Sammler Faszination Fernsprecher: Auch der Nachwuchs sammelt schon

MORBACH · Rund 50 Sammler treffen sich im Morbacher Telefonmuseum zum Feilschen und Fachsimpeln.

 Wie ein Familientreffen: Telefonsammler fallen direkt ins Fachsimpeln.

Wie ein Familientreffen: Telefonsammler fallen direkt ins Fachsimpeln.

Foto: Herbert Thormeyer

  Hans Hagen aus Duisburg ist gelernter Fernmeldetechniker. Diesen Beruf wird der 71-Jährige irgendwie nicht mehr los, denn seit er im Ruhestand ist, packt ihn das Sammelfieber für historische Telefone noch intensiver. Im Deutschen Telefon-Museum Morbach trafen sich rund 50 Menschen, die diese Leidenschaft mit ihm teilen.

In der Hand hält Hagen ein Telefon aus dem Jahre 1892: „Das ist aus dänischer Produktion und funktioniert wie neu.“ 320 Telefone hat er schon, jetzt müssen ein paar getauscht oder verkauft werden.

1879 gab es das erste Telefonat in Berlin. Museumsleiter Siegfried Warth zitiert den legendären Satz, den Erfinder Philipp Reis damals in den Hörer sprach: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“ Seitdem habe es eine rasante Entwicklung gegeben, staunt Warth bis heute.

Die Stufen der immer komfortableren Verständigung mit Menschen, die weit weg sind, konnte auch an den 22 Verkaufsständen im Museum nachvollzogen werden. Geräte aus den Baujahren zwischen 1881 bis 1994 wurden angeboten. „Die wertvollsten Sachen gehen schon draußen weg. Das sind Kofferraumgeschäfte“, weiß Warth.

Ob ein Teil im Originalzustand ist oder nicht, zeigt sich oft an Kleinigkeiten. „Mal sind Scharniere aus Stahl, mal aus Messing“, erklärt der Fachmann. Dirk Klaum aus Hofheim ist  zweiter Vorsitzender der Sammler- und Interessengemeinschaft für das historische Fernmeldewesen. Er findet: „Solche Sammlertreffen mit Telefonbörse sind sehr wichtig, denn die Mitglieder sind über ganz Deutschland verteilt. Da ist ein normales Vereinsleben nicht möglich.“ Oft werden auch nur Ersatzteile gesucht, die im Internet selten, und falls doch, überteuert angeboten werden.

Nachwuchssammler ist Samuel Frosin aus Altenkirchen. Der 16-Jährige trägt seit vier Jahren Telefone zusammen und hat inzwischen 128 davon. Mit einem „Trommelwähler“ aus dem Jahre 1955 komplettiert er seine Sammlung. „Das war ein Versuchsgerät von Siemens und Halske und deshalb entsprechend selten“, sagt der mit Stolz. Ein Smartphone hat er trotzdem.

Viele Menschen sind inzwischen auf die Idee gekommen, ihr altes Handy statt auf dem Wertstoffhof im Telefonmuseum abzugeben. „Ich nehme die alle. Wegwerfen kann man das immer noch“, sagt Museumsleiter Warth. Manche historischen Geräte führt er in Kitas vor oder gibt sie an Schulen weiter.

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