Vorsicht vor Reh und Wildschwein

Fast in jeden dritten Unfall im Hunsrück sind Wildtiere verwickelt. Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, hat die Polizei Morbach bei einer Kontrolle auf der B 327 vor Hochscheid die Autofahrer vor Wildunfällen gewarnt.

 Gregor Steffes von der Polizei Morbach erklärt Autofahrern die Gefahren durch Wildwechsel. TV-Foto: Christa Weber

Gregor Steffes von der Polizei Morbach erklärt Autofahrern die Gefahren durch Wildwechsel. TV-Foto: Christa Weber

Morbach. "Wissen Sie, dass Sie gerade durch ein Gebiet gefahren sind, wo viele Wildunfälle passieren?", fragt Polizeihauptkommissar Gregor Steffes den Mann im dunklen Kombi, den er auf einen Parkplatz an der B 327 gewunken hat. Der Mann blickt ihn erschrocken an. "Keine Bange, Sie sind 100 gefahren", beruhigt ihn der Beamte. "Aber im Wald kann schon 70 zu schnell sein."

Denn in den Wäldern des Hunsrücks tummeln sich jede Menge Wildtiere, die Auslöser für zahlreiche Unfälle sind. Auf diese Gefahr will Gregor Steffes mit der Kontrolle aufmerksam machen. Mit vier Kollegen steht er am Montagabend an der Hunsrückhöhenstraße (B 327) und misst die Geschwindigkeit der vorbeirauschenden Wagen. Wer schneller als 100 fährt, wird gestoppt, aber nicht bestraft.

Den Ort ihrer Spezial-Kontrolle, zu der sie jährlich im Frühjahr und Herbst ausrücken, haben die Beamten nicht zufällig gewählt. 48 Wildunfälle hat es in diesem Jahr auf der B 327 schon gegeben. Auf den zwei Kilometern zwischen Hinzerath und Hochscheid, der heutigen Kontrollstrecke, hat sich die Zahl im Vergleich zum Vorjahr von fünf auf zehn verdoppelt.

Neben der B 327 haben sich die L 150 zwischen Büdlicherbrück und Talling und die K 80 bei Merscheid als weitere Unfallschwerpunkte im Bezirk der Polizeiinspektion Morbach herausgestellt. Dort ist die Zahl der Wildunfälle seit Jahren hoch. "Sie machen 30 Prozent des Unfallaufkommens aus", sagt Kommissar Steffes. Im Bereich des Polizeipräsidiums Trier sind es nur 24 Prozent.

Der nächste Wagen rollt auf den Parkplatz. "Ich fahre diese Strecke jeden Abend", sagt Fahrer Ralf Müller aus Irmenach. Steffes erklärt ihm, dass im Oktober Brunftzeit sei. "Die Tiere sind jetzt besonders aktiv." Besonders vorsichtig müsse man zwischen 5 und 7 und zwischen 19 und 22 Uhr fahren.

Zwar gingen die meisten Wildunfälle glimpflich aus, aber es gebe auch Ausnahmen. Als Beispiel nennt er einen Motorradfahrer, der im April auf der B 269 bei Hoxel mit einer Hirschkuh kollidiert und schwer verletzt worden war. Vor allem Einheimische, sagt Steffes, ignorierten das Risiko, "weil sie jede Kurve kennen und nachts Gas geben".

Die Ursachen der vielen Wildunfälle sind laut Steffes, der sich seit zehn Jahren mit dem Thema befasst, "sehr komplex". Beispielsweise höre er von Jägern, dass ein verändertes Freizeitverhalten im Wald mit vielen Joggern und Reitern das Wild in Richtung Straßen treibe. Auch der Anbau von Mais in Fahrbahnnähe werde kritisch gesehen.

Den Unfällen vorzubeugen, sei schwierig. Duftsprays, Alufolien an Bäumen oder Reflektoren an Leitplanken brächten - ebenso wie die Wildwechsel-Warnschilder - "keinerlei langfristigen Effekt", sagt Steffes. Ihm bleibe nur, "die Autofahrer weiter zu sensibilisieren". Und deren Reaktionen sind weitgehend positiv. "Ich finde es gut, dass die Polizei auf die Gefahr hinweist", sagt auch Ralf Müller, bevor er weiterfährt. ExtrA Tipps für Autofahrer: Im Waldgebiet sollten Autofahrer stets "mit angepasster Geschwindigkeit fahren, den Straßenrand beobachten und immer bremsbereit sein", rät Polizeihauptkommissar Gregor Steffes von der Polizei Morbach. Falls ein Reh auf der Fahrbahn auftaucht, gilt: wenn möglich hupen, aber dem Tier nicht ausweichen, sondern das Lenkrad festhalten und darauf zufahren. Wenn es zum Zusammenprall kommt, sollte der Autofahrer laut Steffes die Polizei rufen, die Unfallstelle absichern, den Tierkörper wenn möglich von der Straße ziehen. Falls das Tier verletzt in den Wald flüchtet, solle die betreffende Stelle markiert werden, damit Jäger das Tier schneller finden. (cweb)

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