"Unsere Heimat ist Heimat"

Seit dem Abschied der Waldbreitbacher Franziskanerinnen aus Morbach kümmern sich vier indische Nazareth-Schwestern um die Bewohner. Und so ganz nebenbei sorgen sie dafür, dass auch das Lachen im Haus nicht zu kurz kommt.

 Bewohner und Mitarbeiter des Morbacher Alten- und Pflegeheims St. Anna haben die aus Indien stammenden Nazareth-Schwestern Daisy, Little Theresa, Sarlid und Sophie (von links) rasch ins Herz geschlossen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Bewohner und Mitarbeiter des Morbacher Alten- und Pflegeheims St. Anna haben die aus Indien stammenden Nazareth-Schwestern Daisy, Little Theresa, Sarlid und Sophie (von links) rasch ins Herz geschlossen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach. Kaum haben sie sich etwas eingelebt in Morbach, möchte sie im Alten- und Pflegeheim St. Anna auch schon keiner mehr missen. Bewohner wie Mitarbeiter schätzen vor allem die Freundlichkeit der vier Nazareth-Schwestern, in Indien "Nazareth Sisters" genannt. Seit dem Abschied der Waldbreitbacher Franziskanerinnen aus Morbach (der TV berichtete) haben sie deren Aufgaben übernommen.

Für die 22 bis 37 Jahre alten Frauen ist die Arbeit nicht ungewohnt. Schwester Sophie, die Älteste, hat schon in verschiedenen Altenheimen gearbeitet. So etwa im Trierer Mutter-Rosa-Haus, in Bad Neuenahr, in Neunkirchen und in St. Wendel, dem Sitz ihres Konvents. Dem Ordenshaus gehörten zwölf Schwestern an, erklärt Sophie. Je drei arbeiteten in St. Wendel und Wiebelskirchen und zwei in Trier.

Der Wechsel nach Morbach ist den Schwestern nicht allzu schwer gefallen. Zum einen kannten sie sich schon aus St. Wendel, zum anderen stammen sie alle aus dem südindischen Bundesstaat Kerala, wo die sogenannten Thomas-Christen beheimatet sind. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung seien katholisch, erzählt Sophie, die seit zehn Jahren in Deutschland lebt und sehr gut Deutsch spricht. Indien ist aber nach wie vor stets präsent. "Unsere Heimat ist Heimat - das kann man nicht vergleichen." Aber in Morbach sei es auch schön. Anfangs sei die Arbeit zwar schon etwas schwierig gewesen. Vor allem, wenn es sehr hektisch gewesen sei oder ein Notarzt habe gerufen werden müssen. Doch mit der Zeit kämen sie damit sicher klar.

Auch Schwester Daisy hat sich in zwei Jahren gut eingelebt in Deutschland. Zuerst habe sie sich zwar etwas schwer getan mit der Kälte und immer zwei Paar Socken übereinander angezogen und mehrere Pullover. Doch inzwischen komme sie damit gut zurecht: "Ich freue mich, dass ich hier bin - und die Kollegen sind hilfsbereit und die Bewohner freundlich."

Im Gegenzug versuchen die Schwestern, ihren Kollegen einige Worte Indisch beizubringen. Das sei dann immer sehr lustig, bestätigt Wolfgang Berg, der Leiter des Hauses. Einmal im Monat kommen dann alle Nazareth-Schwestern an wechselnden Orten zu einem Besinnungstag zusammen. EXTRA Nazareth-Sisters: In Indien arbeiten die Nazareth-Sisters vor allem als Erzieherinnen in Kindergärten, als Grundschullehrerinnen, im Dienste einer Pfarrei oder als Krankenschwestern. Sie machen Haus- oder Krankenbesuche, bilden Krankenschwestern aus oder unterrichteten Frauen in Fertigkeiten wie dem Nähen. Das indische Ordenshaus verfügt laut Schwester Sophie über eine Naturkurklinik mit 15 Betten sowie ein Ayurveda-Haus mit acht Betten. Außerdem leite der Orden ein Waisenheim für Mädchen. Altenheime, wie es sie in Deutschland gebe, seien in ihrer Heimat nicht so bekannt: "Wir haben nur eines für arme Leute." (urs)

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