, keine Hunde laufen herum. In Rumänien gibt es noch keine Mülltrennung.“

Ob sie Heimweh hat? „Ich spreche jeden Tag mit meiner Familie über Whatsapp. Das klappt schon so.“ Was die drei vermissen? „Wir kochen gerne zusammen. Besonders unser Nationalgericht Sarmale, Hackfleisch in Sauerkraut. Aber dafür brauchen wir einen speziellen Kohl, den man hier nicht kriegt.“ „Integration gelingt, wenn sich der Träger engmaschig um die ausländischen Mitarbeitenden kümmert“, resümiert Christoph Loré. Schließlich müssten auch deutsche Auszubildende  angeleitet  werden, um eine fundierte Ausbildung erfolgreich abzuschließen.

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