Justiz Klage gegen die Virenschleuder Ischgl

Trier · Eine Frau aus Trier-Saarburg hat sich einer Sammelklage angeschlossen, weil sie sich im Ski-Urlaub mit Sars-Cov-2 infiziert hatte.

Anfang März war  die Jessica S. mit ihrem Partner im Skiurlaub – im österreichischen Ischgl. Dass der beliebte Wintersportort bereits zu dieser Zeit einer der Hot-Spots der Corona-Ausbreitung in Europa war, wusste die 27-Jährige aus dem Kreis Trier-Saarburg da noch nicht. Sie hat sich einer Sammelklage einer österreichischen Verbraucherschutzorganisation angeschlossen. Mit der Klage wollen Ischgl-Touristen erreichen, dass ihnen Schadenersatz  gezahlt wird, weil sie sich beim Ski-Urlaub infiziert hatten.

Vor allem in der Après-Ski-Bar „Kitzloch“ sollen sich viele Urlauber angesteckt haben. Und zwar weil ein Barkeeper des Lokals infiziert war. Trotzdem ging der Betrieb dort, wie auch in dem gesamten Skiort weiter.  Erst am 13. März wurde über Ischgl die Quarantäne verhängt.

Als sie nach Hause gefahren seien, habe sie bereits leichte Krankheitssymptome – Halsschmerzen ohne Fieber – gehabt, sagt S. Kurz nachdem sie von ihrem Hausarzt auf Corona getestet worden war, lag das Ergebnis vor: die 27-Jährige war mit Sars-Cov-2 infiziert. Wie viele, die zuvor in Ischgl waren. Auch in der Eifel waren Mitglieder einer Reisegruppe, die zuvor aus dem Skiurlaub aus dem österreichischen Ort gekommen war, erkrankt. Die Infektion habe sie ohne Folgen überstanden, sagt S. Sie wisse aber auch von jemanden, der sich in Ischgl angesteckt habe und an der Erkrankung gestorben sei. „Ich hoffe, dass die Personen, die das Virus und das Infektionsrisiko nicht ernst genommen haben und fahrlässig den Betrieb aufrechterhalten haben, Verantwortung übernehmen und zur Rechenschaft gezogen werden“, begründet die 27-Jährige, warum sie sich der Klage angeschlossen hat. Der österreichische Verbraucherschützer Peter Kolba sammelt seit einigen Wochen Zuschriften von Touristen, die sich ihrer Ansicht nach in Tirol angesteckt haben. Insgesamt erhielt er rund 5000 Zuschriften, rund 70 Prozent davon aus Deutschland. Kolbas Verbraucherschutzverein strebt nach Abschluss der strafrechtlichen Ermittlungen einen Zivilprozess an und will für die Betroffenen Schadenersatz in Millionenhöhe erstreiten. Mittlerweile ermittelt auch die zuständige Staatsanwaltschaft in Innsbruck wegen „Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten“. Über 250 Deutsche haben sich laut Behörde dem Ermittlungsverfahren angeschlossen. Dem österreichischen Bundesland Tirol wird vorgeworfen, dass es früher den Skibetrieb und die Après-Ski-Parties hätte stoppen müssen.  

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