Schlösser, Schulen und Scheunen

WEIPERATH. (urs) Mit der zum ersten Mal in Deutschland zu sehenden Wanderausstellung "Denkmäler der Zukunft" setzt das Hunsrücker Holzmuseum auch seine eigenen Mauern ins rechte Licht. Die ehemalige Weiperather Schule ist eines von 25 ausgewählten Vorzeigeobjekten einer europäischen Jury.

Zweierlei Hoffnung verbirgt sich hinter der Ausstellung "Denkmäler der Zukunft". Das eine sind der grenzüberschreitende Austausch und die Stärkung einer Region, die trotz teilender Landesgrenzen eine gemeinsame Kultur hat. Das andere ist die Sensibilisierung der dort lebenden Menschen. "Dass sie spüren, dass ihr kulturelles Erbe etwas wert ist und dass es auch wert ist, einer neuen Bestimmung zugeführt zu werden", fasste Michael Pinter, Leiter des Hunsrücker Holzmuseums, bei der Ausstellungs-Eröffnung zusammen, was ihm persönlich am Herzen liegt. Daher hatte er sich dafür stark gemacht, dass die Wanderausstellung ihre Rundreise durch Rheinland-Pfalz in Weiperath beginnen konnte. Schließlich ist die ehemalige Dorfschule, die sich zu einem Museum gemausert hat, nicht nur ein Paradebeispiel für die dahinter steckende Idee, sondern ist selbst eines der 25 von einer europäischen Jury ausgewählten Vorzeigeobjekte. Das Verbindende dieser "Denkmäler der Zukunft" ist nicht etwa deren wirtschaftlicher Wert. Denn neben dem aus dem 15. Jahrhundert stammenden Schloss Malbrouck im lothringischen Manderen zählen dazu ebenso ein typischer "Dreiseithof", 19. Jahrhundert, im wallonischen Gouvy oder ein zum Kunsthaus umfunktioniertes ehemaliges Tagelöhnerhaus in Heiderscheid, Luxemburg. Das wesentliche Kriterium der Jury war die erfolgreiche "Umwidmung alter Gebäude". Die neue Funktion soll einen Wertzuwachs bedeuten - sei es aus ökonomischer, touristischer oder soziokultureller Sicht. "Es sind 20 Jahre her, dass die Not uns zusammen getrieben hat", erinnerte Georges Calteux vom Luxemburger Denkmal-Amt an die Anfänge des grenzüberschreitenden Austauschs. Allzu krass hatten manche Dörfer damals ihr Gesicht bereits verändert. 1983 gründeten Mitglieder der internationalen Vereinigung "Ländlicher Raum-Umwelt-Entwicklung", R.E.D., eine Arbeitsgruppe, deren Ziel die Aufwertung der ländlichen Gebiete in Wallonien, Luxemburg, Lothringen und Rheinland-Pfalz war. "Wenn man ein gemeinsames Erbe hat, hat man auch eine gemeinsame Verpflichtung", betonte Calteux. Gleichzeitig warnte er vor Nostalgie, bezeichnete Denkmalpfleger als "Bewahrer und Beweger" zugleich. Für Marie-Luise Niewodniczanska, Architektur-Professorin der Fachhochschule Trier und ehrenamtlich für R.E.D. aktiv, war ihr erster Aufenthalt im Hunsrücker Holzmuseum daher "Liebe auf den ersten Blick". Es sei gar nicht genug zu loben, dass die alte Schule "wieder so schön ausgepackt" wurde. Mit dem Abriss wäre hingegen ein Stück Geschichte der Menschen ausgelöscht gewesen. Was jedoch schnell hätte passieren können, wie sich Ortsvorsteher Herbert Schuh erinnert. Ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, wäre aber, so Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes, nicht ohne das Engagement der rund 100 Ehrenamtlichen, allen voran der Hunsrückverein, möglich gewesen. Eine Leistung, die auch Architekt Peter Schmitt hervor hob: "Ohne das Team wäre das Werk nicht so gelungen."Ganz nach europäischem Geschmack

Den musikalischen Rahmen aus bretonischen Liedern, französischen Tänzen und plattdeutschen Liedern von Axel und Heidrun Leischner noch im Ohr, tauchten die Gäste im Anschluss der Eröffnung mit Quiche Lorraine, "Grumbiere"-Hörnchen und Luxemburger Wein auch geschmacklich in die europäische Region ein. Die Ausstellung "Denkmäler der Zukunft" ist bis zum 30.September - danach in Bitburg, Hornbach und Mainz - im Hunsrücker Holzmuseum zu sehen. Öffnungszeiten: Samstags, sonn- und feiertags von 10.30 bis 17 Uhr sowie ab dem 1.April dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr.

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