Region Kindertagesstätten, Jugendzentren, Krankenhäuser: Freiwillige verzweifelt gesucht

Trier · Die sozialen Dienste sollen dazu beitragen, das bürgerliche Engagement zu stärken. Die Trierer Linken-Politikerin Werner warnt jedoch davor, die sogenannten Bufdies als Hilfsarbeiter auszunutzen.

 Im Seniorenheim betreut ein junger Mann im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes  einen Pflegebedürftigen.

Im Seniorenheim betreut ein junger Mann im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes  einen Pflegebedürftigen.

Foto: dpa/Patrick Pleul

„Gerade die Schule beendet oder auf der Suche nach einer neuen beruflichen Orientierung? Wer gerne berufspraktische Erfahrungen sammeln und interessante Einsatzstellen kennenlernen möchte, kann sich jetzt wieder für einen Freiwilligendienst bewerben.“ So wirbt das Bistum Trier für seine Freiwilligen Dienste – das Freiwillige Soziale Jahr und den Bundesfreiwilligendienst. Gesucht werden Bewerber für Kindertagesstätte, Jugendzentren, Krankenhäuser oder Kulturprojekte. 600 Freiwillige hätten in den vergangenen Jahren das Angebot genutzt, sechs, zwölf oder mehr Monate in sozialen Einrichtungen der katholischen Kirche zu arbeiten.

Es sind aber nicht nur Jugendliche, die sich für den Bundesfreiwilligendienst melden. Auch junge Erwachsene engagieren sich in sozialen Diensten. Etwa Petra Czett aus Trier. Die 34-Jährige, die vor fast drei Jahren mit ihrem Mann aus Ungarn nach Trier gekommen ist, arbeitet in der geriatrischen Abteilung des Klinikums Mutterhaus. „Ich wollte etwas Nützliches machen, Menschen helfen“, sagt Czett. Sie stieß auf das Angebot des Bistums. Noch bis Ende Juni arbeitet sie im Mutterhaus. Danach möchte sie ihr Psychologiestudium, das sie in ihrer Heimat begonnen hat, in Trier fortsetzen.

Seit 2011 gibt es den Bundesfreiwilligendienst. Damit sollte die Lücke geschlossen werden, die die Abschaffung der Wehrpflicht und damit auch des Zivildienstes im sozialen Bereich gerissen hat. Die Zivildienstleistenden wurden vor allem in der Altenpflege, in Krankenhäusern oder auch bei Rettungsdiensten eingesetzt. Durch den Wegfall des Dienstes hatten die Einrichtungen und Hilfsorganisationen zunächst Probleme, die Stellen zu besetzen. Der Bufdie, wie der Bundesfreiwilligendienst abgekürzt wird, sollte mehr Bürger zum sozialen Engagement bewegen. Zumal der Dienst für Freiwillige jeden Alters ist.

Die Zahl der Bufdies stieg in Rheinland-Pfalz seit 2011 kontinuierlich. Im ersten Jahr nahmen 936 Freiwillige an dem Dienst teil, waren es im vergangenen Jahr bereits 1568, die meisten davon waren unter 27 Jahren. Das geht aus Zahlen hervor, die die Trierer Linken-Bundestagsabgeordnete Katrin Werner nun vorgelegt hat. Sie ist in ihrer Fraktion Sprecherin für Bürgerschaftliches Engagement. Was ihr Sorge macht, ist, dass viele der Bufdies frühzeitig ihren Dienst quittieren. Vor allem Jüngere schmeißen vor dem offiziellen Ende hin. Bei den Frauen war es fast die Hälfte der unter 27-Jährigen. Werner nennt die Zahlen alarmierend. Seit 2011 hätten 9687 Menschen einen Bundesfreiwilligendienst in Rheinland-Pfalz aufgenommen. „Davon beendeten 3882 Personen ihren Dienst vorzeitig. Das sind rund 40 Prozent, also mehr als jeder Dritte“, sagt die Linken-Politikerin. Sie sieht die Arbeitsbedingungen für viele Bufdies als Grund dafür. Da im Pflegebereich Personal fehle, sei nicht auszuschließen, dass Bufdies „als Hilfsarbeiter“ eingesetzt werden.

Eine Hilfsorganisation oder eine Einrichtung müsse auch funktionieren, wenn sie keine Freiwilligen habe, sagt Daniel Bialas. Er ist im Vorstand der Johanniter in Trier. „Die Freiwilligen Dienste können nur zusätzliche Angebote sein. Es kann nicht sein, dass ohne sie etwas wegfällt“, sagt Bialas. Die Zahl der Bewerber für die Freiwilligen Dienste sei bei den Johannitern deutlich zurückgegangen. Eine Erklärung dafür hat er nicht. Der Aufwand, um für den Freiwilligendienst zu werben, sei mittlerweile sehr hoch und teuer. Die Johanniter setzen dabei vor allem auf neue Medien, etwa Facebook. Bislang liegt eine Bewerbung vor, sagt Bialas enttäuscht.

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