Thalfang will ein "smartes" Dorf werden - Gemeinde beteiligt sich an Landeswettbewerb

Thalfang · Das Land hat einen Wettbewerb ausgeschrieben. Darin können sich Gemeinden bewerben, die ein Bioenergiedorf werden wollen. Mit einer flächendeckenden Analyse sollen Sparpotenziale gefunden werden - zum Wohle aller Beteiligten. Thalfang gehört zu den Kandidaten. Weitere Kommunen sind aufgefordert, sich zu bewerben.

Thalfang. Rund 6000 Euro Eigenanteil will der Ortsgemeinderat Thalfang im nächsten Haushalt einstellen, um sich am Wettbewerb "Bioenergiedorf" zu beteiligten. Das Projekt wird vom Land bezuschusst, insgesamt kostet die Maßnahme pro Dorf etwa 30 000 Euro. Dafür sprach sich das Gremium in seiner jüngsten Sitzung einstimmig aus. Mit dem Ratsbeschluss signalisiert Thalfang nach Mainz, dass ernsthaftes Interesse an dem Projekt besteht. Wie Thalfangs Bürgermeister, Burkhard Graul, erläutert, war ein solcher Beschluss überhaupt eine Voraussetzung, um in die engere Wahl zu kommen. Neben Thalfang haben sich weitere Orte in dem Verfahren beworben.Mitmachen ist freiwillig


Worum geht es dabei? In dem vorgeschlagenen Ort werden beispielsweise die Häuser auf den Stand ihrer Wärmedämmung untersucht. Außerdem wird überprüft, welche Energiesysteme vorhanden sind. Wie Fachbereichsleiter Josef Adams von der Verbandsgemeindeverwaltung Thalfang erklärt, geht es darum, ein möglichst flächendeckendes Kataster zu erstellen, das Privatgebäude, Firmengebäude und auch öffentliche Gebäude abdeckt. Die Teilnahme der Bürger, Firmen und Behörden beruht dabei natürlich auf Freiwilligkeit. Mit solch einem Raster ließe sich zum Beispiel herausfinden, in welchen Straßen mehrere Gebäude für ein Blockheizwerk zusammengefasst werden können. Adams: "Man könnte ein kostensparendes Nahwärmenetz aufbauen, wenn der Bedarf erst einmal ermittelt ist."
Ähnliches gelte für Solarkollektoren, die etwa in einer größeren Zahl zum günstigeren Preis gekauft werden könnten, um alle Interessenten eines Ortes zu versorgen. Auch Umstellungen auf Pellet-Heizungen wären möglich.
Der Wettbewerb "Bioenergiedorf" ist eingebettet in die Landesinitiative "Smart Villages". Dieses Projekt sieht vor, dass sich in jedem rheinland-pfälzischen Landkreis zehn Orte langfristig als "Smart Village" ("intelligente Dörfer") entwickeln. Dieser Begriff bezeichnet kleinere Orte, die "off the grid (OTG) - aus dem Netz" sind. Mit diesem englischen Begriff bezeichnet man Orte, deren Bewohner sich selbst versorgen und weitestgehend unabhängig von öffentlichen Einrichtungen sind.
Der Status "Bioenergiedorf" ist eine der Voraussetzungen dafür. Smart-Village-Projekte gibt es bereits seit mehreren Jahren in Großbritannien. Dort hat sich der Stadtrat des 900-Einwohner-Ortes Ashton Hayes (Grafschaft Cheshire bei Liverpool) bereits 2005 dazu entschieden, den Ort zu einer Null-Emissions-Gemeinde zu entwickeln.
In der Region steuert das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) am Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier das Projekt. Dr. Alexander Reis vom IfaS erklärt: "Es ist so eine Art Energiewende von unten. Solche Maßnahmen können auch zur Stabilisierung des Dorfes dienen und die Dorfgemeinschaft beleben." Die Analyse der energetischen Situation sei ein erster Schritt in diesem Prozess. Reis: "Die Vision von Smart Villages ist, dass sich die Gemeinde selbst versorgen kann, autark ist." Das betreffe nicht nur die Energie, sondern auch die Versorgung mit Nahrungsmitteln und die Errichtung von Genossenschaften und alternativen Gesellschaftsformen.
Neben dem Land fördere auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) das Programm. Derzeit haben sich in Rheinland-Pfalz 15 Landkreise zur Teilnahme an der Initiative entschlossen, darunter Bernkastel-Wittlich, der Eifelkreis Bitburg-Prüm und der Landkreis Vulkaneifel.
Wie Tobias Gruben vom IfaS mitteilt, ist das Bewerbungsverfahren noch offen. Interessierte Bürgermeister können sich bei ihrer Verbandsgemeinde melden. Der Landkreis Bernkastel-Wittlich erhalte zudem derzeit eine exklusive Aufstockung durch das Land von 20 Prozent auf die KfW- Mittel. Tobias Gruben hofft auf möglichst viele Bewerber: "Das ist eine besonders attraktive Förderkulisse". hpl

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