Landgasthöfe Das Lokal des Regionalmatadors

Kell am See · Das Hotel zur Post in Kell vereint professionelle Gastronomie und Hunsrücker „Gehaichnis“. Was das ist, erfahren Sie in einem neuen Teil der Serie „Gasthöfe in der Region“.

 Küchenmeister Michael Krämer (links) und sein Rindfleisch-Metzger Schmitt legen den berühmten Sauerbraten in die Mariande.

Küchenmeister Michael Krämer (links) und sein Rindfleisch-Metzger Schmitt legen den berühmten Sauerbraten in die Mariande.

Foto: Dirk Tenbrock

In Kell am See und im gesamten Hunsrück ist das Hotel zu Post eine Institution. Einerseits durch die über 150-jährige Tradition des Gasthauses an der Schnittstelle zwischen den Radwegen Trier-Hermeskeil und Ruwer-Hochwald. Andererseits wegen Michael Krämer, der das Haus seit 25 Jahren konsequent auf Regionalität ausgerichtet hat.

Und auf „Gehaichnis“, ein typisch‘ Hunsrücker Gefühl von Geborgenheit, sich wohlfühlen und eingebunden sein in die Region. Der Küchenmeister führt den Laden mit seiner Frau Susanne und der Unterstützung der Söhne Matthis und Paul, den Großeltern Irmgard und Huber und seiner Tante Margot; ein Familienbetrieb im besten Sinne.

Es gibt keine Schwellenangst, die weißen Tischtücher im hellen Restaurant hat er nicht erst seit Corona weggelassen. Jeder Gast ist willkommen, ob im T-Shirt oder im Anzug, auch viele Einheimische finden den Weg in de Postküche.

Doris Metzen aus Pluwig ist zum wiederholten Mal hier und begeistert: „Ein sehr schönes Haus, als Ausflugsziel, zum Essen gehen. Lecker und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis!“

Auf vier Säulen ruht das gastliche Angebot der Post (hier war früher wirklich die Poststation, die Krämers Vater geleitet hat, quasi nebenher): Wandern, Radfahren, Übernachtung und Kulinarik.

Die neun Zimmer des Hotels sind hell und zweckmäßig ausgestattet und bieten die nötige Ruhe nach einem aktiven Tag auf den Hunsrückhöhen. Besonderer Gag: In jeder Dusche hängt großformatig ein Foto eines besonderen Sehnsuchtsortes des Hunsrücks. Mittels Barcodes wird auf dem Smartphone die Route angezeigt und die Gäste können dorthin wandern oder radeln, gerne auch mit dem voll ausgestatteten, hauseigenen Picknickfahrrad inclusive großem Korb.

Wobei radeln nicht der richtige Ausdruck ist, die meisten Gäste, die Krämer für zwei bis vier Tage beherbergt, sind da schon ambitionierter. Mit Mountainbikes oder E-Bikes machen diese ihre anspruchsvollen Touren auf den zertifizierten Routen der Region. Es gibt auch eine hauseigne, professionelle Radstation mit Sanitäranlagen und Lademöglichkeit. Wer für unterwegs Proviant braucht, packt sich am Frühstücksbuffet ein Lunchpaket, da ist das Haus großzügig.

Abends gibt es Regionales im Restaurant oder auf der direkt am Haus unter Bäumen gelegenen Terrasse. Und das ist der Knüller: Alle, aber auch wirklich alle Produkte sind aus der Region, oder zumindest mit Produkten aus der Region hergestellt. Sogar die Spätzle, eine Reminiszenz an den ehemaligen, schwäbischen Küchenchef, natürlich selbstgemacht mit Eiern vom Hofgut Serrig und Dinkelmehl aus Mandern.

Der Wirt lebt seine Philosophie mit jeder Faser: Er ist der Lokal-Matador des Regionalen. Selbst begeisterter Mountainbiker, der seiner Passion auch im Urlaub auf Fuerteventura nachgeht, die Vulkane auf und ab. Dann kommen ihm auch die besten Ideen, wie er sagt.

Natürlich bleibt er momentan wegen Corona daheim, aber die Gegend habe ja auch vieles zu bieten. Er kennt sich bestens aus, entdeckt aber immer wieder neue Ecken und kreiert neue Spezialitäten.

Das Fleisch von Rind und Schwein bezieht Krämer ausschließlich von befreundeten Metzgern und Züchtern, die ihre Tiere noch mit Namen kennen. Hier wird nachhaltig gewirtschaftet und gekocht: Käse kommt vom Demeter-Hof um die Ecke, der Kaffee, fair gehandelt und Bio wird in Weiskirchen geröstet. Heimische Kartoffeln sind eines der Hauptthemen seiner Küche, sehr beliebt sind die herbstlichen Kartoffeltage.

Krämer war Anfang der 2010er-Jahre einer der Begründer der Regionalinitiative „Ebbes von hei“ und bis heute der Motor der Vereinigung von Gastronomen und Produzenten, die die Vermarktung regionaler Produkte vorantreibt. Auch die Initiative Nationalpark Hunsrück unterstützt er.

Selbstredend kommt das Mineralwasser vom Erbeskopf, das Bier aus Kirn (die auch noch Shampoo daraus machen), der Viez vom Hochwald und alle Weine nur von den Mosel-Saar-Ruwer Winzern von „Ebbes von Hei“.

Mit einem dieser Rotweine mariniert er seinen berühmten Sauerbraten (vom Metzger Schmitt), dünn aufgeschnitten, butterzart mit Rotkohl und Spätzle serviert.

 Komplett mit regionalen Produkten: Der berühmte Sauerbraten der Postküche.

Komplett mit regionalen Produkten: Der berühmte Sauerbraten der Postküche.

Foto: Dirk Tenbrock
 Hotel Zur Post in Kell

Hotel Zur Post in Kell

Foto: TV/Typoserv

Ach ja, Corona, da war doch was? Nicht wirklich: „Das hat dazu geführt, dass wir als Familie noch mehr zusammengearbeitet haben und ich konnte meine Touren und die Speisekarte weiterentwickeln, etwas renovieren.“ Kreativ bleiben und nah am Gast, das ist Michael Krämer wichtig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort