Wenn sich Ernst in die Spielfreude mischt

HINZERATH. 17 Kinder des Heimatvereins proben für ihren großen Auftritt am kommenden Sonntag. Neben dem Spaß am Spiel steht bei der Premiere ihres neuen Stücks "Wer geht uns auf den Leim?" Hilfe für die Flutopfer in Südostasien im Vordergrund.

Bürgerhaus in Hinzerath, am Donnerstagabend. Auf der Bühne findet gerade eine Biologie-Unterrichtsstunde statt. Im Zuschauerraum verfolgt man das Geschehen aufmerksam. Hin und wieder wird die Szene von einem aufmerksamen Beobachter unterbrochen. "Pass auf, du kannst dir doch nicht an den Kopf fassen, wenn du Klebstoff an der Hand hast!" Der 13-jährige Kevin lacht und macht es beim zweiten Mal besser. Wir befinden uns mitten in einer Theaterprobe der Laientheater-Gruppe des Hinzerather Heimatvereins. Der kritische Mann im Hintergrund ist der Regisseur, auf der Bühne stehen insgesamt 17 Kinder. Der 150 Mitglieder starke Verein - Hinzerath hat 420 Einwohner - besitzt Talente im Alter zwischen sieben und 14 Jahren, die sich sehen lassen können. Federführend bei der Jugend ist derselbe Mann, der die Hauptgruppe zu einem erfolgreichen Ensemble gemacht hat: Meinrad Polok. Die Karten für die Stücke des Heimatvereins, der seit 20 Jahren existiert, sind heiß begehrt. Alle Aufführungen (der Erwachsenen) sind frühzeitig ausverkauft. Regelmäßig reisen zu den Auftritten auf der Dorfbühne Besucher aus Köln, Siegburg und Trier an. Dass so viele Kinder aktiv mitmachen, ist in einer Zeit, in der viele Vereine Nachwuchsmangel haben, durchaus ungewöhnlich. "Aber wir brauchen junge Leute, die nachrücken", versichert der 57-jährige Hinzerather. Doch das Jugend-Ensemble ist nicht aus der Not geboren. Die Kinder eifern den Eltern nach. Zum Beispiel der neunjährige Marco Kropp: "Ich will spielen, weil die Großen das auch machen." Die "Großen", darunter ist auch seine Mutter Edda Kropp, die im Herbst als Modedesignerin auf der Bühne stand. Seit vier Jahren existiert die Kindergruppe. Alle zwei Jahre wird ein neues Stück aufgeführt. Diesmal fragen die 17 Kinder: "Wer geht uns auf den Leim?" Die Kurz-Komödie dreht sich um eine Schulklasse und ihren Lehrer. Die Kinder spielen ihm einen Streich und pinseln seinen Stuhl mit dem Klebstoff "Super-Papp" ein... Der Rest der Handlung des 30-Minuten-Stücks soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Weniger der exakt richtige Text steht für den Regisseur im Vordergrund, sondern der "Spaß am Spiel". Den haben die Jung-Schauspieler offensichtlich. Auf der Bühne wird viel gelacht. Aber die jungen Menschen können auch ganz ernsthaft sein. Die Flutkatastrophe in Südostasien stimmt sie nachdenklich. "Da sind viele Kinder, die haben alles verloren, sogar ihre Eltern", sagt der 14-jährige Marvin Sommer. Um den Menschen dort zu helfen, soll der Erlös in diesem Jahr komplett gespendet werden. "Damit sie sich dort neue Häuser bauen können", unterstreicht Mike Lengert (11), der gemeinsam mit seinem Bruder Kevin auf der Bühne steht.Eintritt frei, Spenden willkommen

In der Vergangenheit wurde von den Einnahmen beispielsweise ein Zeltlager für die Aktiven veranstaltet. Dass die Nachwuchs-Schauspieler diesmal zurückstehen, damit haben sie kein Problem: "Die Kinder dort brauchen das Geld mehr als wir", spricht Marvin Sommer für alle. Deshalb wünscht sich die neunjährige Lena Nowrot vor allem eins: "Dass viele zur Aufführung kommen." Das Stück wird am Sonntag, 16. Januar, um 15 Uhr im Bürgerhaus Hinzerath aufgeführt. Der Eintritt ist übrigens frei. Spenden sind willkommen. Auch der Erlös aus Kaffee und Kuchen kommt den Flutopfern zu Gute.

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