Umwelt Wirklich ungefährlich? Schon wieder Kerosinregen über Eifel, Mosel und Hunsrück

Trier · Schon wieder hat ein Flieger über der Region etliche Tonnen Treibstoff abgelassen. Genauere Informationen über das sogenannte Fuel Dumping werden erst auf Nachfragen veröffentlicht. Ist Kerosinablass für Mensch und Natur wirklich unkritisch?

Kerosinregen über Eifel, Mosel und Hunsrück
Foto: Julian Stratenschulte

Eine auf dem Frankfurter Flughafen Richtung Mexiko gestartete Passagiermaschine hat über dem Hunsrück und der Eifel 15 Tonnen Treibstoff abgelassen. Nach Angaben des Luftfahrtbundesamts waren technische Probleme der Grund für das sogenannte Fuel Dumping am vergangenen Samstag. Laut einer Sprecherin der Deutschen Flugsicherung war die Maschine der Fluggesellschaft Condor auf dem Weg von Frankfurt ins 8600 Kilometer Luftlinie entfernte mexikanische Cancun.

Auf den im Internet abrufbaren Aufzeichnungen des Portals Flightradar24 ist zu sehen, dass die Maschine nach etwa 40 Minuten Flugzeit nordöstlich von Paris umdrehte und in Richtung Deutschland zurückflog. Der Pilot der Boeing 767-300 flog in etwa 5000 Meter Höhe über Bitburg, Kyllburg und Bad Bertrich, machte dann einen Schlenker Richtung Kaiserslautern, bevor es über Hermeskeil und Reinsfeld, über Kinheim an der Mosel bis fast nach Bad Breisig am Rhein ging. Nach einem weiteren Schlenker ging es dann im Sinkflug weiter zum Ausgangsflugplatz Frankfurt, wo die Passagiermaschine rund zwei Stunden nach ihrem Start wieder sicher landete.

Kerosinregen über Eifel, Mosel und Hunsrück
Foto: TV/Screenshot TV

Kerosinablass: Immer wieder über der Region Trier

Dass eine Maschine Treibstoff ablassen muss, um vor einer außerplanmäßigen Landung Gewicht zu verlieren, ist kein Einzelfall. Mit unschöner Regelmäßigkeit haben zivile Flugzeuge und Militärjets in den zurückliegenden Monaten und Jahren auch über der Region Trier Kerosin abgelassen. Nur vier Tage vor dem Fuel Dumping der Condor-Maschine ließ eine im bulgarischen Sofia gestartete Maschine der amerikanischen Charterfluggesellschaft Atlas Air über Bayern, Baden-Württemberg und Reinland-Pfalz insgesamt 50 Tonnen Flugbenzin ab. Grund sei ein medizinischer Notfall an Bord gewesen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung unserer Zeitung.

Nach Angaben des Luftfahrtbundesamts war der Zwischenfall am vergangenen Samstag der bundesweit 13. gemeldete Fall von Fuel Dumping in diesem Jahr. Fünf Mal war dabei rheinland-pfälzisches Gebiet von den Treibstoff­ablässen betroffen.

Für Menschen und Umwelt unkritisch?

Die Deutsche Flugsicherung spricht von einer zufälligen Häufung. Wegen der Nähe zu zivilen und militärischen Flugplätzen seien besonders die Bürger in der Eifel, der Pfalz und auf dem Hunsrück öfter von den Treibstoffablässen betroffen. In vielen Fällen träten die Probleme unmittelbar nach dem Start auf, und dann müsse rasch gehandelt werden, so die Sprecherin der Flugsicherung.

Nach Einschätzung des Umweltbundesamts sind die Kerosinablässe für Menschen und Umwelt unkritisch. „Nach derzeitigem Wissensstand“ gebe es „keine kritischen Umweltauswirkungen von Treibstoffschnell­ablässen auf Boden, Grundwasser, Luft und menschliche Gesundheit“, lautete das Ergebnis eines im Mai veröffentlichten Forschungsberichts. Allerdings sollten die Fuel Dumpings nicht immer über denselben Gebieten erfolgen, lautete die Empfehlung des Umweltbundesamts. Dass dies wohl eher ein frommer Wunsch ist, zeigt die im Internet veröffentlichte Statistik der betroffenen Regionen.

Mit unschöner Regelmäßigkeit beschäftigt das Thema auch die Landespolitik. Nach Veröffentlichung der jüngsten Studie des Umweltbundesamts hatten sich Vertreter nahezu aller im Mainzer Landtag vertretenen Parteien für mehr Messstellen ausgesprochen, um mögliche Belastungen durch Flugbenzin besser beurteilen zu können. Zuletzt hatten sich auch die erst seit dieser Legislaturperiode im Landtag vertretenen Freien Wähler mit dem Thema befasst. In einer vor zwei Wochen eingereichten Kleinen Anfrage wollen Fraktionschef Joachim Streit und Co. wissen, welche Schritte die Landesregierung bislang unternommen hat, um mehr und detailliertere Informationen über die Kerosinablässe zu bekommen. Die Antworten stehen noch aus.

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