Corona-Krise Plan geplatzt: Grundschulen in Rheinland-Pfalz starten zum 1. Februar nicht in den Wechselunterricht (Update)

Trier/Mainz · Grundschüler bleiben auf ungewisse Zeit weiter im Fernunterricht. Das SPD-geführte Bildungsministerium begründet den Schritt mit stärker auftretenden Corona-Virusmutationen. Hier sind die Hintergründe:

Kein Wechselunterricht an Grundschulen in Rheinland-Pfalz zum 1. Februar
Foto: dpa/Uli Deck

Die Grundschüler gehen zum kommenden Montag (1. Februar) nicht in den Wechselunterricht, wie es das SPD-geführte Bildungsministerium geplant hatte. Alle Schulen, Eltern und Sorgeberechtigten seien darüber informiert worden, dass der Beginn des Wechselunterrichts zurückgestellt werde, sagte das Ministerium am Donnerstag in einer Mitteilung. Damit bleiben Grundschüler weiter auf ungewisse Zeit im Fernunterricht.

Dass alle Eltern informiert seien, ist allerdings wohl nur eine Hoffnung des Ministeriums. Offiziell ist die Information, Stand Donnerstagvormittag, noch nicht bei allen Eltern angekommen. Teils hatten Schulen gestern noch Informationen zum startenden Wechselunterricht verschickt – zu diesem Zeitpunkt waren sie sicherlich noch nicht über die Entwicklung informiert.

Grund der Verschiebung: In Baden-Württemberg seien 13 neue Fälle von deutlich ansteckenderen Corona-Virusmutationen aufgetreten. Das Nachbarland hatte die Öffnung der Grundschulen bereits aufgeschoben. Zu dieser Entscheidung sei auch Rheinland-Pfalz nach Beratungen mit Experten der Unimedizin gekommen.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte: “Ich bedaure sehr, dass wir am Montag nicht, wie geplant, mit dem Wechselunterricht an den Grundschulen starten können. Viele Schülerinnen und Schüler, ihre Lehrkräfte und ihre Eltern hatten sich sehr darauf gefreut, das weiß ich. Und sie alle können sicher sein, dass wir uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Ich hatte aber auch stets betont, dass der Übergang zum Wechselunterricht unter dem Vorbehalt stehen muss, dass die Infektionslage dies zulässt. Da die Art und die Bedeutung dieser Virusvarianten im Moment nicht bekannt sind, haben uns die Experten zunächst zur Vorsicht bei weiteren Öffnungen geraten und empfohlen die Situation neu zu bewerten, sobald generell belastbare Informationen vorliegen. Diesem Rat folgen wir, weil wir die Erfolge, die wir bislang erzielt haben, nicht verspielen dürfen.“

Der Fernunterricht werde fortgesetzt, Notbetreuung unter den geltenden Hygieneregeln weiter angeboten. Für Kinder und Jugendliche in weiterführenden Schulen soll künftig die Pflicht gelten, medizinische Masken zu tragen.Für Kitas kündigte das Land weitere Tests an.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte im Mainzer Landtag: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht getan. Wir erhöhen aber den Schutz für Lehrer und Familien.“ Die oppositionelle CDU-Fraktion hatte die Landesregierung in dieser Woche bereits dafür kritisiert, Grundschulen ab dem 1. Februar öffnen zu wollen. Fraktionschef Christian Baldauf hatte gefordert, Schulen und Kitas bis zum 14. Februar geschlossen zu halten, worauf Bundeskanzlerin Angela Merkel gedrängt hatte. „Sie wären besser dem Weg der Kanzlerin gefolgt“, sagte Baldauf im Mainzer Landtag in Richtung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Deren ursprünglicher Plan, Grundschulen in Rheinland-Pfalz früher zu öffnen, sei ein „Sonderweg“, „überstürzt“ und „unverantwortlich“ gewesen. Der Pfälzer monierte, Bildungsministerin Hubig habe wertvolle Zeit über Monate ungenutzt verstreichen lassen, statt bessere Voraussetzungen für Heimunterricht zu schaffen, wo Lernplattformen nur schleppend funktionierten. Der CDU-Spitzenkandidat forderte, bis Mitte Februar abzuwarten, wie sich die Infektionslage entwickele. Wo bei der Corona-Inzidenz der Zielwert 50 erreicht sei, könnten Schulen zum Regelbetrieb zurückkehren. Oberhalb dieses Wertes brauche es „regional differenzierte Lösungen“. Mit Blick auf die Landtagswahl am 14. März 2021 sagte Baldauf: „Sehr geehrte Frau Dreyer, sehr geehrte Frau Hubig, es wird Zeit, dass Sie in die große Pause gehen.“

Der Lehrerverband VBE begrüßt die Entscheidung. „Das Auftreten von Virus-Mutationen in Baden-Württemberg und Luxemburg hat dazu geführt, dass die geplanten Kita-Öffnungen erneut in Frage gestellt wurden. Auch in Rheinland-Pfalz kam die Ministerpräsidentin ins Nachdenken und schließlich zur Vernunft: Die Schulen bleiben geschlossen“, sagt VBE-Landeschef Gerhard Bold. Die Gefährlichkeit der Virus-Mutationen dürfe nicht unterschätzt werden und „deren Verbreitung in Schulen und Kitas wenn immer möglich verhindert werden“. Bold: „Der scheinbar einzige Bereich der Gesellschaft, der vorzeitig wieder hochgefahren werden sollte, darf nicht zum Versuchskaninchen werden.“

Der scheidende Dauner Landrat Heinz-Peter Thiel kritisierte die kurzfristige Reaktion des Landes. „Ob da heute alle rechtzeitig erreicht werden? Hier fehlen souveräne, Orientierung gebende Konzepte! Krisenmanagement geht anders“, kritisierte Thiel auf Facebook.

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