Schöne Musik für die Ohren der Moselaner

Der Mosel-Riesling ist wieder in aller Munde. Den Erfolgsweg beschreiten vor allem viele junge Winzer. Die EU-Weinmarktordnung hängt aber immer noch wie ein Damokles-Schwert über der Region.

 Weinbauminister Hendrik Hering (Mitte) freut sich mit Patrick und Michaela Philipps über deren Erfolg. TV-Foto: Clemens Beckmann

Weinbauminister Hendrik Hering (Mitte) freut sich mit Patrick und Michaela Philipps über deren Erfolg. TV-Foto: Clemens Beckmann

Graach/Bernkastel-Kues. Derzeit reift der neue Wein noch in Stahltanks und Holzfässern. Vielerorts wurde und wird der Jahrgang 2007 aber auch schon abgefüllt, weil eine immense Nachfrage nach Moselwein besteht. Auch Patrick Philipps (Weingut Philipps-Eckstein) füllt in diesen Tagen bereits die ersten Weine ab, denn sein Keller ist weitgehend leer. Das ist aber kein Wunder. Schließlich ist der Winzer von der Graacher Schäferei von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) für seine unternehmerische Gesamtleistung zum "Winzer des Jahres 2007" gekürt worden. Und das brachte hohen Besuch mit sich. Hendrik Hering (SPD), Minister für Wirtschaft, Weinbau, Landwirtschaft und Verkehr, informierte sich bei einem Besuch über die Erfolgsgeschichte des Betriebs. Es war dies einer der vielleicht seltenen Momente, in denen ein Politiker auch mal beeindruckt und gebannt seinem Gegenüber lauscht, statt sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Philipps, gelernter Bürokaufmann, hat als Quereinsteiger vor einigen Jahren das elterliche Weingut übernommen und will es von derzeit 3,5 Hektar auf fünf Hektar vergrößern. Aber natürlich hatte auch der Minister etwas zu sagen. Die Mosel sei insgesamt auf einem sehr guten Weg, sagte er. Nach schweren Jahren sei eine "enorme Aufwärtsentwicklung" festzustellen. Hering, der auf Einladung der SPD-Kreistagsfraktion unterwegs war, stellte sich außerdem in der Akademie Kues in Bernkastel-Kues einer Diskussion mit Winzern und anderen Interessierten. Dabei hob er hervor, dass es im Dezember 2007 einen Etappensieg gegeben habe, als die Pläne der EU-Kommission für eine neue Weinmarktordnung verhindert wurden.Winzer fürchten Entscheidungen aus Brüssel

Hering glaubt aber, dass sich die EU noch nicht mit der Niederlage abgefunden hat. Es gelte, weiterhin wachsam zu sein. Bei der EU herrsche ein falsches Grundverständnis vom Wein. Der sei kein normales Lebensmittel wie Getreide, Möhren oder Gurken. Hering: "Wein ist ein Naturprodukt und hat Landschaften und Menschen geprägt". Eine Region müsse die Chance haben, ihre Geschichte und Tradition weiterentwickeln zu können. "Dafür erwarte ich Respekt von der EU", sagte er.Die Winzer haben weiter Angst vor den Entscheidungen aus Brüssel. Die Entscheidungsträger in der EU-Kommission seien "unfähige Leute", sagte Weinbaufunktionär Hubertus Klein. "Die werden sich rächen, wir müssen höllisch aufpassen." Vieles was Hendrik Hering sage, sei aber "Musik für die Moselaner".Hering kündigte an, dass es ab 2009 einen dualen Studiengang für angehende Winzer geben wird. Dabei können Ausbildung und Studium miteinander kombiniert werden. Meinung Lob aus berufenem Munde Hubertus Klein ist ein streitbarer Weinbaufunktionär und legt sich oft mit Politikern oder anderen Größen an. Wenn aus seinem Mund Lob für den Weinbauminister kommt, darf der sich darauf schon was einbilden. Auch der Bernkastel-Kueser Stadtbürgermeister Wolfgang Port (CDU) machte aus seiner Begeisterung für den SPD-Minister keinen Hehl und klatschte heftig Beifall. Der Mann aus dem Westerwald verfügt über ein erstaunliches Fachwissen. Er weiß, wovon er redet, was man längst nicht von allen Politikern sagen kann. Und er vergisst auch nicht, die Verdienste von Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) bei der Verhinderung der EU-Weinmarktreform hervorzuheben. Es passt derzeit viel im Verständnis von Winzern und dem zuständigen Politiker. Allerdings, auch das machte der Besuch klar, gibt es noch viel zu tun — vor allem in Sachen Entbürokratisierung. Hering hat sich die Sorgen der Winzer notiert. Mal schauen, ob es auch da eine Erfolgsmeldung gibt. c.beckmann@volksfreund.de

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