Schlappe als Chance

Zu dem überraschenden Ergebnis des Stichentscheids der Bürgermeister-Urwahl in der Verbandsgemeinde Birkenfeld zugunsten von Dr. Bernhard Alscher hier einige Stimmen.

Birkenfeld. (vm) Bestürzung bei den Sozialdemokraten, leichte Genugtuung bei den Christdemokraten: So lässt sich die Stimmung nach dem überraschenden Ausgang der Stichwahl ums Bürgermeisteramt in der Verbandsgemeinde Birkenfeld zusammenfassen. Der am Wahlabend noch fassungslos wirkende Manfred Dreier gab sich am Tag danach schon wieder recht kämpferisch: "Ich habe gut und tief geschlafen. Für mich ist das Ganze natürlich eine persönliche Enttäuschung. Ich habe mein Ziel verfehlt. Die Ursachen sind aus meiner Sicht eher in der allgemein spürbaren Unzufriedenheit mit der Politik zu suchen. Genau auf diese Unzufriedenheit hat mein Gegner gesetzt. Konkrete kommunalpolitische Ansätze hat er im Wahlkampf nicht präsentiert. Seine Rechnung ging dennoch auf." Der 51-jährige Jurist betonte, nach nur einem freien Tag wieder im Bürgermeister-Büro zu sitzen und Gespräche mit den Beigeordneten führen zu wollen: "Bei mir steht jetzt nur noch reine Routine auf dem Programm. Ich werde bis zur Übergabe der Amtsgeschäfte an meinen Nachfolger Mitte Oktober keine Entscheidungen im kommunalpolitischen und personellen Bereich mehr treffen. Ich möchte Dr. Alscher da nicht vorgreifen." Aus der Politik ziehe er sich sicher nicht zurück: "Ich bin ja noch Kreistagsmitglied und habe diverse ehrenamtliche Funktionen." Dreier kündigte an, sich als Rechtsanwalt niederlassen zu wollen: "Ich sehe das als Herausforderung und als Chance - die mir vielleicht sogar mehr Lebensqualität bescheren wird." Indes ist bei Triumphator Bernhard Alscher die erste Euphorie schon abgeklungen: "Ich muss überlegen, wie ich mein Leben neu ordne, nachdem ich mir ohne Not etwas Neues aufgebürdet habe." Zuerst gelte es, die Zusammenhänge zu analysieren, warnte der SPD-Kreisvorsitzende Hans Jürgen Noss vor voreiligen Schlüssen. Als "typisches Ergebnis einer Urwahl" wertete Volkmar Pees, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Baumholder, den Ausgang: "Auch bei uns stehen immer mehr die Personen und nicht mehr die Parteien im Vordergrund." Nie etwas Negatives über Dreiers Arbeit gehört

Folglich schätzt er die Auswirkungen der "überregionalen Geschehnisse" gering ein. Er bedauere, "dass ein Kollege, der mit dem Kulturerbekonzept Vorreiter war, abgewählt worden ist". "Damit habe ich nicht gerechnet", bekennt auch Wolfgang Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rhaunen. Ihn und Dreier verbinde ein freundschaftliches Verhältnis: "Er muss sich mit dem Ergebnis abfinden. Die Wahl zu analysieren, ist schwierig: Ich sehe die Ursachen eher auf bundespolitischer Ebene. Ich habe nie etwas Negatives über Dreiers Arbeit gehört."

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