Medizin Kinderkrebsstation im Trierer Mutterhaus - Pfleger da, aber Ärzte fehlen

Trier · Noch immer ist nicht abzusehen, wann Kinder und Jugendliche wieder eine stationäre Chemotherapie im Trierer Mutterhaus erhalten können.

 Ärzte in weißen Kitteln stehen in einem Krankenhaus bei einer Besprechung zusammen.

Ärzte in weißen Kitteln stehen in einem Krankenhaus bei einer Besprechung zusammen.

Foto: dpa/Jens Wolf

Noch immer werden auf der Kinderkrebsstation des Trierer Mutterhauses keine Kinder behandelt, die eine intensive stationäre Chemotherapie benötigen. Sie müssen weiterhin an die Uniklinik ins saarländische Homburg verwiesen werden. Es geht laut Klinikleitung um bis zu zwölf Kinder und Jugendliche pro Jahr, die von dem seit einem Jahr bestehenden  Aufnahmestopp betroffen sind (der TV berichtete mehrfach).

Allerdings wurde das erst im November vergangenen Jahres öffentlich, nachdem der Förderverein für krebskranke Kinder den Schritt kritisierte. Die Klinik begründete die bis dahin  nach außen nicht bekanntgemachte Maßnahme  mit personellen Problemen. Es fehlte an ausreichenden Fachpflegekräften auf der hochspezialisierten Kinderonkologie.

 Zu dem Personalengpass war es zum einen durch Kündigungen aber auch Schwangerschaften gekommen. Die Klinikleitung teilte damals mit, dass sie „trotz intensiver Bemühungen“ nicht garantieren könne, dass die notwendigen Fachkräfte nachbesetzt werden könnten. Ursache dafür sei der „bundesweit besorgniserregende Fachkräftemangel, der viele Kliniken – besonders in den hochspezialisierten Bereichen – betrifft und zunehmend betreffen wird“.

Zum Wohl der Patienten und um deren optimale Versorgung sicherzustellen, habe man sich daher entschieden, so Klinik-Geschäftsführer Jörg Mehr im vergangenen Jahr,  die betroffenen Kinder und Jugendlichen nach Homburg zu schicken.  Wie  Mehr im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterte, bilde das Mutterhaus jedes Jahr zwar 200 Pflegekräfte aus. Doch für Spezialbereiche wie die Kinderkrebsstation müssten die Pfleger noch eine zusätzliche, zeitintensive Ausbildung machen. Daher stehen nicht immer, wenn eine Stelle frei wird, in ausreichendem Maße entsprechend ausgebildete Kräfte zur Verfügung.

Doch zumindest was das Personalproblem bei den Pflegern für die Kinderkrebsstation angeht, scheint es gute Nachrichten zu geben. Laut der Kliniksprecherin geht man im Mutterhaus davon aus, dass ab April alle Stellen besetzt sind. Trotzdem kann von da an noch immer nicht der normale Betrieb wieder aufgenommen werden. Denn zwei Arztstellen auf der Station werden im Laufe des Jahres frei werden. Ein Kinderonkologe verlässt das Mutterhaus im April, um auf einen Chefarztposten in einer anderen Klinik zu wechseln. Eine Ärztin wird im Sommer zu einer Qualifizierung nach Homburg gehen.

Ohne ärztliche Betreuung könnten daher auch ab April keine an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen, die eine stationäre Chemotherapie benötigten, in Trier behandelt werden, so die Sprecherin. Man suche weiter mit Hochdruck nach entsprechenden Medizinern. Auch habe man bereits einen „Headhunter“ beauftragt, also einen Experten, der geeignete Kandidaten finden und direkt ansprechen soll, um Ärzte für die Kinderkrebsstation zu finden. Allerdings gestalte sich die Suche nicht einfach, da zumeist kurzfristig kein Bewerber zur Verfügung stehe.

Daher bleibt weiter unklar, wann sich die Situation auf der Kinderkrebsstation im Mutterhaus wieder normalisiert. Pro Jahr werden auf der Station insgesamt rund 3000 Kinder behandelt. Sie werden auch weiterhin dort betreut. Nur bei einer betreuungsintensiven, stationären Chemotherapie verweist die Klinik die Betroffenen nach Homburg.

Im rheinland-pfälzischen Sozialministerium erkennt man das Bemühen der Klinik an, „mit Hochdruck die ärztliche und pflegerische Personalsituation wieder entsprechend der Anforderungen herzustellen“. Angesichts der „hohen Spezialisierung in der Kinderonkologie“ habe Qualität Vorrang vor Wohnortnähe, heißt es aus dem Ministerium. Die Nachsorge auf der Station sei sichergestellt.

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