Porträt einer freien Rednerin Von der Traurede bis zur Trauerrede

Morbach · Für gläubige Menschen gehört zu Festen wie Eheschließungen und Beerdigungen der Pfarrer einfach dazu. Aber was machen Konfessionslose? Auf diese Frage haben freie Redner wie Petra Priestersbach eine Antwort.

 Petra Priestersbach aus Morbach hat sich zur Freien Rednerin ausbilden lassen.

Petra Priestersbach aus Morbach hat sich zur Freien Rednerin ausbilden lassen.

Foto: Christoph Strouvelle

Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen von Angehörigen sind für nahezu alle Menschen wichtige Zeremonien, für die sie sich einen angemessenen Rahmen wünschen. Erste Ansprechpartner sind für viele nach wie vor die Kirchen. Doch verlieren die Glaubensgemeinschaften ihre Bedeutung für solche Zeremonien, da diese stetig Mitglieder einbüßen. Rund ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland ist inzwischen konfessionslos. 1970 waren es lediglich 3,9 Prozent gewesen.

Um diesen Personen, die keiner Kirche mehr angehören, Feiern wie Hochzeiten in einem festlichen Rahmen zu ermöglichen, springen immer mehr freie Redner in die Bresche. Eine von ihnen ist die 51-jährige Petra Priestersbach aus Morbach.

Die Koordinatorin der Schülerfirmen in der Morbacher Integrierten Gesamtschule (IGS) will sich damit ein zweites berufliches Standbein schaffen. „Ich war als Gast auf einer freien Trauung, habe dort einen freien Redner erlebt und sofort gewusst: Das ist es“, schildert sie. Nach einer Recherche ist sie auf eine Agentur im rheinländischen Langenfeld gestoßen, die eine entsprechende IHK-zertifizierte Ausbildung anbietet und Priestersbach so auch den professionellen Background vermittelt.

Wie wird eine Rede aufgebaut und strukturiert, wie gestaltet man die Zeremonie? Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um eine festliche Traurede für eine Hochzeit, eine ernste Trauerrede für eine Beerdigung oder einen Beitrag für ein Kinderfest als Alternative zur Taufe handelt. Ein weiteres Fest, für die Paare einen Redner engagieren, ist die Erneuerung des Eheversprechens, beispielsweise nach 20 Jahren vor Freunden und Familienangehörigen, eingebettet in eine festliche Zeremonie.

Obligatorisch vor dem Schreiben der Rede, für die Priesterbach bis zu 15 Stunden Zeit investiert, ist ein Gespräch mit den Beteiligten, entweder persönlich oder bei größeren Entfernungen auch über Skype. Dabei ist das aufmerksame Zuhören ausschlaggebend für das Gelingen einer guten Rede, sagt sie. Es sei ein „tolles Gefühl“, dabei die Zwischentöne richtig wahrzunehmen und in einer Rede zu verpacken.

„Du musst es schaffen, den Menschen zu erkennen, für den du die Rede schreibst“, sagt sie. Es sei wichtig, mit den Worten Emotionen zu wecken. Humorvoll zu sein, ohne albern zu wirken, ist eine Herausforderung, sagt sie. „Ich liebe es, den Moment zu zelebrieren, dabei spielt es keine Rolle, ob ich es für mich tue oder für andere“, sagt sie.

Bei der Organisation des Ablaufs geht sie ins Detail:   Ansagen vor dem Beginn, die Begrüßung der Gäste, symbolische Handlungen wie das Auslegen von Karten bei einer Hochzeitsfeier, auf der die Gäste dem Brautpaar nochmals gratulieren, das Eheversprechen, der Ringtausch, vieles müsse bei einer Hochzeitsfeier bedacht werden. Dabei hat ein Brautpaar viele Möglichkeiten, diese individuell zu gestalten.

„Zeit, Ort, Ablauf, die Musik, alles kann sich das Paar wünschen.“ Auch traditionelle Details, wie das, dass der Vater der Braut diese zum Bräutigam führt,  lassen sich ebenso einbauen wie  das Verlesen von Fürbitten als christliche Elemente.  Mit ihrer Tätigkeit wolle  sie den Kirchen keine Konkurrenz machen, betont Priestersbach. „Es ist eine Ergänzung“, sagt sie.

Wichtig bei der Organisation sei ein „Plan B“, beispielsweise, wenn das Wetter nicht mitspielt. Denn die meisten Paare wünschen sich eine Feier im Freien.

Obwohl Priestersbach erst im Oktober 2018 ihre Prüfung zur Freien Rednerin abgelegt hat, hat sie für dieses Jahr bereits sechs Buchungen über Rheinland-Pfalz verteilt bis in den Odenwald. Diese werden über die Agentur vermittelt, bei der sie auch die Schulungen absolviert hat. Anfragen aus der näheren Region hat sie noch keine. Über die Preise äußert sie sich nicht: „Angebote werden von der Agentur erstellt“, sagt sie.

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