Schwester Lea will die Leute aufrütteln

Traditionell begrüßen die Kreis-Liberalen das neue Jahr in der Kirchberger Stadthalle. Einst von der verstorbenen Bundestagsabgeordneten Marita Sehn gegründet, wird dieser Brauch nun vom FDP-Landtagsabgeordneten Thomas Auler aus Riesweiler fortgesetzt. Und auch in diesem Jahr war die "gute Stube" der "Stadt auf dem Berge" gut gefüllt mit Gästen.

Kirchberg. Zum Neujahrsempfang der Kreis-FDP treffen sich in der "Stadt auf dem Berge" nicht nur liberale Mitbürger, sondern auch Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Zum zweiten Mal war der FDP-Landtagsabgeordnete Thomas Auler Gastgeber bei der von Marita Sehn gegründeten Traditionsveranstaltung. Auler ehrte Friedrich Linn aus Kirchberg, der vor wenigen Tagen die rheinland-pfälzische Wirtschaftsmedaille erhalten hatte. Anschließend übergab er das Mikrofon an den eigentlichen Hausherrn, Kirchbergs Stadtbürgermeister Werner Elsen. Elsen verwies darauf, dass Kirchberg im kommenden Jahr das 750. Jubiläum zur Verleihung der Stadtrechte feiert. Er sprach von der schmerzlichen Erinnerung an Marita Sehn bei dieser Veranstaltung. Dennoch freute er sich, mit Dr. Lea Ackermann "eine andere großartige Frau" empfangen zu dürfen.Die zurzeit aktuelle Diskussion um eine Verschärfung des Jugendstrafrechts griff danach Thomas Auler in seiner Rede auf. "Ich setze mich seit Jahren gegen den Werteverlust in unserer Gesellschaft ein", hob er hervor. Christliche Werte vermitteln

"Die Problematik der Jugendkriminalität hat auch viel damit zu tun. Wie tief muss eine Gesellschaft sinken, dass Rentner fast totgeschlagen, Ausländer über die Straßen gehetzt werden und es immer wieder zu Gewalt an Frauen und Kindern kommt?", führte der Liberale aus. "Die schönsten Programme nützen nichts, wenn das Personal dazu fehlt. Aber wir können schon im Kleinen anfangen, indem wir unseren Kindern die christlichen Werte vermitteln."Die Hirzenacher Ordensschwester Lea Ackermann, Vorsitzende des Vereins Solwodi (Solidarity with women in distress - Solidarität mit Frauen in Not), vielfach ausgezeichnet und für ihren Kampf gegen Zwangsprostitution und die Verschleppung von Frauen als "Europas Frau des Jahres" geehrt, wünschte der vertretenen Politprominenz "Gottes Segen und viel Erfolg, wenn Sie die richtigen Probleme anpacken". Die Hauptrednerin des Neujahrsempfangs erläuterte die Tätigkeit von Solwodi im In- und Ausland. Ihr Verein setzt sich von allem dagegen ein, dass immer wieder Frauen aus Afrika und Osteuropa in die westlichen Länder eingeschleust und hier zur Prostitution gezwungen werden."Weltweit arbeiten 12,3 Millionen Menschen unter sklavenähnlichen Verhältnissen. Allein innerhalb der EU werden 500 000 Frauen und Mädchen in die Prostitution getrieben. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr nur ganze 535 Fälle davon von den Ermittlungsbehörden abgeschlossen, weil Menschenhandel ein sogenanntes Kontrolldelikt ist und die Polizei zu wenig Personal hat. Deshalb sind die Zahlen so niedrig." Rund 1000 Frauen hätten sich 2006 bei Solwodi gemeldet. Schwester Lea wies außerdem auf die problematische Gesetzeslage in Sachen Prostitution hin. Für Solwodi forderte sie: "Wenn Frauen in dieses Land gelockt werden, dann sollten sie auch ein Aufenthaltsrecht bekommen. Außerdem muss der Staat Beratung und Schutz der Betroffenen finanzieren."

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