Schwierige Suche nach einer Nationalpark-Identität - Hilfe vom Land gefordert

Thalfang/Morbach · Um die Region des Nationalparks Hunsrück-Hochwald zu entwickeln, bereiten drei Landkreise und etliche Verbandsgemeinden zurzeit die Gründung eines Vereins vor. Ziel der neuen Organisation ist die Erstellung eines Masterplans mit dessen Hilfe die Nationalparkregion vorangebracht werden soll.

Schwierige Suche nach einer Nationalpark-Identität - Hilfe vom Land gefordert
Foto: (m_huns )

Thalfang/Morbach. Die Gremien der Verbandsgemeinden Hermeskeil und Thalfang am Erbes kopf haben jüngst beschlossen, dem noch zu gründenden Verein Regionalentwicklung Hunsrück-Hochwald beizutreten. Zu den Hauptaufgaben des Vereins gehört laut Satzungsentwurf den "Entwicklungsprozess der Nationalparkregion Hunsrück-Hochwald" zu begleiten. So soll beispielsweise von einem Regionalmanager ein sogenannter Masterplan erstellt werden, der in Zusammenarbeit mit der Lokalen Arbeitsgruppe (LAG) Erbes kopf die ländliche Entwicklung in der Region unterstützt.
Hintergrund dieser Initiative ist eine Absichtserklärung, die drei Landräte sowie sieben Verbandsgemeinde-Bürgermeister im Juni 2014 unterschrieben haben. Darin verpflichteten sie sich, ein "professionelles Regionalmanagement in der Nationalparkregion Hunsrück-Hochwald" zu etablieren und hierfür die Kosten zu übernehmen.
Obwohl der Landrat des Kreises Bernkastel-Wittlich, Gregor Eibes (CDU), den Nationalpark Hunsrück-Hochwald kritisch beurteilt, setzt er sich dafür ein, dass der Kreistag einer Mitgliedschaft in dem zu gründenden Verein zustimmt. "Wir werden die Entwicklung des Nationalparks konstruktiv, wenn auch kritisch begleiten", sagt Eibes auf TV-Nachfrage.
Günther Schartz (CDU), Landrat des Kreises Trier-Saarburg, hat wiederholt die Aufstellung eines Masterplans für die Entwicklung der Region gefordert. Er kritisiert, dass die Landesregierung bisher offen lässt, wie sie die Kreise und Kommunen in der Region künftig unterstützen will. Ob der Kreis Trier-Saarburg Mitglied in diesem Verein wird, sei - so Schartz - in den politischen Gremien zu besprechen. "Allerdings ist hierbei auch der Grundsatzbeschluss des Kreistags zu betrachten, dass der Kreis sich aus touristischen Marketinggesellschaften zurückziehen soll", sagt der Trier-Saarburger Landrat.
Einen ähnlichen Standpunkt vertritt Andreas Hackethal (CDU). Der Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach fordert, dass die Landesregierung die Region gezielt fördert. Dabei könne der Nationalpark Hunsrück-Hochwald Impulse setzen. "Er darf aber nicht das einzige Instrument sein", sagt Hackethal. Und weiter: Gerade bei der Sanierung des Hunsrückhauses erwarte er entsprechende Unterstützung. Er sieht in dem Verein ein gutes Instrument, um an EU-Fördergeld für die Entwicklung der Nationalparkregion zu kommen.
Die Mitglieder des Verbandsgemeinderats Thalfang am Erbes kopf haben in ihrer letzten Sitzung des Jahres 2015 beschlossen, dem zu gründenden Verein beizutreten. Marc Hüllenkremer (parteilos) glaubt, dass der Nationalpark für die Entwicklung der strukturschwachen Region eine Chance darstelle. Der Bürgermeister der VG Thalfang am Erbeskopf setzt auf den Verein: "Damit schaffen wir die Struktur zur Durchführung strategisch bedeutsamer Projekte."
So sieht es auch Michael Hülpes (CDU). Der Bürgermeister der VG Hermeskeil hält die Mitgliedschaft in dem Verein für selbstverständlich. So biete diese Organisationsform auch die Möglichkeit, dass andere Akteure aus der Region eingebunden werden können.
Mithilfe eines Regionalmanagements sollen regionale Entwicklungen gesteuert werden. Kern dieses Prozesses ist der Masterplan, aus dem heraus ein Handlungskonzept entwickelt wird. Aufgabe eines Regionalmanagers ist es, mit den verschiedenen Akteuren des von ihm betreuten Bereichs zu sprechen und mit ihnen Pläne zu entwickeln. Dietrich Fürst, emeritierter Professor an der Universität Hannover, fordert, dass solche Prozesse ergebnisoffen gestaltet werden müssen. Nach Ansicht des Experten ist es wichtig, die Akteure einer Region mithilfe von Netzwerken miteinander zu verknüpfen. Wirtschaftliche, wissenschaftliche und politische Eliten müssen Teil einer solchen Entwicklung sein.Meinung

Wichtiger Baustein
Die Nationalparkregion ist ein großes Puzzle mit nicht klar definierten Grenzen. Das ist Segen und Fluch zugleich. Einerseits wird versucht, die Bereiche "vorm Berg" mit den Bereichen "hinterm Berg" zu verknüpfen - grenzt doch die Pfaffenstraße am Erbeskopf bis in die Gegenwart ab, ob sich die Menschen mehr nach Norden Richtung Trier oder in den Süden Richtung Idar-Oberstein orientieren. Andererseits lässt das Spielraum für die Entwicklung einer starken Region. Ja, dafür braucht es ein kluges Regionalkonzept, das sich nicht an verwaltungstechnischen Grenzen orientiert, sondern auf lokale Stärken setzt. Das sind ein Nationalpark, ein Umweltcampus und Menschen, die die Region, in der sie leben, lieben. Deshalb ist es um so wichtiger, dass die politischen Gremien - egal, ob in Trier, Wittlich oder Morbach - jetzt mitziehen und ein professionelles Regionalmanagement für die Nationalparkregion aufsetzen. Das ist ein wichtiger Baustein für die Entwicklung des strukturschwachen Hunsrücks insgesamt. saarburg@volksfreund.de Der Nationalpark hat eine eigene Verwaltungsorganisation, das Nationalparkamt Hunsrück-Hochwald. Dieses Amt hat einen Leiter, drei Abteilungsleiter und viele weitere Ressorts, darunter die Einsatzsteuerung Ranger, Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung und den Jagdbetrieb mit vielen Mitarbeitern. Es gibt Zweckverbände und auch noch die Hunsrück-Touristik. Und nicht zuletzt gibt es ja auch noch ein Ministerium in Mainz mit vielen kompetenten und ausgebildeten Mitarbeitern. Dieses Ministerium hat den Nationalpark auf der politischen Ebene entgegen mancher Strömungen - etwa aus Morbach -vorangetrieben. Und das Saarland ist ja auch noch im Boot. Es sind also sehr viele kompetente Experten vorhanden. Da wirkt es doch etwas befremdlich, dass nun eine weitere Institution - und damit noch mehr Bürokratie - geschaffen werden soll. Die Themen, mit denen sich dieser neue Verein befassen soll, lassen sich mit großer Sicherheit in den bereits bestehenden Organisationsstrukturen erledigen. hp.linz@volksfreund.deExtra

Welche Gebiete unter das Stichwort "Nationalparkregion" zu fassen sind, ist schwierig zu definieren. Die Absichtserklärung zur Etablierung eines professionellen Regionalmanagements in diesem Gebiet wurde im Juni 2014 von den Landräten Günther Schartz (Trier-Saarburg), Gregor Eibes (Bernkastel-Wittlich) und Matthias Schneider (Birkenfeld) sowie den Bürgermeistern Bernhard Alscher (VG Birkenfeld), Uwe Weber (VG Herrstein), Marc Hüllenkremer (VG Thalfang), Michael Hülpes (VG Hermeskeil), Georg Dräger (VG Rhaunen), Bruno Zimmer (Stadt Idar-Oberstein) sowie Peter Lang (VG Baumholder) unterschrieben. Der Landkreis St. Wendel (Saarland) unterstützt die Initiative, hat sich aber nicht festgelegt, ob er sich an der Finanzierung beteiligen wird. Die Lokalen Arbeitsgruppen Erbeskopf, Hunsrück und die Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land grenzen an den Nationalpark. Aber längst nicht alle Mitgliedskommunen zählen zur Nationalparkregion. Auch eine Definition mithilfe der Tourismusorganisationen Hunsrück- oder Naheland-Touristik greift zu weit. hpl

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