Wer nachts Hilfe braucht, muss oft fahren

Elf Ärzte aus Morbach und Thalfang haben sich zu einem hausärztlichen Vertretungsring zusammengeschlossen. Damit geht die nächtliche Arbeitsbelastung der Allgemeinmediziner deutlich zurück. Beschwerden von Patienten gibt es derzeit nicht.

Morbach/Thalfang. (doth) "Um es gleich vorweg zu sagen: Bei lebensbedrohlichen Zuständen wie Schlaganfällen oder Herzinfarkten gibt es auch nachts nur eine Telefonnummer, die 112 des Rettungsdienstes", sagt Dr. Tobias Kühne, Facharzt für Allgemeinmedizin in Morbach.

Bei weniger bedrohlichen Krankheitsbildern müssen sich vor allem die Thalfanger Patienten umstellen. Benötigen sie nachts einen Arzt, müssen sie künftig wohl häufiger nach Morbach fahren. Denn die Thalfanger Hausärzte haben sich gemeinsam mit den Kollegen in Morbach zu einem hausärztlichen Vertretungsring zusammengeschlossen. Elf Mediziner kooperieren künftig bei der Versorgung von Patienten außerhalb der Sprechstunde. Das bedeutet: Nachts ist nur einer der elf Kollegen im Dienst. Er behandelt hohes Fieber oder näht eine Platzwunde. Wenn der Patient nicht transportfähig ist, macht er oder sie auch Hausbesuche. Häufig empfehlen die Mediziner allerdings auch, am Morgen ihren Hausarzt aufzusuchen. Denn beispielsweise ein Zeckenbiss müsse nachts nicht behandelt werden, sagt der Allgemeinmediziner Michael Worm aus Thalfang. Seit Jahren laufe ein ähnliches System in Morbach reibungslos, berichtet dessen Kollege Kühne aus Erfahrung. Die Thalfanger Allgemeinmediziner stemmten bislang die Nachtzeiten zu dritt. "Das wollten wir auch unseren Familien nicht mehr zumuten ", erklärt Worm weiter. Doch auch für die Patienten habe die neue Lösung Vorteile: Der Zusammenschluss von elf Ärzten gewährleistet ärztliche Hilfe an allen Tagen rund um die Uhr. Worm weiß, dass Thalfanger des Öfteren nachts nach Morbach oder umgekehrt fahren müssen. Dafür finden sie aber auch einen weniger gestressten Arzt vor. Kritik an der neuen Lösung hat er bisher nicht gehört. Im Gegenteil: Die Patienten seien "sehr zufrieden". Ähnliches berichtet sein Kollege Kühne aus Morbach. Dr. Anton Göppert aus Thalfang beteiligt sich derzeit nicht an der Kooperation. Seine Begründung: "Ich will auch nachts weiterhin selbst für meine Patienten da sein." Er kenne die Krankheitsbilder der Menschen, die zu ihm kommen, am besten, sagt er. Patientin Ulrike Wagner aus Gräfendhron begrüßt die neue Lösung: "Die Bereitschaftszentrale Birkenfeld am Wochenende ist mir eigentlich schon zu weit." Ansgar Esseln aus Immert hofft: "Weniger Nachtdienste bringen vielleicht mehr junge Ärzte dazu, Praxen bei uns auf dem Land zu übernehmen." Das sieht auch Michael Worm so. "Welcher junge Kollege plant schon gerne seine Zukunft, die nur noch aus Arbeit besteht", fragt der Mediziner. Dass später ein junger Kollege seine Praxis übernimmt, bezweifelt er. Allerdings wollten er und seine Kollegen mit der Entscheidung dazu beitragen, dass sich möglicherweise der eine oder andere junge Arzt später im Hunsrück niederlässt. Worm: "Ansonsten können wir leider nicht lösen, was die Politik nicht löst." Rettungsdienst:

Extra Anlaufstellen: Rettungsdienst: Bei lebensbedrohlichen Zuständen ist grundsätzlich der Rettungsdienst über Telefon 112 zu alarmieren. Hausärztliche Bereitschaftszentrale: Die Bereitschaftszentrale in Birkenfeld ist samstags von 7 Uhr bis montags 7 Uhr und an den Feiertagen vom Vorabend 18 Uhr bis zum Folgetag um 7 Uhr sowie mittwochs von 14 Uhr bis donnerstags 7 Uhr unter Telefon (01805) 989444 erreichbar. Hausärztliche Vertretung außerhalb der Sprechzeiten: An allen anderen Abenden und Nächten ab 18 Uhr bei normalen Erkrankungen kann montags bis freitags der Hausarzt angerufen werden. Entweder wird der Patient zum zuständigen Arzt verbunden oder er erfährt, wie dieser zu erreichen ist. Apotheken-Notdienst: Welche Apotheke dienstbereit ist, wird unter der Festnetznummer (0900) 5258825- Postleitzahl und Mobil unter (0180) 5258825-Postleitzahl angesagt.

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