Juncker: Ich verlange Respekt von Deutschland

Luxemburg · Riesen-Aufregung in Luxemburg und auch unter TV-Lesern: Die Attacken des deutschen Finanzministers Peer Steinbrück wegen der Steuerpolitik des Großherzogtums sorgen für gewaltige Empörung. Premierminister Jean-Claude Juncker sagte: "Es reicht. Ich verlange Respekt für Luxemburg." Was halten Sie von Steinbrücks Äußerungen?

(wie) Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) dürfte derzeit der unbeliebteste deutsche Politiker in Luxemburg sein. Sein Parteifreund, der Sozialist und luxemburgische Außenminister Jean Asselborn, warf ihm Biertisch-Niveau und "kaum zu übertreffende Arroganz" vor. "Kein Sozialist, kein Sympathisant und Wähler unserer Partei versteht diese erniedrigende Sprache des deutschen Finanzministers", polterte Asselborn.

Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker legte im "Luxemburger Wort" (Donnerstag-Ausgabe) nach: Steinbrücks Art und Weise im Umgang mit kleineren Nachbarn sei nicht akzeptabel. Er kündigte ein Nachspiel beim nächsten Treffen des Europäischen Rates im Juni an. In seltener Einmütigkeit verurteilten auch die Abgeordneten des Luxemburger Parlaments in einer Resolution die Tiraden aus Deutschland. Der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster forderte eine Entschuldigung von Steinbrück. Dieser lasse "jeglichen Stil und Anstand" vermissen, kritisierte Kaster in einem Brief an die Bundeskanzlerin.

Der für seine Verbal-Attacken bekannte SPD-Politiker hatte angekündigt, "Luxemburg, Liechtenstein, die Schweiz, Österreich, Ouagadougou" würden im Juni zu einer Konferenz nach Berlin vorgeladen, um ihre Steuerpolitik zu rechtfertigen.
Ouagadougou ist die Hauptstadt von Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt und bislang nicht als Steueroase bekannt. Bereits im März hatte Steinbrück Luxemburg kritisiert.

Obwohl das Finanzministerium nun richtigstellte, dass Ouagadougou genauso wenig wie Liechtenstein nach Berlin eingeladen werde, schlugen die Wogen angesichts des neuen Angriffs in Luxemburg hoch. Auch bei Grenzgängern: "Denken Sie bitte darüber nach, dass eine ganze Region Deutschlands ganz erheblich vom Einkommen aus Luxemburg abhängt", hieß es im Internet. Oder: "Ich möchte nicht wissen, wie es in Zukunft in Rheinland-Pfalz oder im Saarland aussieht, wenn es mit Luxemburg wirklich bergab geht. Dann werden sich Teile dieser Länder wie seinerzeit die Zonenrandgebiete entwickeln."

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