Thalfang steckt in der Schuldenfalle

Die Verbandsgemeinde ist überschuldet. Das steht in der Eröffnungsbilanz, die die Thalfanger wie alle Kommunen erstellen müssen. Allerdings sind die Zahlen noch nicht endgültig. Es fehlen die Bilanzen der Zweckverbände. Sie können das Thalfanger Ergebnis noch etwas verbessern.

Thalfang. Die Mitarbeiter der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang haben eine immense Arbeit hinter sich. Denn im Zusammenhang mit der Einführung der Doppik, einer neuen Art der Buchführung (siehe Extra), war eine komplette Inventur der Vermögenswerte der Verbandsgemeinde Thalfang erforderlich: Erfasst werden musste jedes verbandsgemeindeeigene Gebäude, jedes Feuerwehrfahrzeug und jeder Computer. Teilweise ließ man sich etwa bei Gebäuden von externen Gutachtern helfen.

Nach fast dreijähriger Arbeit steht das Ergebnis fest. Insgesamt verfügt die VG über ein Anlagevermögen in Höhe von 16,1 Millionen Euro. Allerdings liegt das Geld nicht auf der Bank. Es steckt in der Infrastruktur. Der größte Brocken - 9,3 Millionen Euro - entfällt auf Immobilien. 5,1 Millionen Euro ist das zehn Jahre alte Erholungs- und Gesundheitszentrum (EGZ) wert. Das Gebäude der Thalfanger Realschule plus bringt es auf einen Buchwert von 700 000 Euro. Das Rathaus wird mit 689 000 Euro beziffert.

Auf der Haben-Seite gehen auch Rasenmäher, Kunstgegenstände, Heizöl und Mobiliar in die VG-Eröffnungsbilanz ein. Nicht immer geht es um große Summen: Der 22 Jahre alte Schreibtisch von Michael Suska, Abteilungsleiter Organisation und Finanzen im Rathaus, schlägt wie viele andere Tische in der Verwaltung nur noch mit einem Euro zu Buche.

Wie bei jedem Kaufmann muss der Haben-Seite die Soll-Seite gegenübergestellt werden. Auf letzterer schlagen die Verbindlichkeiten mit 12,2 Millionen Euro zu Buche. Darin sind Kredite für Investitionen in Höhe von 3,7 Millionen Euro enthalten. Weitere 8,5 Millionen Euro sind sogenannte Liquiditätskredite. Sie sorgen ähnlich einem Überziehungskredit auf einem Girokonto dafür, dass die Kommune trotz Schulden flüssig bleibt.

Davon sind allerdings laut Suska lediglich 4,9 Millionen tatsächlich der Verbandsgemeinde zuzuordnen. Die Restsumme entfällt auf die Ortsgemeinden, deren Finanzen auch über die Verbandsgemeinde abgewickelt werden. Hinzu kommen Rückstellungen im Wert von 1,8 Millionen Euro, die für die Versorgung pensionierter Beamter gedacht sind.

Eine Zahl in der Bilanz dürfte den Verantwortlichen in Rathaus und Kommunalpolitik Sorgen bereiten: Auf 738 000 Euro beläuft sich der Fehlbedarf, der nicht durch Eigenkapital gedeckt ist. Das bedeutet: Die Kommune ist überschuldet. In der Eröffnungsbilanz der Verbandsgemeinde fehlt allerdings noch das Vermögen aus den Zweckverbänden. Thalfang ist unter anderem am Zweckverband Erbeskopf und dem Gewerbepark HuMos beteiligt. Ob und wie sich der Fehlbedarf noch verändert, vermag Suska derzeit noch nicht zu sagen: "Das wäre reine Spekulation." Dass deren Bilanzen das Bild völlig drehen, ist allerdings nicht zu erwarten.

Meinung

Wie geht es weiter?

Jetzt haben die Thalfanger es schwarz auf weiß. In ihrer Infrastruktur stecken Millionenwerte. Das war ein Ergebnis, das man sich in der Kommunalpolitik und im Rathaus erhoffte: Man wollte zeigen, dass der hohen Verschuldung ein Gegenwert gegenübersteht. Das ist nur teilweise gelungen. Die Eröffnungsbilanz zeigt auch sehr deutlich, wie desolat die Finanzsituation tatsächlich ist. Für die Verantwortlichen stellt sich jetzt die Frage, ob man der Schuldenfalle noch entkommen kann. Etwa mit dem Entschuldungsfonds für klamme Kommunen, der in Mainz in Aussicht gestellt wird? Oder mit der Suche nach einem reichen Fusionspartner? Ohne Hilfe von außen dürfte es kaum einen Ausweg geben. i.rosenschild@volksfreund.de

Extra

Doppik ist die Abkürzung für "Doppelte Buchführung in Kontenform". Der Haushalt wird nach kaufmännischen Gesichtspunkten wie in Unternehmen erstellt und arbeitet mit Erträgen und Aufwendungen.

Eröffnungsbilanz: Kommunen müssen eine Eröffnungsbilanz aufstellen, in der ihr Vermögen erfasst wird. Abnutzbare Vermögen müssen abgeschrieben werden, Erhaltungsaufwand und Pensionsverpflichtungen einbezogen werden. (alf)

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