Kocks-Beurlaubung stürzt Handwerkskammer in Krise

Trier · Die Beurlaubung von Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks und dessen Stellvertreter Josef Adams stürzt die Trierer Handwerkskammer in eine schwere Führungskrise.

 HWK, Handwerkskammer Trier, Umweltzentrum des Handwerks, Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg. Foto: Friedemann Vetter

HWK, Handwerkskammer Trier, Umweltzentrum des Handwerks, Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg. Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

(woc) Die Tage sind derzeit lang in der Handwerkskammer. Bis in die Nacht berät sich der Kammer-Vorstand mit den übrig gebliebenen leitenden Angestellten. Mitarbeitergespräche werden geführt, Aufgaben neu organisiert. "Dass Herr Kocks und Herr Adams weg sind, reißt schließlich eine große Lücke. Wir müssen jetzt zusehen, dass wir die Kammer voll handlungsfähig halten", sagt HWK-Präsident Rudi Müller.

Seit Mittwoch sind Hauptgeschäftsführer Kocks und Stellvertreter Adams vom Vorstand bis auf weiteres beurlaubt. Nach Darstellung der Kammer hatten beide zuvor gebeten, ihre Ämter ruhen lassen zu dürfen. Ursache sind die gegen beide geführten staatsanwaltlichen Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts auf Subventionsbetrug (der TV berichtete).

Sehr schwierig seien die Zeiten jetzt, weshalb man eng zusammenrücke, erklärt Präsident Müller. Die Loyalität der Mitarbeiter sei groß. "Es geht darum, wieder Vertrauen herzustellen", sagt der Schreinermeister.

Einfach dürfte das nicht werden. Schließlich ist Günther Behr, der zusammen mit dem HWK-Justiziar Gerhard Müller die Aufgaben von Kocks und Adams kommissarisch übernommen hat, zugleich Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung des Handwerks (GFH). Und ausgerechnet bei dieser 100-prozentigen HWK-Tochter war der Mitarbeiter beschäftigt, durch den die Chose vor einem knappen Jahr ins Rutschen geriet und die Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung öffentlicher Fördergelder bekannt wurden.

Angestellt bei der GFH, arbeitete der im vergangenen Jahr fristlos entlassene Mann allerdings nahezu ausschließlich für die HWK-Abteilung Umweltzentrum. Die GFH stellte dafür Honorarforderungen. Abgerechnet wurde der Lohn nach TV-Informationen jedoch größtenteils über das Kompetenzzentrum - ein Projekt der HWK, dessen Personalkosten zu 80 Prozent von öffentlichen Förderstellen finanziert wurden. Was bedeuten würde, dass der Lohn für Behrs Angestellten aus Steuermitteln subventioniert war. "Dazu kann ich zurzeit keine Auskunft geben", erklärte Kammer-Präsident Müller, momentan alleiniger Auskunftsberechtigter, auf TV-Anfrage.

Bei Kocks und Adams kann er sich derzeit nicht erkundigen. Seit der Beurlaubung habe er von ihnen nichts mehr gehört.
Dass beide ihre vollen Bezüge weiter erhalten, sei nicht zu beanstanden. "Da haben wir uns natürlich juristisch kundig gemacht", erklärt Müller. Wie hoch die Geschäftsführer-Gehälter sind, davon habe er "Null Ahnung". Fest stehe jedoch, dass die Pflichtbeiträge der 6750 Handwerksbetriebe der Region nur 15 Prozent am Gesamtbudget der Kammer - und somit an den "Urlaubs-Löhnen" - ausmachten. Den Rest erwirtschafte die Kammer aus eigenen Kräften.

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