Serie „Landmarken“, Teil 14 Franz wacht seit 200 Jahren über die Moselschiffe

Riol · Serie „Landmarken“: In Riol im Kreis Trier-Saarburg blickt eine Statue des Heiligen Franziskus von Assisi auf den Fluss.

Serie „Landmarken“: Franziskusstatue in Riol
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Serie „Landmarken“: Riol

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Foto: TV/Martin Recktenwald

Vor der Kanalisierung der Mosel in den 50er und 60 Jahren des 20. Jahrhunderts gab es zahlreiche gefährliche Stellen für die Schifffahrt. Gegen die Untiefen auf Höhe ihrer Ortschaft suchten Fischer aus Riol (Landkreis Trier-Saarburg) Unterstützung bei einem der bekanntesten Heiligen des Mittelalters. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wacht eine Statue des Franziskus am Mosel­ufer. Und sie steht auch heute noch dort, obwohl die Gefahrenstelle längst beseitigt ist.

Eine Infotafel erklärt die zugedachte Aufgabe: „Franziskus hält Wache von früh bis spät, dass keines der Schiffe in Not gerät. Das Schützende Kreuz hält er in der Hand. So ist er den Schiffern der Mosel bekannt. Er hält hier die Obhut, dass nichts passiert. Und wird von den Schiffern so sehr verehrt. Ob gut oder schlecht das Wetter sein mag, Franziskus hält Wache von Tag zu Tag.“

 Ein Segenskreuz gehört zu den  typischen Symbolen, mit denen der Heilige Franziskus abgebildet wird.

Ein Segenskreuz gehört zu den typischen Symbolen, mit denen der Heilige Franziskus abgebildet wird.

Foto: TV/Martin Recktenwald

Dieser Text stammt aus der Feder des Rioler Künstlers Alois Reis, der vor Jahren an der Restaurierung der Statue beteiligt war. Der Wacht-Platz am Flussufer auf Höhe des Triolago-Sees war jedoch nicht der ursprüngliche Standort der Sandsteinfigur. Üblicher­weise gilt Franz von Assisi auch nicht als Schutz­patron von Fischern oder Schiffern. In diesem Zusammenhang tauchen normalerweise eher Namen wie Andreas, Nikolaus von Myra oder Christophorus auf. Das Alter der Franziskus­statue deutet ebenfalls darauf hin, dass sie bereits rund ein Jahrhundert früher geschaffen wurde.

Laut Überlieferung stand die Figur zunächst in einem Trierer Kloster. Dort sollen sie Fischer aus Riol 1802 gekauft haben. Die Jahreszahl lässt ein derartiges Geschäft möglich erscheinen. Schließlich war Trier von 1794 bis 1814 von französischen Revolutions­truppen besetzt. Und die trieben in ihrem Herrschaftsgebiet die Enteignung kirchlicher Besitztümer voran. Bei dieser Säkularisation war es eher üblich, die kirchlichen Güter zu Geld zu machen, statt sie zu zerstören. Insofern ist der Verkauf einer Statue an die Fischer theoretisch denkbar. Eine Quittung im modernen Sinne findet sich dafür aber nicht mehr. Definitiv verzeichnet ist der Franziskus in Riol in einem Dokument aus preußischer Zeit, der sogenannten Tranchot-Karte von circa 1818.

 Kein Fußball: Diese Weltkugel ist  aus zahlreichen Darstellungen des Franz von Assisi bekannt.

Kein Fußball: Diese Weltkugel ist aus zahlreichen Darstellungen des Franz von Assisi bekannt.

Foto: TV/Martin Recktenwald

Auch wenn Franz von Assisi nicht unbedingt der klassische Patron für Flussfischerei ist, so ist er sicher berühmt genug, um für Gläubige Ansprechpartner in vielen Dingen zu sein. Der historische Franziskus wurde 1181 oder 1182 als Giovanni di Pietro di Bernardone in Assisi, einer Stadt in der italienischen Region Umbrien geboren. Seine Eltern waren wohlhabende Tuchhändler, und als Jugendlicher strebte er eine Karriere als Ritter an. Bei einem Krieg gegen die Nachbarstadt Perugia geriet er 1204 jedoch in Gefangenschaft. Mehrere Biografen berichten, dass diese Erlebnisse den jungen Mann veränderten. Danach suchte er zunehmend die Einsamkeit und richtete sein Leben mehr und mehr auf einem Dienst für Gott aus. Sein besonderes Marken­zeichen wurde ein Leben in radikaler Armut streng nach dem Auftrag Jesu an die Apostel.

Eine derartige Sicht brachte Franziskus in Konflikt mit seiner Familie, die von der Armutsidee wenig überzeugt war. Andere wiederum waren begeistert, und so scharte sich in den folgenden Jahren eine Gruppe von Anhängern um ihn. Bis daraus der Franziskaner-Orden entstand und dieser auch vom Papst anerkannt wurde, musste jedoch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Der radikale Verzicht dieser Gemeinschaft auf weltliche Besitz­tümer ließ nämlich viele andere Vertreter der Kirche in wenig glanzvollem Licht erscheinen. Wirtschaft­liche Tätigkeit und Seelsorge waren in der mittelalterlichen Kirche in einer Selbstverständlichkeit miteinander verknüpft, die uns heute seltsam erscheinen mag. Franziskus’ Lehren drohten, dieses Gefüge infrage zu stellen. Doch letztlich einigte man sich, und während des IV. Laterankonzils im Jahr 1215 wurde der Ordo fratrum minorum (Ordern der minderen Brüder) offiziell anerkannt. Franziskus selbst starb am 4. Oktober 1226 in Portiuncula nahe Assisi. Zwei Jahre später sprach ihn Papst Gregor IX. heilig.

Weitere Fotos gibt es online auf
www.volksfreund.de

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