Kleine "Palastrevolte" im Meistermann-Verein

Wittlich · Der seit Vereingründung 2001 erste Vorsitzende Albert Klein vom Freundes- und Förderkreis „Der schwebende Punkt“, der die Arbeit des Wittlicher Georg-Meistermann-Museums unterstützen will, ist abgewählt. Offene Kritik an seiner Arbeit wurde in der Mitgliederversammlung mit Vorstandswahl nicht geäußert.

 Das Georg-Meistermann-Museum. Foto: TV-Archiv/ Sonja Sünnen

Das Georg-Meistermann-Museum. Foto: TV-Archiv/ Sonja Sünnen

(sos) Wer den öffentlichen Vortrag von Dr. Norbert Mayer (Konz) über zwei Arbeiten von Georg Meistermann im Wittlicher georg-Meistermann-Museum hören wollte, musste erst auf das Ende der Mitgliederversammlung des „Schwebenden Punkts“ warten. Danach gab es dann keinen Vortrag mehr.

Das Publikum erlebte allerdings wie Albert Klein, bis dato Vereinsvorsitzender, die Sitzung verlies, nachdem er in derselben mit 41 Nein-Stimmen bei 66 abgegebenen Stimmen abgewählt worden ist. 23 Vereinsmitglieder waren dabei anwesend, 44 hatten sich mit Vollmachten vertreten lassen, was die Vereinssatzung in unbegrenzter Menge zulässt.

„Das ist ein Skandal. Das war abgesprochen. Für mich ist der Verein tot“, kommentiert Albert Klein das Wahlergebnis tags drauf, zumal ihm gegenüber in der Sitzung keine Vorwürfe gemacht worden seien. Er sagt: „Es wurde mehrmals gefragt, ob das Wort zu einer Aussprache gewünscht werde.“ Die hätte jedoch niemand der Anwesenden in Anspruch genommen und er habe sich „absolut nichts vorzuwerfen“.

Schriftführer Walter Feltes bestätigt auf TV-Nachfrage, dass die Gelegenheit, offen kritisch zu diskutieren nicht genutzt worden sei. Nun werde die stellvertretende Vorsitzende Anne Bose noch vor Weihnachten zu einer erneuten Versammlung mit Aussprache und erneuten Vorstandswahlen einladen. Die kommissarische Vorsitzende sagt: „Eine Diskussion ist in der vergangenen Versammlung leider vermieden worden. Das war wohl ein Fehler. Man hat damit aber auch Herrn Klein schützen wollen. Und die, die bei der Vorstandswahl wiedergewählt werden wollten, wollten keine Schlammschlacht.“

Wie Vereinsmitglied Hans-Jörg Krames gegenüber dem TV erklärt, habe man sich beispielsweise durch den Geschäftsbericht des Vorsitzenden nicht ordnungsgemäß informiert gefühlt, da offensichtliche strittige Punkte aus der Vergangenheit kein Thema gewesen seien. Und Anne Bose als Vorstandsmitglied verweist auf einen „autoritären Führungsstil“ und die allgemeinen Schwierigkeiten, wenn ein Politiker (Albert Klein ist als erster Beigeordneter Stellvertreter des Wittlicher Bürgermeisters) in einem privaten Verein agiere. Albert Klein selbst fühlt sich „befreit“. Er sagt: „Jetzt kann ich Dinge nach außen vertreten, die ich bisher mit Rücksicht auf den Verein versucht habe, intern zu lösen.“

Er verweist auch darauf, dass etwa der Justiziar der Familie Meistermann mit 20 Vollmachten zur Versammlung gekommen sei und sagt: „Ich unterstelle, dass der Verein nun ein reiner Interessenverband der Familie ist.“ Aus seiner Sicht sei seine kritische Haltung zu der Verwertung von Rechten aus dem Nachlass Meistermanns Folgen ein Grund für seine Abwahl. Zur Haltung der Familie hat der TV Dr. Justinus Maria Calleen um Stellungnahme gebeten. Er bedauert, in seiner besonderen Funktion als „geborenes Mitglied“ des Vereins dazu nichts sagen zu können.

Zu dem ausgefallenen Vortrag sagt Albert Klein: „Als ich gesehen habe, dass man mir das Vertrauen entzogen hat, habe ich meine privaten Sachen, auch den von mir ausgeliehenen Beamer eingepackt und bin dann wortlos raus.“ Für den Referenten, dessen Vortrag deshalb ausgefallen ist, ist das kein Problem. Norbert Mayers sagt: „Ich habe Verständnis dafür, dass Herr Klein in seiner großen Enttäuschung das Museum verlassen hat. Ich verdanke diesem Ereignis das Wiedersehen mit früheren Klassenkameraden, mit denen ich sonst nie so bei einem Glas Wein zusammen gekommen wäre. Es war sogar einer aus Amerika dabei.“

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