Baut EDF ein neues AKW in Cattenom? Grüne warnen vor Cattenom-Ausbau

Berlin/Saarbrücken · Kauf von Grundstücken nahe des AKW durch die EdF sollen Indiz für Neubau sein.

 Das Atomkraftwerk Cattenom in Frankreich.

Das Atomkraftwerk Cattenom in Frankreich.

Foto: dpa/Christophe Karaba

Die Grünen im Bundestag befürchten, dass der staatliche französische Atomkraftwerksbetreiber EdF klammheimlich dabei ist, das AKW in Cattenom nicht nur für mindestens 60 Jahre laufen zu lassen, sondern später durch Meiler der neueren Bauart zu ersetzen. Wie die SZ aus dem Bundestagsbüro von Sylvia Kotting-Uhl, die Chefin des Bundestagsausschusses für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit ist, erfuhr, kaufe EdF Grundstücke rund um das AKW in dem lothringischen Dorf an der Mosel auf. EdF habe aber keinesfalls vor, diese Grundstücke für den Aufbau von Anlagen der Erneuerbaren Energien zu verwenden, hieß es aus dem Büro der Grünen.  Auf einer Webseite des Französischen Rates für Transparenz und Infomation zur kerntechnischen Sicherheit sei zu lesen, dass die Flächen in Cattenom für atomkraftbezogene Projekte benötigt würden. Dort sei verzeichnet, dass die Standorte und Flächen so ausgewählt worden seien, dass sie sich für den Bau von je zwei AKW der Klasse EPR2 eigneten. Der EPR2 ist eine Entwicklung der französischen Atomforschung. In Flamanville an der Kanalküste steht das Vorgängermodell, das seit Jahren im Bau ist und Milliarden Euro verschlungen hat. Dort häuften sich die Mängel und Verzögerungen, heißt es bei den Grünen.

Bei dem Pannen-AKW in Cattenom, das 1986 in Betrieb ging, wisse die CDU/CSU/SPD-Bundesregierung nicht, wie es dort weitergehe, da sie nicht an den öffentlichen Konsultationen der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN teilnehme, kritisiert das Büro Kotting-Uhls. Eine Teilnahme daran sei aber zwingend erforderlich, da das AKW Cattenom 20 Jahre über die geplante Betriebsdauer von 40 Jahren laufen solle und „unter weniger strengen Standards“ als in Deutschland betrieben werde.

Auf eine Anfrage Kotting-Uhls antwortete jetzt der Staatssekretär im Bundesumweltministerium Florian Pronold (SPD), dass die sicherheitstechnische Bewertung der französischen AKW in der Verantwortung der ASN liege. Nach Kenntnis der Bundesregierung seien die Lagergebäude für abgebrannte Brennelemente in Cattenom laut französischem Regelwerk gegen Einwirkungen von außen ausgelegt. Die Bundesregierung beteilige sich grundsätzlich nicht an ASN-Konsultationen, so Pronold. Dagegen sagte Kotting-Uhl, dass die Brennelementelager am AKW Cattenom nicht mal gegen den Absturz eines Kleinflugzeugs, das leichter als 5,7 Tonnen sei, geschützt seien. Das Schmelzen von abgebrannten Brennelementen wäre bei einer solchen Katastrophe nur schwer zu verhindern. Pronold betonte dagegen, dass die Bundesregierung sicherheitstechnische Fragen im Austausch mit der ASN in der Deutsch-Französischen Kommission für Fragen der Sicherheit kerntechnischer Anlagen erörtere.

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