Wenn der Nationalpark kommt: Ein Festmeter pro Bürger und Jahr

Malborn · Bei einer Informationsveranstaltung hat das Forstamt Dhronecken das Brennholzkonzept vorgestellt, das greift, wenn ein Nationalpark eingerichtet wird. Demnach können die rund 3000 Bürger aus den Ortsgemeinden Deuselbach, Hilscheid, Malborn und Thalfang auch weiterhin Brennholz in bisherigem Umfang beziehen. Einheimische haben Vorkaufsrecht.

 Dem Forst ist es am liebsten, Holz gerückt am Weg zu verkaufen, denn nur Fachleute erkennen die Unfallgefahren bei der Ernte von Bäumen. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Dem Forst ist es am liebsten, Holz gerückt am Weg zu verkaufen, denn nur Fachleute erkennen die Unfallgefahren bei der Ernte von Bäumen. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Malborn. "Wenn ein Nationalpark im Hunsrück beschlossen ist, wird es auch weiterhin genügend Brennholz für die Bürger in den Ortsgemeinden Deuselbach, Hilscheid, Malborn und Thalfang geben", hat der Leiter des Forstamtes Dhronecken, Hans- Jürgen Wagner, vor rund 40 Zuhörern bei einem Informationsabend in der Malborner Steinkopfhalle versichert.
Claus-Andreas Lessander von Landesforsten in Neustadt an der Weinstraße hat es mit ihm gemeinsam ausgerechnet: "In den vier Orten wird rund ein Festmeter Brennholz pro Bürger und Jahr verbraucht." Diese Menge könne auch künftig zur Verfügung gestellt werden, ohne dass Leute unnötig weit fahren müssen. Angepeilt sind acht Kilometer, also rund eine halbe Stunde Fahrt mit dem Traktor.
Was die Zuhörer sehr beruhigte, war die Aussage von Wagner, dass die Einheimischen ein absolutes Vorkaufsrecht vor professionellen Brennholzhändlern haben. Aber auch Holzhändler im Kleingewerbe kämen nicht zu kurz.
Der Bedarf sei, so Lessander, anhand der realen Verkäufe der letzten fünf Jahre ermittelt worden und werde langfristig, das heißt über die nächsten 50 Jahre hinaus, gesichert sein. Sogar ein Puffer von zwölf Prozent ist eingerechnet. Dann werde eben Holz, das eigentlich in die Industrie geht, beispielsweise für Spanplatten, als Brennholz verkauft.
Den Zielen des Nationalparks, dem Schutz der Artenvielfalt, der Umweltbildung und Erholung, werden Dreiviertel der Nationalparkfläche unterworfen sein. "Ein Drittel ist für die Deckung der Bedürfnisse der lokalen Gemeinschaften vorgesehen. Das lässt das Naturschutzgesetz zu", sagt Wagner. Der Forst werde kompakte Areale für die Brennholznutzung ausweisen, die in Ortsnähe liegen. "Im Übrigen ist ein Brennholzwald, meist mit Buchenbeständen, ja auch ein gutes Demonstrationsobjekt für die Umweltbildung", fügte Lessander hinzu. So würden Nadelholz- zu Laubholzwäldern umgebaut.
Mehrfach wurde die Frage gestellt, ob Selbstwerber sich auch im Nationalpark mit Holz versorgen dürfen. "Das ist im Staatswald wegen der Unfallverhütung auch jetzt schon verboten", erklärt Forstamtsleiter Hans-Jürgen Wagner. Rund 80 Prozent der Kunden wollten das Holz am Weg gestapelt aufbereiten und nach Hause transportieren. Die anderen müssen Fachkenntnisse nachweisen.
Der 15. Nationalpark Deutschlands würde der erste sein, in dem Brennholz gewonnen wird. "Das muss aber alles noch von der Politik ins entsprechende Gesetz geschrieben werden. Das kann kein Forstamt festlegen", so Hans-Jürgen Wagner weiter. Die Holzpreise werden, wie heute auch, per Taxierung, Ortsgemeinderatsbeschluss oder Versteigerung bestimmt.
Bernd Zang aus Deuselbach, der in vielen Beratungen dabei war, zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis: "Ich kann da nur gute Noten vergeben." Der Thalfanger Bürgermeister, Marc Hüllenkremer sagte zu diesem im wahrsten Sinne des Wortes "brennenden" Thema: "So wie dieses Konzept aussieht, wird die Brennholzversorgung optimiert, wird also sogar besser funktionieren als bisher." doth

Extra

Das Forstamt Dhronecken ist für 16 000 Hektar Hunsrückwald zuständig. Wenn ein Nationalpark von der Landesregierung im Herbst beschlossen ist, sind rund 340 Hektar Pflegezone innerhalb des Parks vorgesehen. 2195 Hektar Staatswald außerhalb des Nationalparks werden als Brennholzzone definiert. Von jedem Ort aus werden die Pflegezonen in wenigen Kilometern Entfernung erreichbar sein. "Diese Überlegungen werden verbindlich vom Land zugesagt", betont Claus-Andreas Lessander. Nachzulesen sind diese Planungen im Internet auf www.nationalpark-rlp.de. doth

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